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Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
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verloren hatte. »Ach, seid
still.
«
    In quälender Unentschlossenheit zog sie die Frau zu dem Torbogen, durch den man in den äußeren Hof und zum Eingang des Irrgartens gelangte. Der Wind ließ die Mäntel der herumhastenden Diener immer wieder aufflattern, so dass der goldene Löwe von Aquitanien auf ihren Wappenröcken im Fackelschein aufglänzte. Soldaten in ihren fest geschlossenen wattierten Jacken versuchten, Befehle zu geben, rissen unnötige oder zu schwere Gegenstände aus widerspenstigen Armen und hinderten ihre Besitzer daran, erneut danach zu greifen. Nur Eleanor war ruhig, hielt ihr Pferd mit einer Hand im Zaum und schirmte mit der anderen die Augen ab, um das Geschehen zu beobachten. Ihr Blick war suchend.
    Sie sah Wächter, der sich wie ein kleines schwarzes Schaf gegen den Schnee abhob, und zeigte mit einem behandschuhten Finger auf das Tier, während sie Schwyz einen Befehl gab. Schwyz schaute in die Richtung und deutete dann selbst darauf. »Cross, die da«, rief er einem seiner Männer zu. »Nimm sie mit. Die mit dem Hund.«
    Adelia wurde gepackt und auf ein Maultier gehoben. Sie wehrte sich, wollte Dakers’ Hand nicht loslassen.
    Der Mann namens Cross entschied sich für den Weg des geringsten Widerstands und hob Dakers ebenfalls auf das Tier, wo sie sich an Adelias Rücken presste. »Und bleibt schön da sitzen«, schrie er sie an. Mit einer Hand am Zaumzeug drückte er den Körper gegen Adelias Bein und führte seine Schützlinge durch den Torbogen in den äußeren Hof, wo er wartete, bis der Rest des Reiterzuges zu ihnen stieß.
    Eleanor ritt an die Spitze, Eynsham dicht hinter ihr. Vor ihnen lag das offene Tor des Irrgartens wie ein gähnendes schwarzes Loch.
    »Reitet geradewegs hindurch, Königin meines Herzens«, rief der Abt ihr fröhlich zu. »So gerade wie der Pflug meines alten Papas.«
    »Geradewegs?«, rief die Königin zurück.
    Er breitete die Arme aus. »Habt Ihr mir nicht befohlen, die Geheimnisse der Hure zu erkunden? Und hab ich das nicht prächtig getan?«
    »Es gibt einen direkten Weg hindurch?« Eleanor lachte. »Abt, mein lieber Abt.
›Und was krumm ist, soll gerade werden …‹
«
    »›… und was hügelig ist, werde eben‹«,
sprach er für sie zu Ende. »Der alte Jesaja war ein kluges Kerlchen. Ich bin sein ergebener Diener, und der Eure. Wohlan, meine Königin, und der Weg des Herrn wird Euch durch das Dickicht der Hure führen.«
    Noch immer lachend, ritt Eleanor hinter einigen ihrer Männer, von denen einer eine Laterne hielt, in den Irrgarten hinein. Der Rest des Zuges folgte.
    Hinter ihnen rief Schwyz wieder einen Befehl, und eine brennende Fackel flog im hohen Bogen durch die Luft auf das angehäufte Brennholz im Wachraum …
    Der Abt hatte recht. Der Weg durch den Irrgarten verlief jetzt schnurgerade. Schmale Wege öffneten sich direkt in die nächsten. Vermeintlich unüberwindbare Hecken entpuppten sich als getarnte und nun offenstehende Türen.
    Alles Geheimnisvolle war verschwunden. Der Wind zerriss die Stille des Irrgartens, und die Hecken um sie herum bogen und schüttelten sich wie ganz alltägliches, windgepeitschtes Strauchwerk. Irgendeine heimtückische Essenz war verflogen, und Adelia war nicht traurig darum. Wenn man diesem seltsamen Abt glauben konnte, der beteuerte, ein glühender Verehrer der Königin zu sein, hatte Rosamund selbst ihm diesen geheimen Weg verraten, und das fand Adelia bemerkenswert.
    »Kennt Ihr diesen Mann?«, fragte sie über die Schulter. Sie zuckte zusammen, als sie spürte, wie sich Dakers’ magere Brust an ihrem Rücken auf und ab bewegte, als die Haushälterin wieder kicherte.
    »Hält sich für besonders schlau.« Es war weniger eine Antwort als vielmehr eine Art Selbstgespräch. »Bildet sich ein, er hat unsere Schlange besiegt. Soll er ruhig, aber die hat noch immer ihre Giftzähne.« Vielleicht war es Ausdruck ihres Wahns, dachte Adelia, dass in ihrer Stimme kein Hass auf den Mann zu hören war, der, wie er selbst gestanden hatte, Rosamund in ihrem Turm besucht hatte, um sie an die Königin zu verraten.
    Nach kurzer Zeit waren sie durch den Irrgarten hindurch. Cross schimpfte fürchterlich auf das Maultier und zwang es in den Trab, so dass Adelia und Dakers unsanft auf dem sattellosen Rückgrat durchgeschüttelt wurden, als das Tier den Hügel hinauflief.
    Der Wind nahm an Stärke zu und trieb waagerechte Schneeschauer vor sich her, die immer wieder den Mond verdunkelten, der hoch am Himmel hing. Als sie den

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