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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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grauhaarigen Lockenperücke, starrte Mercurius überrascht an. »Wer in den Highlands hat so viel Geld, sich zu unserer Kundschaft zählen zu dürfen?«
    »Der Marquess von Argyll.« Mercurius lächelte maliziös. »Wobei er nicht in unser Geheimnis eingeweiht ist. Er glaubt wie fast all unsere Kunden, dass unsere Quellen in Afrika sprudeln. Bisher hat er lediglich kleinere Mengen des Lapis Philosophorum erworben, um seine offenen Beinwunden zu kurieren.« Mercurius grinste selbstgefällig. Jeder im Raum wusste, dass die Einnahme ihres Wundermittels bereits in geringen Mengen zur Sucht führte. Setzte man die geheimnisvolle Medizin ab, alterte man schneller, erkrankte erneut und fühlte sich wie das Leiden Christi persönlich. Von Mal zu Mal benötigte man mehr von der kostspieligen Substanz. Nur ein hochgefährlicher kompletter Austausch des Blutes führte zu nie versiegenden Kräften und zum ewigen Leben.
    Längst noch nicht jeder Bruder hatte diese Prozedur über sich ergehen lassen. Sie war äußerst schmerzhaft und konnte den Tod bringen, wenn sich der Betroffene in einer körperlich labilen Verfassung befand.
    »Außerdem hat der Marquess bereits in früheren Zeiten mehrmals unsere militärische Hilfe angefordert«, fuhr Mercurius fort.
    Es war unter den Brüdern allgemein bekannt, dass Cuninghame seine hirnlosen Höllenhunde, wie man sein Regiment auch bezeichnete, gern an zahlungskräftige Kriegsherren vermietete. So konnten die Söldner nach einer gewonnen Schlacht bei verwundeten, hilflosen Feinden unbemerkt
das
abzapfen, was man zur Herstellung des Elixiers am meisten benötigte: frisches menschliches Blut.
    »Argyll war es auch, der in einem Gespräch seinen Unmut darüber zum Ausdruck gebracht hat, dass sein Neffe Ewen, ein Nachfahre des alten Loch Iol, ihm den Gehorsam verweigert und mit seinen Kriegern zu den Königstreuen übergelaufen ist. Er wollte, dass wir etwas dagegen unternehmen und seinem Neffen eine Lektion erteilen. Doch ich musste passen, ohne Argyll erklären zu können, warum. Ewens Großvater gehörte bereits zu meinen Kunden, lange bevor ich das Elixier nach Europa brachte und diese Bruderschaft gegründet habe. Wir haben seinerzeit einen Nichtangriffspakt geschlossen. Dafür hat er mir seine Seele verkauft.« Mercurius setzte ein fatalistisches Grinsen auf. »Der Alte ist tot, und das, was von ihm übriggeblieben ist, wärmt sich in der Hölle die Eier. Er ist also einer von uns. Deshalb ist es mir nicht möglich, seinem ahnungslosen Neffen zu schaden, obwohl er – nach allem, was ich herausfinden konnte – John Cameron und die bezaubernde Madlen in Tor Castle aufgenommen hat.«
    »Woher wollt Ihr das wissen?« Wieder war es Wentworth, der die Worte des erhabenen Bruder Mercurius anzweifelte.
    Mercurius ließ sich jedoch seinen Unmut genauso wenig anmerken wie zuvor Cuninghame.
    »Ich verfüge über ausgezeichnete Späher, Bruder Ebenezer, ein Umstand, den Ihr Euch merken solltet.«
    Plötzlich peitschten Regen und Hagel so heftig gegen die kostbaren Glasfenster, das sie zu brechen drohten. Wegen des Unwetters entschloss man sich, die Sitzung vorzeitig abzubrechen. Außerdem war alles gesagt. Die Sache lag nun ganz allein in der Hand des Meisters.
    Nach einer kurzen Unterredung mit Bruder Mercurius rief Cuninghame seinen Adjutanten heran. Boswick Taggert, ein gewaltiger Mann in einer gutsitzenden schwarzen Uniform aus gebürstetem Leder, setzte den Blick eines Bluthundes auf, als er den Befehl erhielt, ein Problem zu beseitigen, das bereits länger nach einer Lösung verlangte.
     
    Madlen erwachte aus einem traumlosen Schlaf. Ein lautes Klopfen hatte sie geweckt. Widerwillig hob sie den Kopf und war für einen Moment verwirrt, weil das Bett neben ihr verwaist war. Wieder klopfte es, doch nicht an der Tür, sondern an den Fensterläden. Erstaunt schaute sie zu den halb geschlossenen Holzläden hin, die nur ein paar spärlichen Sonnenstrahlen Einlass gewährten. Wie konnte es sein, dass dort jemand klopfte? Das Fenster lag in mindesten zehn Yards Höhe. Neugierig stieg Madlen aus dem Bett.
    Vorsichtig öffnete sie einen der Läden und wich zu Tode erschrocken zurück, als ein junger Rabe aufflog und für einen Moment krächzend und mit flatternden Flügeln in der Luft stand. Madlen hatte das Gefühl, dass er sie geradewegs anstarrte. Voller Panik warf sie die Holzläden zu und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Ihr Herz klopfte wie wild. Bilder eines Alptraums stiegen in ihr

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