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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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setzen, ehe es über ihren Rücken nach vorn gezogen wurde, so dass es sie beide ebenso bedeckte wie die drei Gefangenen und schließlich auch die zwei Soldaten, die vorn im Bug Platz nahmen. Ihre Bemühungen waren also nicht uneigennützig gewesen, sie kamen mit. Mit einer betont vielsagenden Geste legte Giorgio sich ein Stoßschwert über die Knie.
    Das Segel war verdreckt, stank und drückte jedem von ihnen schwer auf den Kopf, und es war auch nicht breit genug. Als sie es so zogen, dass sie gegen den heulenden Wind auf der linken Seite geschützt waren, blieb auf der rechten Seite eine Lücke. Binnen kurzem hatte sich Eis darauf gebildet, das es steif machte, aber auch mit einer schützenden Schicht überzog. Es war ein notdürftiger Schutz.
    Der Fluss wurde zu einer wütenden Gischt aufgepeitscht, die eisiges Wasser über das Dollbord trieb. Adelia hob Wächter auf ihren Schoß, deckte ihn mit ihrem Umhang zu und stützte die Füße gegen Rowleys Rücken, um sie aus dem Wasser zu halten – er saß auf der Ruderbank direkt vor ihr, auf der Steuerbordseite, wo die Lücke war. Jacques saß zwischen ihm und Walt.
    »Geht es Euch gut?« Sie musste gegen das Heulen des Windes anbrüllen.
    »Und Euch?«, fragte er.
    »Bestens.«
    Auch der Bote gab sich tapfer. Adelia hörte ihn sagen: »Bootsfahrt – mal eine nette Abwechslung.«
    »Zieh ich dir vom Lohn ab«, entgegnete der Bischof. Walt schnaubte.
    Für mehr reichte die Zeit nicht, denn die beiden Soldaten schrien sie an, sie sollten Wasser aus dem Boot schöpfen, »ehe das Scheißding absäuft«, und verteilten zu diesem Zweck Gefäße. Die drei Gefangenen bekamen richtige Schöpfeimer, während man den Frauen zwei Krüge in die Hand drückte. »Und strengt euch verdammt noch mal an.«
    Adelia begann, Wasser zu schöpfen – wenn das Boot mit ihnen unterging, wären sie tot, ehe sie sich ans Ufer retten könnten. So schnell wie möglich kippte sie eisiges Wasser raus in den Fluss – und der Fluss kippte es zurück ins Boot.
    Wenn sie durch die Lücke im Segel spähte, wurde der dahinjagende Schnee schwach von einer Lampe im Heck der Barkasse und einer im Bug des nachfolgenden Bootes erhellt. Das bisschen Licht genügte Adelia, um zu erkennen, mit was für einem jammervoll unpraktischen Krug sie gegen das Wasser kämpfte. Er war aus Silber und hatte kürzlich noch auf dem Tablett gestanden, auf dem ein Diener Essen für Eleanor in Rosamunds Zimmer getragen hatte. Die Aquitanier hatten recht gehabt: Die Söldner, zumindest die beiden bei ihr im Boot, waren Diebe.
    Plötzlich packte Adelia eine unbändige Wut, die um den gestohlenen Krug kreiste, aber in Wahrheit mehr damit zu tun hatte, dass sie fror, müde und nass war, körperlich litt und um ihr Leben fürchtete. Sie herrschte Dakers an, die untätig war. »Nun schöpft schon, zum Donnerwetter.«
    Die Frau rührte sich nicht, und ihr Kopf hing herab. Wahrscheinlich tot, dachte Adelia.
    Auch Rowley wurde von Zorn übermannt. Er brüllte die zwei Soldaten an, sie sollten ihnen die Hände losschneiden, damit er und Jacques und Walt schneller schöpfen könnten – sie wurden dadurch behindert, dass sie das Wasser stets mit einer unbeholfenen Bewegung gleichzeitig aufschöpfen und über Bord gießen mussten.
    Man sagte ihm, er solle aufhören zu jammern, doch kurz darauf spürte Adelia, wie das Boot noch stärker wackelte, und dann hörte sie die Männer vor ihr fluchen. Sie schloss aus ihren Schimpfereien, dass sie jetzt zwar voneinander losgeschnitten worden waren, aber jeder einzelne noch immer die Hände gefesselt hatte.
    Dennoch, nun konnten die drei schneller schöpfen – und taten es auch. Adelia verlagerte ihre Wut auf Dakers, die einfach so gestorben war, nach allem, was sie, Adelia Aguilar, für sie getan hatte. »Undank ist der Welt Lohn«, knurrte sie und packte das Handgelenk der Frau. Zum zweiten Mal in dieser Nacht spürte sie einen schwachen Puls.
    Sie beugte sich so weit vor, dass sie fast den Hund auf ihrem Schoß zerquetschte, und riss Dakers’ Füße aus dem Bilgewasser. Um sie zu wärmen, schob sie einen zwischen die Körper von Rowley und Jacques und den anderen zwischen Jacques und Walt.
    »Wie lange sollen wir denn hier noch sitzen?«, schrie sie über deren Köpfe hinweg die Soldaten an. »Herrje, wann
bewegen
wir uns endlich?«
    Aber der Wind brüllte lauter, als sie das vermochte. Die Männer hörten sie nicht. Rowley jedoch deutete mit einem Nicken auf die Lücke.
    Sie spähte

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