Die Teufelshure
man bis auf eine abgeschabte Baumrinde an einer uralten Eiche nichts finden können. Von einem völlig zerbeulten Audi und einem toten Hirsch war weit und breit nichts zu sehen gewesen.
Ein zweiter Trupp von Beamten aus Oban hatte die Wohnung von Onkel Fred durchsucht und weder Lilian noch ihren Onkel entdeckt. Eine Nachbarin hatte ausgesagt, dass Fred seit einer knappen Woche abwesend sei und zuvor von Reiseplänen gesprochen habe. Er wolle seinen Schwager in Deutschland besuchen. Sie hatte daraufhin seinen Hund in Pflege genommen.
Dough atmete tief durch. Er war kurz davor, den Verstand zu verlieren. Fing der ganze Unsinn jetzt etwa von vorne an! Murray hatte versprochen, ihn abzuholen. Von Edinburgh waren es etwa drei Stunden Fahrt bis in die Highlands. Umso erstaunter war Dough, als ein Fremder auf der Polizeiwache in Fort William auftauchte und nach ihm fragte. Der Mann war groß, athletisch, trug einen grauen Anzug und hatte blondes schwindendes Haar. Er zeigte den anwesenden Beamten nur seinen Ausweis und schon veränderten sich ihre Gesichter. Von unterwürfiger Ehrfurcht bis gespannter Neugier war alles vorhanden. Dough registrierte nervös, dass es sich nicht um Murray handelte. Dafür war der Mann auch viel zu schnell vor Ort gewesen.
»Wir benötigen einen abhörsicheren Raum«, bemerkte der Fremde mit befehlsgewohnter Stimme gegenüber den immer noch verblüfften County-Polizisten. Erst danach kam er auf Dough zu und schüttelte ihm die Hand. »Agent Remmington, MI5«, stellte er sich lässig vor.
Der Chief Inspektor der Wache, ein korpulenter Kerl mit einem Stiernacken, ging voran und brachte sie in das einzige Verhörzimmer. Dass mit Remmington nun ausgerechnet ein Mitarbeiter des königlich britischen Geheimdienstes auftauchte und sich mit Dough hier verschanzte, sorgte unter den anwesenden Bediensteten für Aufsehen. Remmington ließ noch zwei Gläser Wasser kommen, und kaum hatte sich die schalldichte Tür geschlossen, legte er los.
»Sie hatten also die Ehre, bei CSS zu gastieren«, bemerkte er mit abgeklärter Miene. »Sie wissen, dass es sich um einen international anerkannten Sicherheitsdienst handelt, mit dem wir in engem Kontakt stehen?«
Dough nickte zunächst wie ein gehorsames Kind, dann sagte er: »Darf ich auch etwas fragen?«
»Jederzeit.« Remmington grinste.
»Haben Sie überhaupt die leiseste Ahnung, was dort vor sich geht?« Dough sah ihn provozierend an. »Oder muss ich Ihnen erst lang und breit erklären, welche Aufgaben CSS im Kern verfolgt?«
Remmington kniff die Lider zusammen. »Was meinen Sie mit ›erklären‹?«
»Naja, die Sache mit den Drogen und den Untoten im Keller? Wissen Sie davon? Ich meine, bevor ich anfange, aus dem Nähkästchen zu plaudern, wüsste ich gerne, in welcher Beziehung Sie zu CSS stehen.«
Remmington sah ihn verständnislos an. »Mr. Weir, vielleicht sollte
ich
Ihnen zunächst sagen, dass Sie ab sofort Geheimnisträger sind, und zwar in der allerhöchsten Kategorie. Über alles, wirklich absolut alles, was wir beide hier besprechen, haben sie absolutes Stillschweigen zu bewahren. Noch nicht einmal in Ihren Alpträumen ist es Ihnen erlaubt, darüber zu reden – mit niemandem. Haben Sie verstanden?« Remmington beugte sich vor und sah ihm so tief in die Augen, als ob er Dough hypnotisieren wollte. »Außer mit mir!«
»Davon bin ich beinahe ausgegangen«, antwortete Dough.
»Um Teil eins Ihrer Frage zu beantworten …« Remmington lehnte sich mit einem jovialen Zucken um die Mundwinkel zurück. »Ich bin in unserem Laden als Verbindungsbeamter für alles zuständig, was mit CSS zu tun hat«, erklärte er nicht ohne Stolz. »Ich treffe mich regelmäßig mit dem Vorstand des Unternehmens, um über aktuelle Projekte zu sprechen. Außerdem erhalte ich von dort regelmäßig einen Jahresbericht, den wir dem Premierminister vorlegen.«
»Kennen Sie John Cameron?« Dough sah ihn interessiert an und amüsierte sich, als Remmingtons Miene plötzlich Unsicherheiten aufwies.
»Der Name Cameron sagt mir nur insofern etwas, als er im Firmennamen vorkommt. Ansonsten wüsste ich nicht, dass es dort jemanden gäbe, der wirklich so heißt. Jedenfalls nicht in der Führungsebene. Das wäre mir bekannt.«
Dough stieß einen mittelschweren Seufzer aus. »Ich hatte es befürchtet«, sagte er und verdrehte die Augen. »Falls Ihr Laden einen neuen Kontaktmann benötigt, der sich in den Strukturen von CSS auskennt, sagen Sie Bescheid. Bis dahin werde ich
Weitere Kostenlose Bücher