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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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plötzlich beobachtet fühlte.
    Während sie auf dem Rand der Badewanne saß und sich auszog, kam Watson hereingeschlichen und forderte laut miauend seine Abendration. Für einen Moment schaute Lilian ihn an, doch bevor sie den Gedanken vertiefen konnte, ob sie die Wirkungsweise der Substanz tatsächlich zunächst noch einmal an dem Kater ausprobieren sollte, war er schon wieder verschwunden. Katzen wittern instinktiv die Gefahr, dachte sie und schlüpfte mit einem Seufzer in ihren rosafarbenen Hausanzug.
    Ein bisschen Bequemlichkeit würde bei dem Experiment gewiss nicht schaden.
    Die Nervosität stieg, als sie sich erneut in die Küche begab, um den Kater zu füttern. Vielleicht sollte sie doch zunächst etwas essen oder einen Beruhigungstee trinken. Doch was wäre, wenn ihr übel wurde und sie sich übergab? Nein – nur ein Glas Wasser, das Telefon abstellen, und dann war sie bereit.
    Im Schlafzimmer schloss sie die Tür und ließ sich im Schneidersitz auf dem schlichten Futon nieder. Mit spitzen Fingern zog sie die Injektionskanüle auf. Dabei zitterte sie so stark, dass sie zweimal absetzen musste, um nichts zu verschütten. Eine Stimme erhob sich warnend in ihrem Innern. War es richtig, was sie hier tat? Nebenwirkungen unbekannt, hallte es in ihrem Kopf. Konsequent versuchte sie ihre lebhafte Phantasie zu unterdrücken. Filme wie »Die Fliege« kamen ihr in den Sinn. Beispiele von zu Monstern mutierten Forschern.
    »Schluss jetzt! Alex hat es auch überlebt«, sagte sie laut und legte die Injektion beiseite, nachdem sie die Nadel aufgesteckt hatte. Entschlossen schob sie den linken Ärmel des Hausanzugs hoch und legte eine Venenpresse am Oberarm an. Mit einem Ruck zog sie die Manschette zu und stellte sich vor, wie es wäre, drogenabhängig zu sein. Unwillkürlich dachte sie an ihren Bruder. Sie hatte ihm nichts von ihren Absichten erzählt und war froh, dass er sich nicht mehr gemeldet hatte. Ruhig sprühte sie etwas von der Desinfektionsflüssigkeit auf ihre Armbeuge. Am liebsten hätte sie beim Einstich die Lider geschlossen, doch sie musste die Stelle im Blick behalten. Also biss sie die Zähne zusammen und jagte sich die Nadel an der markierten Stelle vorschriftsmäßig in die Vene. Langsam drückte sie das Serum hinein.
    Als die Kanüle vollständig geleert war, legte Lilian die Injektion beiseite. Sie dimmte das Licht herunter, legte sich kerzengerade auf den Rücken und streckte die Beine aus. Dann faltete sie die Hände über dem Bauch und wartete ab.
    Sie fror. Ansonsten spürte sie nichts – keine Veränderung. Als nach fünf Minuten immer noch nichts geschah, war sie für einen Moment versucht aufzustehen, doch dann sah sie plötzlich ein grelles Licht, das immer größer wurde. Wie geblendet hielt sie die Hand vor Augen.
    »Was zur Hölle ist das?«, flüsterte sie vor sich hin.
    Es war kalt und wurde immer kälter. Die Luft um sie vibrierte von unbekannten Geräuschen. Nun konnte sie auch das Licht erkennen, und in seiner Umgebung wurde es schlagartig wärmer. Es war eine Fackel, die ihr jemand vor das Gesicht hielt.
    »Ist sie tot?« Die Stimme klang zaghaft.
    »Nein, sie lebt, grundgütiger Himmel! Aber die Kugel hat sie erwischt.« Ein zweiter Mann beugte sich über sie. »Madlen, komm zu dir! Kannst du mich hören?«
    Lilian brauchte einen Moment, bis sie sich rühren konnte, dann sah sie den Mann an. Seine Augen glitzerten vor Aufregung, sie waren klar und grün, mit großen Pupillen. Soviel konnte sie im Schein der Flammen erkennen. Sein Gesicht war bärtig und trotz der Kälte schweißnass. Oder war es Regen, der sein Haar, das er an den Schläfen zurückgebunden hatte, strähnig herabhängen ließ? Fasziniert betrachtete sie seine sinnlichen Lippen. Er sprach sehr langsam und betont. Sie bemerkte seine eckigen Zähne und den breiten Mund, der sich zu einer Grimasse der Angst verzog. Er legte ihr einen Arm unter den Nacken und versuchte sie anzuheben.
    Der Schmerz, der ihre Brust durchfuhr, war so stark und unerwartet, dass Lilian panisch nach Atem rang. Ein Feuer durchlief ihren gesamten Brustkorb und schien an den Schultern wieder hinauszutreten. Sie wagte es kaum, weiter zu atmen. Ein merkwürdiges Gefühl überkam sie – dass sie plötzlich nicht mehr allein war, dass etwas von ihrem Körper Besitz ergriffen hatte, etwas Gutes und Furchtbares zugleich.
    Lilian spürte, wie ihr die Sinne schwanden, als der Mann sie voller Verzweiflung küsste und ein anderer Mann ihn bedrängte, sie

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