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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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serviert. Grüner Spargel an Lachsaspik. Bevor Lilian die Gabel in die Hand nahm, beschloss sie, dem Versteckspiel ein Ende zu bereiten, indem sie konkretere Fragen stellte.
    »Gehört Ihnen dieses Schloss?«
    »Das Haus ist uralter Familienbesitz«, antwortete John. »In der 16. Generation. Ich habe es von einem kinderlosen Onkel geerbt. Ein Ahnherr unserer Familie hat es im 17. Jahrhundert von seinem Clanchief für besondere Verdienste erhalten, weil er im Bürgerkrieg auf Seiten der Royalisten gekämpft hat. Später habe ich es ausbauen lassen, als ich unser Business erweitert habe.«
    Lilian probierte ein Stück von dem Lachs und nippte an ihrem Wein, bevor sie John erneut anschaute: »Sprechen Sie Gälisch?«
    »Ciamar a tha sibh?«
    »Tha mi gu math.«
    Sein Blick war erstaunt. »Sagen Sie nur, Sie konnten mich verstehen?«
    »
Wie geht es Ihnen
und
Es geht mir sehr gut
bekomme ich gerade noch hin«, entgegnete Lilian mit einem Lächeln. »Das war’s dann aber auch schon.« So ganz entsprach das nicht der Wahrheit. In ihrer Vision hatte sie Gälisch gesprochen und alles verstehen können. Ihre Mutter hatte gälische Wurzeln gehabt.
    »Meine Mutter hat mir angeblich gälische Wiegenlieder vorgesungen«, erklärte Lilian. »Seither liebe ich den Klang dieser Sprache, aber sie zu verstehen oder gar sprechen zu können ist eine andere Sache.«
    »Ihre Eltern stammen aus den Highlands?« Er tat überrascht. »Ihr Name klingt deutsch.«
    »Mein Vater kommt aus Deutschland. Meine Mutter stammt aus Glencoe.«
    »Und was hat Sie an diesen entlegenen Ort geführt, wenn ich fragen darf?«
    John nahm einen weiteren Schluck Wein. Sein Blick verriet aufrichtiges Interesse.
    »Ich interessiere mich für alte Schlösser und Burgen«, log Lilian. »Und ich habe mich gefragt, ob man dieses Schloss besichtigen kann, obwohl es sich allem Anschein nach in Privatbesitz befindet. Manchmal habe ich Glück, und man gewährt mir trotzdem Einlass.«
    »Das ist Ihnen auch dieses Mal ohne Zweifel gelungen«, erwiderte John mit einem Augenzwinkern. »Dabei tut es mir leid, dass es hier so wenig zu sehen gibt und Sie für Ihren Wissendurst so teuer bezahlen mussten. Ich hoffe, Ihre Versicherung übernimmt den Schaden.«
    Lilian spießte ein kleines Stück Weißbrot auf ihre Gabel und tunkte es in die Soße, die den Lachs umgab. »Allein Ihre Einladung rechtfertigt den Einsatz«, bemerkte sie lächelnd. »Das Essen ist köstlich.«
    »Freut mich, dass es Ihnen schmeckt. Ich werde ihr Lob an die Küche weitergeben.«
    »Was bedeutet eigentlich CSS?« Lilian hatte beschlossen, sich vollkommen unwissend zu geben.
    »Es steht für Cameron Security Systems. Wir sind ein internationales Sicherheitsunternehmen.«
    »Arbeiten Sie in der Militärbranche, oder wie muss ich mir Ihren Job vorstellen?«
    Je mehr sie ihn beobachtete, umso drängender wurde ihr Wunsch, den Menschen John Cameron näher kennenzulernen.
    »Militärbranche«, wiederholte er mit einem diplomatischen Lächeln. »Ja, so könnte man es nennen.«
    »Sie sagten, Sie sind nicht oft in den Highlands. Welche Bedeutung hat dann dieses Gebäude? Ich meine, immerhin gibt es hier sogar eine Krankenstation.«
    »Unsere Firma hat hier ihr Hauptquartier, aber die meiste Zeit des Jahres verbringe ich dort, wo mich der politische Wind hinverschlägt.«
    »Und welche Rolle übernehmen Sie in Ihrer Firma? Sind Sie der Boss, oder sind Sie nur ein einfacher Soldat?«
    »Ich verkaufe Sicherheit«, antwortete er vage. »Dazu gehört alles, was die Unversehrtheit von Mensch und Material garantiert.«
    Auch wenn er Lilians Frage nicht zur Zufriedenheit beantwortet hatte, konnte sie sich etwas Konkretes darunter vorstellen. Johns seriöse, athletische Erscheinung verkörperte ganz und gar jemanden, dem man sich bedingungslos anvertraute.
    »Ist das nicht gefährlich?« Sie nahm einen Schluck Wein und versuchte über den Rand des Glases eine möglichst naiv-unschuldige Miene aufzusetzen.
    John zögerte nicht mit einer Antwort. »Wie Sie sich vorstellen können, geht es manchmal nicht ohne Verluste ab«, erklärte er freimütig, »und die Guten gewinnen nicht immer. Ansonsten gäbe es uns nicht. Wir helfen meist dort, wo Polizei und Militär aus taktischen oder gesetzlichen Gründen nicht helfen können.«
    »Das klingt abenteuerlich. Erst vorhin habe ich in den Nachrichten erfahren, dass heute Morgen ein Europaabgeordneter in Paris vor seinem Hotel von Terroristen angeschossen und mitsamt seinen

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