Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
Vom Netzwerk:
Hölle?« Paddy nahm ihn nicht ernst.
    »Nein«, erwiderte John verärgert. »Von draußen.«
    »John, du träumst, aber das ist kein Wunder, nach allem, was du heute durchgemacht hast. Tu mir jedoch einen Gefallen: Schlag dir diese Frau aus dem Kopf, noch bevor man dir den Kopf abschlägt. Sie hat es nicht verdient, dass du sie mit in den Himmel nimmst.«
    »Ich weiß, dass sie mich liebt«, bemerkte John trotzig. »Man hat ihr ein Rauschmittel eingeflößt. Ansonsten hätte sie niemals gegen mich ausgesagt.«
    »Cuninghame hat sie von Beginn an verhext, John. Er ist der Teufel, und sie ist seine Hure. Wann wirst du es endlich begreifen? Du würdest sie niemals haben können, weil er ihre Seele besitzt. Sie ist der Tod – für jeden Mann, der ihr zu nahe kommt. Und du bist der Nächste, der den Preis dafür zahlt.«
     
    »Wir müssen sie von hier fort bringen, Ehrwürden.« Ruths Stimme klang wie von ferne, als Madlen am nächsten Tag in ihrem Bett erwachte. Verschwommen konnte sie Chesters Gesicht erkennen. Er wirkte nicht besorgt, eher kühl und distanziert, als er sich an ihre Seite setzte.
    »Madlen, mein Kleines, wie geht es dir?« Sein Blick war lauernd und seine Anteilnahme unecht.
    »Was hat er Euch angetan, Chester?« Madlens Stimme war brüchig.
    »Was meinst du, meine Liebe?«
    »Warum wolltet Ihr, dass John auf so grausame Weise stirbt?«
    »John?« Er lächelte falsch. »Nun, dass müsstest du doch am besten wissen, nicht wahr? Immerhin war er es, der dich entehrt hat und dich entführen wollte.«
    »John ist unschuldig. Ich war es selbst, die Euch verlassen wollte. Das wisst Ihr nur zu gut.«
    »Dann war er es eben, der dich auf törichte Gedanken gebracht hat. Auf sehr törichte Gedanken, meine Liebe. In Wahrheit willst du mich gar nicht verlassen – habe ich recht?«
    Als er die Hand auf ihre Stirn legte, konnte sie spüren, wie er ihren Willen brach und wie sie folgsam nickte, doch sobald er die Hand fortgezogen hatte, war es ihr möglich, erneut klar zu denken.
    »Ist das der Grund? Weil er mir geholfen hat, meinen eigenen Weg wiederzufinden?«
    Cuninghame lächelte milde. »Möchtest du wirklich, dass er am Leben bleibt?«
    Madlen nickte heftig. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Chester, ich bitte Euch. Es war alles meine Schuld. Eine dumme Idee. Ich schwöre Euch, ich werde Euch niemals mehr hintergehen, wenn Ihr dafür sorgt, dass er leben darf.« Ihre Stimme klang erstickt, und sie spürte die Tränen, die ihr heiß über die Wangen liefen und ihre bebenden Lippen benetzten.
    Cuninghame seufzte und griff nach ihren Händen. Er fühlte sich kalt, knochig und trocken an, und sein Gesicht wirkte wie erstarrt unter seiner scheinbaren Freundlichkeit. »Weil du es bist und weil es mein Herz zerreißt, wenn ich dich traurig sehe«, begann er scheinheilig.
    Madlen hatte zu weinen aufgehört und starrte ihn abwartend an.
    »Also gut, ich werde sehen, was sich machen lässt. Obwohl es nicht leicht werden wird, denn soweit ich gehört habe, fiebert der Mob von Edinburgh der Hinrichtung eines Papisten regelrecht entgegen – besonders weil er das schottische Volk hintergangen hat und ihn dabei nichts davon abhielt, sogar eine ehrbare Jungfrau zu schänden.«
    Madlen hielt den Atem an. »Ich tue alles, was Ihr wollt«, stieß sie nochmals hervor, »wenn Ihr ihm nur das Leben schenkt. Ich verspreche es Euch.«
    »Und was macht dich so sicher, dass es ihm besser ergeht, wenn er am Leben bleibt?« Cuninghame genoss ihren entsetzten Blick.
    »Was soll das bedeuten?« Trotz ihrer Müdigkeit riss sie die Augen auf. »Was habt Ihr mit ihm vor?«
    »Kommt ganz darauf an, wie du dich zukünftig benimmst …« Für einen Moment herrschte eine bedrückende Stille. Dann stand Cuninghame auf und brach in schallendes Gelächter aus. »Du siehst hinreißend aus, wenn du Angst hast.«
    Er schnippte mit den Fingern, bevor er das Zimmer verließ, und gab Ruth damit ein Zeichen, dass Madlen ihre Medizin benötigte.
    Madlen wehrte sich nicht, als Ruth ihr die Phiole an die Lippen setzte.
    Sie schluckte die bittere Flüssigkeit mit ebenso bitterer Miene hinunter. Und wenn man sie umbringen würde! Was konnte es Schlimmeres geben, als an Johns Hinrichtung schuld zu sein. Lieber wollte sie sterben.

Edinburgh/Bass Rock 1647 – »Rednose Rosie«
     
    Mit einem rasselnden Geräusch wurde die Tür zur Gefängniszelle geöffnet, und eine hübsche junge Blondine huschte herein. Sie schlug die Kapuze ihres himmelblauen

Weitere Kostenlose Bücher