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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Jungfräulichkeit, sondern auch all ihren Luxus zu verdanken hatte, in dem er sie hielt wie in einem goldenen Käfig. Er wollte sie als das sehen, was sie für ihn war: eine herrliche Stute, die ihre Kraft und Energie an ihre Nachkommenschaft weitergeben würde. Er wollte sie nicht als willenlose Lakaiin. Das würde sich negativ auf mögliche Schwangerschaften auswirken und damit die Ergebnisse seiner Experimente stören.
    Mit sanfter Gewalt zwang er Madlen, ihm ins Gesicht zu schauen.
    »Du hast recht«, lenkte er ein. »Wir sollten nicht mehr von diesem Kretin sprechen.«
     
    Madlen unterdrückte einen Seufzer des Entsetzens und presste die rechte Hand auf ihr Mieder, um ihren Herzschlag und das Rumoren in ihrem Magen zu beruhigen. Die Vorstellung, dieses Desaster könnte sich wiederholen, verursachte ihr Übelkeit. Von einem völlig Fremden entjungfert und schließlich geschwängert zu werden, nur um Cuninghame zu Willen zu sein, erschien ihr immer noch entsetzlich. Noch schlimmer war, dass er schon bei der Sache mit Stratton darauf bestanden hatte, zusehen zu wollen – heimlich und ohne Strattons Einverständnis. Es war ein Albtraum, und Madlen überlegte fieberhaft, was sie tun konnte, falls er auf die Idee kam, ihr noch einmal so etwas zuzumuten. Dabei hatte sie sich zu Beginn ihrer unseligen Verbindung mit Cuninghame bereits damit abgefunden, sich dem alten Scheusal selbst hinzugeben, wenn er ihr wenigstens die Ehe angetragen hätte. Die Vorstellung, Gattin eines angesehenen Mitglieds des schottischen Parlaments zu werden, erschien ihr damals wie eine rettende Insel nach einem Schiffsuntergang. Selbst die vierzig Jahre Altersunterschied hatten sie nicht gestört. Wenn sie ihm dazu vor aller Welt noch einen Sohn oder eine Tochter hätte schenken können, wäre ihr Glück beinahe vollkommen gewesen.
    Mit der Zeit hatte sie jedoch erkennen müssen, dass er nicht daran interessiert war, bei ihr zu liegen. Alle Versuche, ihn zu verführen, waren fehlgeschlagen. Die Dienerschaft munkelte, er sei nicht fähig, eine Frau zu besteigen. Und dass er stattdessen sündige Orgien besuche und es liebe, bei der Paarung von Männern und Frauen zuzuschauen. Hatte er sie deshalb dazu gezwungen, bei Stratton zu liegen? Abgesehen davon, dass er hinterher – falls sie von Stratton ein Kind empfangen hätte – behaupten konnte, es sei von ihm selbst, und damit wäre die Schmach seiner eigenen Unfähigkeit vom Tisch gefegt worden.
    Je mehr Madlen darüber nachdachte, umso plausibler erschien es ihr, dass das der einzige Grund war, warum er sie Wentworth abgekauft hatte. Mit Liebe hatte das nichts zu tun, aber wenn sie ehrlich zu sich selbst war, unterschied sie sich nicht sehr von ihrem Gönner. Sie nahm zwar sein Geld, aber sie begehrte ihn keineswegs, von Liebe ganz zu schweigen. Das war ihr umso schmerzlicher bewusst geworden, als John Cameron ihr so unvermittelt gegenübergesessen hatte. Ihr Zusammentreffen erschien ihr wie ein von Gott gesandtes Zeichen. John war der Inbegriff all ihrer Träume – damals wie heute. Die Vorstellung, mit ihm das Lager zu teilen, seinen kraftvollen Körper zu spüren und all das mit ihm zu erleben, was sie anderen bisher verwehrt hatte, erschien ihr unglaublich verlockend. Jedoch den Gedanken, wie sie John – von Chester unbemerkt – dazu bringen konnte, ihr Liebhaber zu werden, verwarf sie sogleich wieder. Erstens erschien es ihr unmoralisch, ihn nur zu verführen ohne Aussicht auf mehr, und zweitens war es gefährlich, nicht nur für sie, sondern auch für John. Wenn Chester dahinterkommen sollte, dass sie John ihr Bett offerierte, würde er überaus wütend werden, und niemand wusste, was dann geschah.
     
    »Wer war der Kerl, der dich in die Kammer hinaufgetragen hat?«, fragte Cuninghame fordernd. Nicht nur Madlens aufgescheuchter Blick verriet ihm, dass sie ein schlechtes Gewissen plagte.
    »Wie ich schon sagte – ein alter Freund aus Kindertagen.« Sie strich sich eine Locke aus dem Gesicht, bemüht, unaufgeregt zu klingen. »Es war Zufall, dass wir uns auf diese Weise begegnet sind.«
    »Ein äußerst stattlicher Kerl, nicht wahr?« Cuninghame konnte ihren flatternden Herzschlag spüren. Der Mann musste ihr etwas bedeuten, ansonsten wäre sie ruhiger geblieben.
    »Keine Ahnung.« Madlen log – das konnte er spüren. »Und es interessiert mich auch nicht.«
    »Wie war sein Name noch gleich? John … John Cameron?«
    Madlen stieg eine leise Röte den Hals hinauf, obwohl im Innern der

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