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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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eine Regel, die allem entsprach, woran Adelia glaubte, und sie würde nicht zulassen, dass sie umgangen wurde, auch wenn Dakers selbst nur allzu bereit dazu war und neben Rosamunds Leichnam in den Flammen sterben wollte. Das Leben war heilig. Niemand wusste das besser als eine Ärztin, die sich mit dem Tod befasste.
    Die Frau wollte sich erneut losreißen. Adelia packte noch fester zu, obwohl sie körperlichen Ekel empfand. Sie, die Leichen nie abstoßend fand, war angewidert von diesem lebenden Körper, den sie jetzt so eng an sich drückte, von seiner Magerkeit – es war, als umarmte sie ein Bündel Stöcke –, von seiner Leidenschaft für den Tod.
    »Wollt Ihr sie denn nicht rächen?« Sie sagte das, weil ihr nichts Besseres einfiel, um die Frau zu beruhigen, doch für einen Moment kehrte ein Anflug von Klarheit in die Augen zurück, die sie anfunkelten.
    Der Mund hörte auf zu fauchen. »Wer war es?«
    »Das weiß ich noch nicht. Aber eines kann ich Euch sagen, es war nicht die Königin.«
    Wieder ein Fauchen. Dakers glaubte ihr nicht. »Sie hat einen Mörder bezahlt.«
    »Nein.« Adelia fügte hinzu: »Und Bertha war es auch nicht.«
    »Das weiß ich.«
Verächtlich.
    Plötzlich war eine seltsame Nähe zwischen ihnen. Adelia spürte, wie sie in die Überlegungen der Frau einbezogen wurde, sofern bei ihr überhaupt von Überlegung die Rede sein konnte, sah, wie ihr Wert als Verbündete in Betracht gezogen, verworfen und dann wieder abgewogen wurde. Schließlich war sie ja auch die
einzige
Verbündete.
    »Ich finde Dinge heraus. Das ist meine Arbeit«, sagte Adelia und lockerte ihren Griff ein wenig. Sie kämpfte ihren Abscheu nieder und rang sich zu einem Vorschlag durch. »Kommt mit mir, und wir gehen der Sache gemeinsam auf den Grund.«
    Wieder wurde sie abgeschätzt, für unzulänglich befunden, erneut abgeschätzt und dann als möglicherweise nützlich eingestuft.
    Dakers nickte.
    Adelia tastete in ihrer Tasche nach dem Messer, schnitt den Strick um die Fußknöchel der Haushälterin durch und zog ihr die Schlinge, die sie um den Hals hatte, über den Kopf. Sie stockte, unsicher, ob sie ihr auch die Hände losbinden sollte. »Versprecht Ihr es mir?«
    Das eine noch offene Auge blinzelte sie an. »Ihr findet es heraus?«
    »Ich werde es versuchen. Deshalb hat mich der Bischof von St. Albans mit hergebracht.« Nicht sehr beruhigend, dachte sie, wenn man bedachte, dass der Bischof von St. Albans diesen Ort jetzt als Gefangener verließ und Armageddon drohte.
    Dakers streckte ihr die mageren Handgelenke entgegen.
    Schwyz hatte den Wachraum verlassen, um draußen auf dem Hof für Ordnung zu sorgen. Einige der Diener waren mit ihm gegangen. Die wenigen, die noch verweilten, waren nach wie vor damit beschäftigt, ihre Sachen zusammenzusuchen, daher achteten sie nicht auf die beiden Frauen, die sich nach draußen schlichen.
    Auf dem Burghof war das Chaos ebenso groß. Adelia zog Dakers die Kapuze ihres Umhangs über den Kopf und setzte dann ihre eigene auf, damit sie bloß zwei weitere dunkle Gestalten in dem allgemeinen Durcheinander waren.
    Ein aufkommender Wind sorgte für eine noch höhere Lautstärke und trieb kleine Wolken von Schneeflocken vor sich her, die nur langsam schmolzen. Das Mondlicht kam und ging wie eine flackernde Kerze.
    Unbeachtet, Dakers’ Arm festhaltend und gefolgt von Wächter, bewegte sich Adelia auf der Suche nach Rowley durch das Treiben. Sie entdeckte ihn auf der anderen Hofseite und sah mit Erleichterung, dass Jacques und Walt bei ihm waren, alle drei aneinandergefesselt. In ihrer Nähe debattierte der Abt von Eynsham mit Schwyz darüber, was mit ihnen geschehen sollte, und seine Stimme übertönte den Wind und das Chaos. »… ist mir egal, du Tyrann, ich muss wissen, was sie wissen. Die kommen mit.« Schwyz’ Erwiderung war nicht zu verstehen, doch Eynsham hatte sich durchgesetzt. Die drei Gefangenen wurden grob zu dem Menschengedränge am Tor bugsiert, wo Eleanor gerade Anstalten machte, auf ein Pferd zu steigen.
    Verdammt,
verdammt.
Sie musste mit Rowley sprechen, ehe sie getrennt wurden. Natürlich unbemerkt, was sich mit einer gescheiterten Attentäterin im Schlepptau noch schwieriger gestalten würde … dennoch wagte sie es nicht, Dakers’ Hand loszulassen.
    In diesem Moment lachte Dakers, zumindest erklang unter der Kapuze, die ihr Gesicht umhüllte, ein leises, gackerndes Geräusch.
    »Was ist?«, fragte Adelia und merkte, dass sie Rowley und die anderen aus den Augen

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