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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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hielt. Randolf und David begriffen die Zusammenhänge ebenso wenig wie John, schienen aber im Gegensatz zu Bran und Ewen zu wissen, was ihn bewegte.
    »Wentworth?« Randolf sah ihn erstaunt an, doch John schüttelte leise den Kopf, damit der Norweger vor Ewen und Bran nicht mit Einzelheiten herausplatzte. John wollte nicht, dass Madlens Verbindung zu Wentworth vor Uneingeweihten ans Licht kam.
    Aufgebracht blickte er zu Ewen hin. »Das ist ausgemachter Schwachsinn!«, schimpfte er und hielt ihm den Steckbrief mit wütender Miene entgegen »Der Mord soll vor ein paar Tagen in Falkirk geschehen sein. Zu dieser Zeit hatten wir Callander schon längst hinter uns gelassen!« Entrüstet hob er die Brauen. »Ich bin gewiss kein Engel, aber schon gar nicht bin ich Jesus und kann an mehreren Orten gleichzeitig wandeln.«
    »Mach dir keine Sorgen, John«, beruhigte ihn Ewen. »Ich weiß, dass ihr nichts dergleichen getan habt. Bei uns seid ihr sicher. Meine Männer haben mehr Covenanters auf dem Gewissen, als es Parlamentsabgeordnete in Edinburgh gibt. Und meine Leute sind loyal. Niemand wird euch verraten, und wer immer euch einfangen will, muss zunächst an meinen Truppen vorbei. Allerdings hat dein Gegenspieler allem Anschein nach einen ziemlichen Respekt vor dir.« Ewen deutete grinsend auf das zugegebenermaßen scheußliche Bild, das man von John gezeichnet hatte.
    John zerknüllte das Papier und warf es quer über den Tisch, wo David es auffing und mit konzentrierter Miene entfaltete, um sich das Bildnis erneut anschauen zu können.
    »Wenn Madlen sieht, wie hässlich du in den Augen der Lowlander bist«, scherzte er, »wird sie sich glatt einen anderen suchen.«
    »Madlen darf auf keinen Fall etwas davon erfahren«, erklärte John mit entschlossener Miene. »Sie würde sich nur ängstigen.«
    Ewen nahm das Papier und riss es in mehrere Stücke, dann warf er es in den Kamin, wo es in Flammen aufging. »Asche zu Asche«, sagte er leise.
    Doch John ahnte, dass die Sache damit längst nicht erledigt war.

17

West Highlands 1647 – »Höllenhunde«
     
    »Was hast du mit den Büchern angestellt?«, wollte Paddy wissen, als er zusammen mit John auf einem abgeschiedenen Posten vor Loch Awe bäuchlings auf der Lauer lag, um Söldner des Marquess of Argyll auszuspionieren. Etwa zweihundert Yards entfernt hatten Archibald Campbells Covenanters ein Lager aufgeschlagen und ein kleines Feuer entzündet.
    John überlegte bereits angestrengt, wie er Ewen klarmachen sollte, dass er trotz der Entfernung jedes einzelne Wort verstand. Selbst das Zähneklappern der feindlichen Soldaten entging ihm nicht. In diesem Jahr war es kurz vor Weihnachten außergewöhnlich kalt. Der Boden war bis in die Tiefe gefroren, und Schneeflocken rieselten auf die wärmenden Plaids, in die sich John und Paddy eingerollt hatten. Wie Ruaraidh, David und Randolf, die sich weiter östlich positioniert hatten, konnte ihnen die Kälte kaum etwas anhaben. Seitdem sie Cuninghames Folter überlebt hatten, entstanden Erfrierungen erst gar nicht, oder – falls es doch einmal geschah – heilten sie sofort, ein weiteres Phänomen, das sie von gewöhnlichen Menschen unterschied und sie hier und da in den Verdacht gebracht hatte, mit dem Teufel im Bunde zu stehen. Mit der Zeit wurde es jedoch immer schwieriger, all die neu erworbenen Fähigkeiten vor den übrigen Kriegern geheimzuhalten.
    »Warum willst du das wissen?«, fragte John leise und tat so, als ob er sich im fahlen Licht eines abnehmenden Mondes orientieren müsse. Dass er die Landschaft trotz der Dunkelheit mit glasklarem Blick übersehen konnte, wusste niemand besser als Paddy.
    »Du weißt, was ich meine«, knurrte der Ire. »Seit wir in deinem Clan aufgenommen wurden, hältst du die Bücher verborgen. Wir haben aufgehört, darüber zu reden, was dieses Schwein mit uns angestellt hat.«
    John sah ihn von der Seite her an. Er wusste, dass Paddy von Cuninghame sprach. »Ich dachte, es ist besser so. Wir können ohnehin nichts daran ändern. Aber wenn du meinst, ich hätte vergessen, was dieser Bastard uns angetan hat, bist du auf dem falschen Pfad. Allerdings sehe ich im Moment keine Möglichkeit, gegen ihn vorzugehen.« Er schnaubte ärgerlich. »Bis der nächste Bürgerkrieg gewonnen und die Bedrohung durch die Engländer gebannt ist, bleibt uns nichts weiter übrig als abzuwarten. Aber das heißt nicht, Cuninghame ungeschoren davonkommen zu lassen.«
    Paddy packte ihn unvermittelt am Arm. »Das ist es

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