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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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sträflich dicht auf und überholte ihn kurz darauf. Dough musste eine Vollbremsung hinlegen, als der fremde Wagen plötzlich am Ortsaugang nach Glen Village zum Stillstand kam und mit eingeschalteter Warnblinkanlage die Straße blockierte.
    »Arschloch!«, entfuhr es Dough, während er spürte, wie ihm der Zorn den Blutdruck nach oben jagte. Missmutig parkte er seinen Wagen am Straßenrand und stellte den Motor ab. Dann öffnete er die Wagentür und sprang mit Schwung hinaus auf die Straße, um dem Kerl in der Nobelkarosse die Meinung zu geigen.
    Es waren zwei, und sie waren so schnell, dass Dough noch nicht einmal sagen konnte, wie sie ausgesehen hatten, als man ihm unversehens Augen und Mund mit einem breiten Klebestreifen verband und ihm Hände und Füße mit Plastikfesseln fixierte. Bevor er sich rühren konnte, verlor er den Boden unter den Füßen, weil zwei kräftige Hände ihn in die Horizontale gebracht hatten. Er landete hart auf der Hüfte und hörte das Zuklappen einer Kofferraumtür.
    Doughs Herz raste so stark, dass er glaubte zu sterben. Wenn das jetzt auch eine Halluzination war, konnte es nur daran liegen, dass er tatsächlich den Verstand verloren hatte. Vielleicht hatte Randy ihm heimlich etwas in den Kaffee gekippt. Er trieb sich gerne in Discos herum, und war es nicht so, dass man dort auch mit Drogen handelte, die einen Menschen in paranormale Welten katapultieren konnten? Aber warum hätte Randy so etwas tun sollen?
    Dough überfiel die Furcht, nicht mehr atmen zu können. Es war eng und stickig in dem Kofferraum, und die Fahrt schien ewig zu dauern. Plötzlich gab es einen mordsmäßigen Ruck, und der Wagen geriet ins Schlingern. Er schleuderte herum, rumpelte über einen unebenen Untergrund, bis er endlich zum Stillstand kam. Dough hatte sich den Kopf und das Knie angestoßen. Wieder hörte er dumpfe Geräusche und die gedämpften Schüsse einer Pistole. Jemand fluchte auf Gälisch.
    Vielleicht hatte es mit der IRA zu tun? Hatte es nicht vor kurzem einen neuen Anschlag in Nordirland gegeben? Es war verrückt, wie alles verrückt war in diesen unsicheren Zeiten. Vielleicht kamen sie jetzt sogar bis nach Schottland und entführten harmlose Nachtwächter. Obwohl sich Dough kaum vorstellen konnte, dass jemand bereit war, wegen ihm Lösegeld zu bezahlen, geschweige denn einen Terroristen aus der Haft zu entlassen.
    Verschiedene Männerstimmen riefen sich Befehle zu. Dann waren ein Stöhnen und ein Gurgeln zu hören. Jemand stieß gegen den Wagen.
    Einen Moment später wurde der Kofferraum aufgerissen. Ein Luftzug strich über sein Gesicht. Dough spürte sein hämmerndes Herz und dachte unwillkürlich: Nun hat mein letztes Stündlein geschlagen.
    Doch keiner setzte ihm eine Pistole an den Kopf. Stattdessen riss ihm jemand die Klebebänder vom Gesicht ab. Ein heftiger Schmerz durchfuhr seine Wangen. Ängstlich blinzelte Dough in das Gesicht eines Mannes mit kurzgeschorenen rotbraunen Haaren. Er hätte schwören können, dass es einer der Kerle war, die er in jener Nacht im Lagerhaus gesehen hatte.
    »Alles in Ordnung?«, fragte der Mann mit dem Akzent der Highlander.
    Dough nickte nur, unfähig zu sprechen, aber er war sicher, dass es der Kerl aus dem Lagerhaus war.
    »Er ist okay«, meinte ein zweiter Mann, dessen dunkle Locken im Nacken zu einem Zopf gebunden waren. Auch er kam aus den Highlands.
    »Du kannst deinem Schöpfer danken«, sagte der erste und grinste ihn an. »Er wollte wohl nicht, dass du stirbst.«
    Dough öffnete die Lippen. Alles kam ihm auf einmal unwirklich vor. »Sie sind nicht echt, oder?«, fragte er in einem fatalistischen Tonfall.
    Der Typ über ihm setzte eine amüsierte Miene auf. »So echt wie die Madonna von Lourdes.«
    »Gib ihm endlich die Injektion«, sagte der andere, und bevor Dough etwas erwidern konnte, spürte er einen feinen Einstich am Hals.
    Dann wurde es dunkel um ihn.
     
    Nachdem Lilian vom Flugplatz zurückgekehrt war, konnte sie endlich zur Tat schreiten. Entschlossen drängte sie jeden Zweifel zur Seite, als sie die kostbare Fracht ihres Bruders aus ihrem Versteck holte. Die Box, in der das Elixier des alten Schamanen bruchsicher gelagert war, bestand aus schwarzem Styropor, der in der Unordnung, die in ihrem Kleiderschrank herrschte, gar nicht auffiel. Alex hatte ihr ausdrücklich versichert, dass es nicht gekühlt werden musste. Dann ging sie ins Bad, um sich vorzubereiten. Draußen war es schon dunkel. Lilian ließ die Rollos herunter, weil sie sich

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