Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Teufelshaube

Die Teufelshaube

Titel: Die Teufelshaube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: franklin
Vom Netzwerk:
in den untersten Raum des Turms kam, wo jetzt laute Befehle und Erklärungen das Chaos noch verschlimmerten.
    Ein Soldat goss Öl auf einen großen Haufen aus zerschlagenem Mobiliar, während umherhastende Diener ihn anschrien, er solle mit dem Anzünden noch warten, bis sie die Truhen und Reisekisten und Kästen weggebracht hatten, die erst Stunden zuvor in den Wachraum geschleppt worden waren. Eleanor reiste mit großem Gepäck.
    Schwyz brüllte sie an, alles zurückzulassen. Weder diejenigen, die in den wenigen Booten Platz finden würden, noch diejenigen, die über Land nach Oxford ziehen mussten, durften viel mitnehmen.
    Entweder hörten sie ihn nicht, oder sie nahmen ihn nicht ernst. Er geriet noch mehr in Rage, als Eleanor partout nicht auf diese Dienerin oder jenen Diener verzichten wollte und die Auserwählten, auf die man sich schließlich geeinigt hatte, dann einfach nicht stillstanden, um sich zählen zu lassen. Das Problem schien teilweise darin zu bestehen, dass die Aquitanier kein Vertrauen in die Ehrlichkeit ihrer militärischen Verbündeten hatten. Eleanors Zofe kreischte, die königliche Garderobe könne doch keinen
sales mercenaires
anvertraut werden, und ein Mann, der anscheinend der Küchenmeister war, weigerte sich, auch nur einen einzigen Topf als mögliche Diebesbeute für die Soldaten zurückzulassen. So kam es, dass die Aquitanier im Gefolge der Königin lautstark streitend hin und her hasteten, um noch mehr Gepäck zu holen, von dem ohnehin nichts mitgenommen werden konnte, während sich Soldaten draußen vor dem Turm mit steif gefrorenem Zuggeschirr abmühten, die Pferde und Maultiere vorzubereiten.
     
    In diesem Moment beschloss Adelia, dass sie, komme was da wolle, versuchen würde, zu dem Treidelpfad zu gelangen – und zwar schnell. Bei diesem Tohuwabohu würde niemand merken, wenn sie verschwand, und mit Glück und Gottes Gnade könnte sie es zu Fuß zurück zum Kloster schaffen.
    Doch zuerst musste sie Rowley, Jacques und Walt finden.
    Sie blieb auf der Treppe stehen und schaute sich das hektische Treiben an. Die drei waren nirgends zu sehen, man hatte sie wohl nach draußen gebracht. Dafür sah sie etwas anderes: eine schwarze Gestalt, die sich im Schatten der Mauer hielt, während sie sich Richtung Treppe bewegte, und zwar seltsam hüpfend, weil ihre Füße gefesselt waren. Der Strick, den man ihr um den Hals gelegt hatte, pendelte hin und her.
    Adelia wich in das dunkle Treppenhaus zurück, und als die Gestalt auf den ersten Absatz gehüpft kam, packte sie ihren Arm. »Nein«, sagte sie.
    Die Fesseln an Händen und Füßen der Haushälterin waren so straff, dass sie eine normale Frau zurückgehalten hätten, doch wer auch immer sie ihr angelegt hatte, er hatte nicht mit dem Abnormen gerechnet: Dakers war von dort, wo die Wachen sie allein gelassen hatten, weggehüpft, um wieder zu ihrer Herrin oben im Turm zu gelangen. Und dazu war sie nach wie vor fest entschlossen. Dakers sträubte sich mit aller Kraft, um Adelia abzuschütteln, ohne dass irgendwer mitbekam, wie die beiden Frauen miteinander rangen.
    »Ihr werdet brennen«, zischte Adelia, »um Gottes willen, wollt Ihr wirklich mit ihr verbrennen?«
    »Ja-a-a.«
    »Das lasse ich nicht zu.«
    Die Haushälterin war die Schwächere von beiden. Sie gab auf und drehte sich zu Adelia um. Sie war grob behandelt worden, ihre Nase blutete, und ein Auge war dick angeschwollen. »Lasst mich gehen, lasst mich gehen. Ich will bei ihr sein. Ich
muss
bei ihr sein.«
    Wie verrückt. Wie traurig. Ein Soldat bereitete das Niederbrennen des Turms vor, die Diener hatten nur ihre eigenen Sorgen im Kopf.
    Keinen kümmerte es, ob die verhinderte Mörderin der Königin in den Flammen umkam oder nicht, und die meisten hätten Ersteres vielleicht sogar begrüßt.
    Das können sie nicht machen, sie ist wahnsinnig.
Einer der Gründe, warum Adelia England liebte, war der, dass kein Gericht des Landes Dakers wegen des Mordanschlags auf die Königin zum Tode verurteilen würde, wenn es sah, wie es um ihre geistige Verfassung bestellt war. Eleanor selbst hatte sich daran gehalten. Nehmt die Frau in Gewahrsam, das ja, aber das vernünftige alte Diktum
furiosus furore solum punitur
(der Wahnsinn der Verrückten ist Strafe genug) verlangte, dass jeder, der einmal Vernunft besessen und durch Krankheit, Trauer oder sonstige Katastrophen die Fähigkeit zu vernünftigem Handeln verloren hatte, von der Schuld seines Verbrechens freigesprochen werden musste.
    Es war

Weitere Kostenlose Bücher