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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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dunkelhäutigen Zögling zu. »Wenn du den Iren zufällig triffst, sag ihm, er soll sich warm anziehen. Falls er mir in den nächsten Tagen begegnet, fordere ich ihn zum Duell.«
    Wilbur, der nicht von Beginn an zur Gruppe der Unsterblichen gezählt hatte, lachte. Mit achtzehn war er bei einem Angriff auf Mugan Manor in die Hände der Panaceaer gefallen – zusammen mit Bran, der ihm zur Hilfe eilen wollte. Danach hatte man die beiden verschleppt und genauso grausam gefoltert wie John und seine Kameraden zuvor. Doch John war es gelungen, Wilbur und Bran aus den Klauen des Satans zu retten, bevor man einen »Caput mortuum« aus ihnen machen konnte. Das Wort stand für einen hypnotischen Initiationsritus, der einen Menschen zu einem willenlosem Geschöpf mutieren ließ, das der Bruderschaft der Panaceaer in bedingungslosem Gehorsam folgte.
    »Was ist hier eigentlich los?«, fragte Wilbur mit seiner butterweichen Stimme, während er im Türrahmen lehnte. »Warum ist Paddy so sauer, und wer ist diese Frau, die heute Abend bei dir zu Gast ist?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte John, während er in eine schwarze Hose schlüpfte. Ohne Wilbur anzusehen, zog er sich danach ein eng anliegendes schwarzes Hemd über seinen muskelgestählten Oberkörper. Eigentlich besaß er kaum andere Kleidung. Während seiner Einsätze trug er schwarze Overalls, und wenn es zivilisierter zuging, waren es schwarze Anzüge. Seit seine Gegner ihm Frau und Kind auf brutale Weise genommen hatten, hasste er bunte Farben. Mit einer Ausnahme: wenn er das rotgrün karierte Plaid der Camerons of Loch Iol anlegte, was aber nur zu ganz besonderen Anlässen geschah – an Neujahr oder wenn er den Todestag seiner Frau beging und Bran den Dudelsack spielte.
    »Paddy behauptet, du seiest verrückt geworden. Er sagt, dass du endlich aufhören sollst, bei jeder Frau, die Madlen ein wenig ähnelt, an sie zu denken.«
    John fuhr wütend herum, nachdem er in die schwarz glänzenden Halbschuhe geschlüpft war. »Der Ire redet wirres Zeug«, erklärte er mit einer unwirschen Geste. »Ich bin noch nie einer Frau hinterhergestiegen. Schon gar nicht, weil sie so aussieht wie Madlen. Das hier ist etwas völlig anderes. Ich stand vor ihr, und plötzlich konnte ich ihr inneres Wesen erspüren. Dann hat es peng gemacht. Genauso wie damals bei Madlen. Es ist das erste Mal nach so unendlich langer Zeit, dass mir so etwas passiert ist, und ich will wissen, was dahintersteckt. Ist das nicht zu verstehen?«
    Wilbur nickte. »Ich kann da leider nicht mitreden. Ich hatte noch nie eine Freundin. Es gibt Gott sei Dank genug andere Dinge, die mich interessieren. Außerdem empfinde ich es als schwierig, in unserem Zustand eine Frau zu finden. Sie wird altern, dann sterben und wir nicht. Wer kann so etwas auf Dauer schon aushalten?«
    Niemand wusste das besser als John. Es war einer der Gründe, warum er sich seit Madlens Tod von Frauen ferngehalten hatte. Außerdem war ihm bisher kein würdiger Ersatz für Madlen begegnet – bis heute.
    »Du kannst sie dir ansehen«, schlug John vor und bedachte Wilbur mit einem prüfenden Blick. »Du hast sehr an Madlen gehangen, sie war so etwas wie eine Mutter für dich. Also, wenn du mir sagst, diese Frau hat nichts von Madlen, dann glaube ich dir. Andernfalls …«
     
    Lilian brauchte nicht lange darüber nachzudenken, was sie zum Dinner tragen sollte. Der Tankrucksack enthielt nur Wechselwäsche, eine Jeans und ein rosafarbenes Sweatshirt. Kleidung, die sie immer dabeihatte, wenn sie mit dem Motorrad über längere Strecken fuhr, falls es heftiger regnete und sie sich umziehen musste.
    Zuvor hatte sie eine heiße Dusche genossen und sich die Haare gewaschen. Vom Shampoo über die Bürste bis zum Fön war alles in diesem weißen Luxusbad vorhanden gewesen. Sogar Zahnseide und Bodylotion. Es sah beinahe aus, als ob man auf sie gewartet hätte.
    Bis Taylor, der Butler, erschien, um sie abzuholen, verkürzte sie sich die Zeit, indem sie auf einem riesigen Flachbildschirm die neuesten Nachrichten einschaltete.
»Heute hat sich in einem Pariser Hotel ein terroristischer Anschlag ereignet« ,
sagte der Sprecher mit sensationsgeübter Stimme.
»Lord Richard Earthorpe, Abgeordneter des Europaparlamentes und Vorsitzender einer europäischen Antidrogenkommission, die sich im Kampf gegen international operierende Drogenkartelle engagiert, wurde heute Vormittag Opfer eines hinterhältigen Attentats. Ersten Ermittlungen zufolge wurde er zunächst

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