Die Teufelshaube
dass die kleine Adelia fremde Sprachen aufsaugte wie Löschpapier.
Eine seltsame Sprache war das gewesen, eine kehlige Mischung aus Latein und dem Dialekt der germanischen Stämme, von denen diese alpinen Menschen abstammten.
Soeben hatte sie die Sprache wieder vernommen.
Schwyz hatte Romantsch gesprochen.
Ohne sich umzublicken, lieferte der Abt der Königin eine äußerst freie Übersetzung. »Schwyz sagt, wir werden diesen Krieg gewinnen, weil Ihr auf unserer Seite seid. Wenn er mit Inbrunst spricht, fällt er in sein altes Kauderwelsch zurück, aber der alte Schwyz ist mit ganzer Seele Euer Mann.«
»Das weiß ich.« Eleanor lächelte Schwyz an. Schwyz nickte zurück.
»Bloß, er sagt, er kann Schnee riechen, und er will so schnell wie möglich nach Oxford. Und mir wird auch wohler zumute sein, wenn wir Wolvercotes Männer um uns haben. Könnt Ihr die Reise verkraften, Teuerste? Nicht zu müde? Dann lasst uns mit Monty runter in die Küche gehen, damit ihr was Warmes in den Bauch bekommt. Es wird eine kalte Fahrt.«
»Mein lieber, lieber Abt«, sagte Eleanor herzlich und erhob sich. »Wie sehr wir Eure Anwesenheit doch vermisst haben. Ihr ruft uns Gottes schlichte Güte in Erinnerung. Ihr bringt den Geruch der Felder und aller natürlichen Dinge mit. Ihr bringt uns Mut.«
»Das hoffe ich, meine Liebe. Das hoffe ich.« Als die Königin und Montignard die Treppe hinunter verschwanden, wandte er sich um und sah Adelia an, die wusste, ohne zu wissen, wieso, dass er sie die ganze Zeit über wahrgenommen hatte. »Wer ist das?«
Schwyz sagte: »Eine von St. Albans’ Huren. Er hat sie mit hergebracht. Sie war im Zimmer, als die Verrückte auf Nelly losgegangen ist, und hat sie zu Fall gebracht. Nelly denkt, sie hat ihr das Leben gerettet.« Er zuckte die Achseln. »Stimmt vielleicht.«
»Ach ja?« Mit zwei Schritten war der Abt bei Adelia. Eine verblüffend gut manikürte Hand griff ihr unters Kinn und bog ihr den Kopf nach hinten. »Eine Königin verdankt dir ihr Leben, ja, mein Kind?«
Adelia blickte ausdruckslos, ebenso ausdruckslos, wie er sie anstarrte.
»Da hast du aber Glück gehabt, was?«, sagte er.
Er nahm die Hand weg und wandte sich zum Gehen. »Komm, mein Freund, möge das Narrenspiel beginnen.«
»Was ist mit ihr?« Schwyz deutete mit dem Daumen zum Schreibtisch.
»Lass sie verbrennen.«
»Und mit der da?« Der Daumen zeigte auf Adelia.
Das Achselzucken des Abtes ließ erkennen, dass Adelia gehen konnte oder mit verbrennen, ganz nach Belieben.
Sie blieb allein im Zimmer zurück. Wächter erkannte seine Chance, kam wieder herein und richtete seine Nase auf das Tablett mit der restlichen Kalbfleischpastete.
Adelia lauschte im Geist Rowleys Stimme. »Bürgerkrieg … Im Vergleich dazu wäre der Krieg zwischen Stephen und Matilda gar nichts … die Vier Apokalyptischen Reiter … ich höre schon das Donnern ihrer Hufe.«
Sie sind gekommen, Rowley. Sie sind hier. Gerade hab ich drei von ihnen gesehen.
Vom Schreibtisch kam ein leises Geräusch, als Rosamunds auftauender Körper nach vorn kippte.
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Kapitel sieben
D a Eleanor gegen den Rat ihres Befehlshabers mit ihrer kleinen Truppe zum Wormhold Tower gezogen war, hatten sie ihr Ziel, nämlich zu dem größeren Rebellenheer zu stoßen, das in Oxford auf sie wartete, nicht erreichen können.
Jetzt wurde das Wetter schlechter, und Schwyz wollte die Königin möglichst schnell zum Treffpunkt bringen – Heere lösten sich rasch auf, wenn sie zu lange untätig blieben, vor allem in der kalten Jahreszeit –, und der schnellste Weg war der Fluss. Die Themse floss mehr oder weniger direkt von Norden nach Süden durch die rund sieben Meilen freies Land, das zwischen Wormhold und Oxford lag.
Da die Königin und ihre Dienerschaft vom letzten Lager aus geritten waren und Schwyz und seine Männer sie zu Fuß begleitet hatten, mussten Boote aufgetrieben werden. Und man hatte welche aufgetrieben. Ein paar. Wenn auch nicht die besten. Sie mussten genügen, um die wichtigsten Mitglieder des königlichen Gefolges und ein Kontingent von Schwyz’ Männern zu befördern, aber auch nicht alle.
Die niedrigeren Diener und der größte Teil der Soldaten würden für den Weg nach Oxford den Treidelpfad nehmen, was erheblich länger dauern und beschwerlicher werden würde als die Fahrt mit dem Boot. Außerdem mussten sie dabei die Pferde und Maultiere mitführen, die die Königin und ihr Gefolge mitgebracht hatten.
All das bekam Adelia mit, als sie
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