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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Jungfrau wiederherzustellen. Er war beinahe sicher, dass sich unter den Anwesenden auch Ebenezer Wentworth befand, der das wahrscheinlich am meisten bedauerte.
    Dann traf sein Blick auf Lord Chester Cuninghame, dessen teuflisches Grinsen ihn einen Moment ins Wanken geraten ließ, ob er nicht besser die wahre Geschichte erzählen sollte, ganz gleich, ob sie jemand hören wollte. Wegen Madlen jedoch, die unter der Wahrheit nur noch mehr zu leiden gehabt hätte, verwarf er diesen Gedanken.
    »Heilige Jungfrau, steh mir bei!«, murmelte er und biss die Zähne zusammen, bevor er laut zu sprechen begann.
    »Ich bekenne mich schuldig.« Johns Stimme war ruhig und getragen. Er wusste genau, was er tat. »In allen Anklagepunkten. Unter einer Bedingung: Ich möchte, dass meine zwölf Kameraden von jeglicher Schuld freigesprochen werden. Sie wussten nichts von meinen Absichten, und es wäre ein großes Unrecht, wenn sie wegen meiner Sünden vor Gottes Angesicht treten müssten.«
    Auf den Stehplätzen brach ein Tumult aus. »Tod den Papisten!«, war noch die netteste Variante, die John zu hören bekam. Der ganze Saal brüllte und tobte. Der Richter hatte Mühe, das Volk zu beschwichtigen. Erst als die Wachsoldaten mit Stockhieben für Ordnung gesorgt hatten, kehrte langsam wieder Ruhe ein. Der Richter und seine Geschworenen berieten sich flüsternd, und anschließend verkündete ein Sprecher, dass man auf eine weitere Befragung der Angeklagten verzichten wolle.
    Zur Urteilsverkündung musste John sich wieder unter den anderen Gefangenen einreihen. Als er an Micheal und Malcolm vorbeiging, schauten sie mit hängenden Köpfen zu Boden und hatten leise zu weinen begonnen. Beim Anblick ihrer wirren dunklen Locken, die ihnen bis zu den Schultern reichten und ihre weichen, bartlosen Gesichter verdeckten, krampfte sich John das Herz zusammen. Verdammt, sie waren noch keine siebzehn. Und auch wenn sie im Krieg und an Deck eines Schiffes als vollwertige Männer galten, benahmen sie sich wie Welpen, denen das Leben noch kaum etwas abverlangt hatte. Die beiden Burschen waren entschieden zu jung, um dem Scharfrichter vorgeführt zu werden. Mit geschlossenen Augen stellte sich John neben Paddy und Arne, den Holländer, der wegen seiner schwächelnden Gesundheit ohnehin dem Tode geweiht war.
    John betete stumm zu allen Heiligen, die ihm in den Sinn kamen, dass der Richter sich seiner Bitte erbarmen mochte und die übrigen Männer ungeschoren davonkommen ließ.
    Mit einem Glockenläuten rief der Vorsitzende zur Aufmerksamkeit, und alle, die einen Sitzplatz innehatten, mussten sich erheben.
    »Master John Cameron.« Der Richter sah ihm direkt in die Augen. »Das hohe Gericht ist zu der Überzeugung gelangt, dass es nicht an Euch ist, Bedingungen zu stellen. Nichtsdestotrotz hat uns Eure offene Aussage zu einer gewissen Milde bewogen.« Dann hob der Richter den Kopf, und sein arroganter Blick streifte die Menge. »Im Namen des schottischen Parlamentes ergeht folgendes Urteil: Der Verurteilte John Cameron ist nicht nur des Landesverrates, sondern auch der Spionage für schuldig befunden worden. Die Geschworenen sind zusammen mit dem Gericht zu der Überzeugung gelangt, dass dies aufgrund der Herkunft des Angeklagten und seiner ehemaligen Stellung in der königlichen Armee nur eine Strafe nach sich ziehen kann: die Enthauptung. Das Urteil wird am kommenden Samstag vor dem Mercat Cross vollstreckt werden. Bei den übrigen Angeklagten hat das Gericht wegen des Geständnisses des Hauptangeklagten Milde walten lassen. Sie werden wegen verschwörerischer Umtriebe gegen das schottische Volk zu lebenslanger Zwangsarbeit in den Pyritminen von Massachusetts verurteilt.«
    John presste die Lippen zusammen. Die angebliche Vergewaltigung Madlens hatte in der Urteilsfindung keinerlei Rolle mehr gespielt. Das Ganze war nur als Aufhänger benutzt worden, um ihm eine viel schwerwiegendere Tat zu unterstellen und der Bevölkerung zu zeigen, dass es allerorten von katholischen Agitatoren und Spionen nur so wimmelte.
    Die Menge grölte von neuem. Man hörte sowohl Beifall als auch Buhrufe, weil manchem das Urteil für die übrigen Angeklagten nicht hart genug erschien.
    John schluckte, und plötzlich wurde ihm bewusst, dass er in drei Tagen zu einer solchen Regung nicht mehr fähig sein würde.
    Seine Kameraden erschienen ihm wie betäubt. Einerseits war jeder froh, mit dem Leben davongekommen zu sein, andererseits konnte sich offenbar niemand von ihnen vorstellen,

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