Die Teufelshure
ausschließlich mit Detective Murray sprechen.«
»Sie werden mit mir vorliebnehmen müssen. Murray ist raus aus der Sache. Die Nummer ist zu groß für ihn.«
»Das Gleiche muss ich leider auch von Ihnen behaupten«, entgegnete Dough und grinste respektlos. Dann stand er auf und zuckte mit den Schultern. Er konnte sich ausmalen, was geschehen würde, wenn er Remmington die ganze Story präsentierte. Man würde ihn für verrückt erklären, nicht weil es so verrückt klang – obwohl es das tat –, sondern weil niemand beim MI 5 zugeben würde, dass man das alles nicht gewusst hatte. Man musste kein Hellseher sein, um sich denken zu können, dass John und seine Leute selbst gegenüber der britischen Regierung nur Informationen herausrückten, die ihnen weitgehend unbedenklich erschienen. Und ja – Dough hatte dazugelernt. Er würde sich nicht noch einmal zum Narren machen. Lilian wäre stolz auf ihn. Lilian! Ein Stich traf sein Herz. Sie lebte vielleicht noch, und das Wichtigste war jetzt, sie zu finden und aus den Klauen von wem auch immer zu befreien.
Remmington sprang auf und verstellte ihm den Weg. »Sie sind hier, um eine Aussage zu machen. Setzen Sie sich!«
»Ich kann mich an nichts mehr erinnern«, erklärte Dough mit einem unschuldigen Augenaufschlag. »Ich hatte einen schweren Unfall. Außerdem habe ich Kopfschmerzen. Hat Ihnen Murray nicht erzählt, dass ich schon mal in der Klapsmühle war? Und da gehe ich jetzt auch wieder hin.«
Dough ließ Remmington einfach stehen und spazierte hinaus. Ein paar Angestellte der Polizeistation gaben sich seltsam geschäftig, als die Tür zum Verhörzimmer aufsprang.
»Kochen Sie dem Herrn da drin einen starken Kaffee«, sagte Dough und grinste. »Und ich hätte jetzt gerne eine Verbindung zu Detective Murray.«
»Vater!« Lilian glaubte zu träumen, und gleichzeitig wusste sie nicht, ob sie sich freuen oder fürchten sollte. Trotzdem fiel sie dem Mann im zerknitterten Anzug schluchzend um den Hals. »Was tust du hier? Hat man dich auch entführt?«
Ihre Stimme überschlug sich, während sie ein wenig Abstand von ihm nahm, um ihm in die Augen zu sehen. Robert von Stahl war um einiges größer als seine Tochter. Er hatte sie immer mit seinem strahlenden Ausdruck im Gesicht und seiner ungebrochenen Energie beeindruckt, doch nun schien er um Jahre gealtert zu sein.
»Lilian«, flüsterte er und strich ihr in einer hilflosen Geste übers Haar. »Es ist alles meine Schuld. Es tut mir so leid.«
Lilian wusste nicht, was er meinte. Ihr Blick schnellte zu den beiden anderen Männern, die im Gegensatz zu ihrem Vater, der einen hellen Anzug trug, in schwarze Kutten gekleidet waren.
Einer von ihnen war Alex. Sie musste zweimal hinschauen, um zu erkennen, dass er es wirklich war. Der Kerl hinter ihm hatte schlohweißes Haar und setzte eine überlegene Miene auf.
»Was geht hier vor?«, fragte sie schneidend.
»Schön, dass du zu uns gefunden hast«, erwiderte ihr Bruder mit unbewegter Stimme. »Ich habe lange auf diesen Tag gewartet. Jetzt hat die ganze Geheimniskrämerei ein Ende, und auch du wirst endlich Teil unserer Bruderschaft.« Er setzte ein entrücktes Lächeln auf, das Lilian höllische Angst einjagte. »Darf ich dir deinen geistigen Führer vorstellen?« Er trat einen Schritt zur Seite und präsentierte ihr den weißhaarigen Mann, der hinter ihm gestanden hattet.
»Lord Chester Cuninghame, der mächtigste Mann dieser Erde.«
»Der Chef von Cuninghame Ltd.«, erwiderte Lilian spöttisch. »Es freut mich nicht, Ihre Bekanntschaft zu machen.« Problemlos hielt sie dem stechenden Blick des Mannes stand.
»Madlen«, erwiderte er und lachte arrogant. »Mercurius hatte recht. Du besitzt tatsächlich ihre reinkarnierte Seele, und ich müsste lügen, wenn ich sagte, dass man davon nichts bemerkt.«
Lilian sah Cuninghame abschätzig an. »Dann stimmt es also, dass er es war, der Madlen das Kind aus dem Leib schneiden ließ. Sie haben es an sich genommen – und was geschah dann?«
Cuninghame erwiderte nicht sofort etwas. Lilians Blick fiel auf ihren Vater.
Seine Haltung vermittelte nicht den Eindruck, als ob ihn all das hier verwirrte. »Sag nur, du hast von der Sache gewusst?«
Robert von Stahl war lediglich ein wenig bleicher geworden, und er sah sich hilflos um, als ob er nach einer Sitzgelegenheit suchte.
»Lilian, so versteh doch!«, lenkte er mit zitternder Stimme ein. »Als ich deine Mutter kennenlernte, war ich sehr verliebt. Woher sollte ich
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