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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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Berwick entfernt, einer Ortschaft, die wegen ihrer zahlreichen Hexenprozesse inzwischen eine traurige Berühmtheit erlangt hatte.
    Als die Kolonne an dem kleinen Festungshafen zum Stehen kam, schien alles vorbereitet zu sein. Mehrere Boote lagen in der Brandung. Die Gefangenen wurden mit harschen Befehlen aus dem Wagen geholt. Müde und zum Teil orientierungslos torkelten die zwölf Gestalten mit ihren Ketten an Händen und Füßen in den Sand hinaus. Es war hell, und erst jetzt konnte John einen Blick auf die Söldner erhaschen. Immer noch maskiert, führten einige von ihnen ihre nachtschwarzen Pferde zusammen und überließen sie ein paar Pferdeknechten. Die anderen Söldner brachten die Gefangenen zu den Booten. Die See war rau, und die Wellen schlugen hoch, als das erste Boot ins Wasser geschoben wurde. John hielt einen der Wachmänner am Arm fest, weil er ihm klarmachen wollte, dass man ihnen wenigstens die Fußfesseln aufschlagen sollte. Falls eines der Boote kentern würde, wären die gefesselten Männer zum Tode verurteilt.
    Sein Gegenüber wertete Johns Anliegen als Angriff und schlug ihm so hart ins Gesicht, dass er quer über den Sandboden geschleudert wurde. Im Nu brach ein Tumult aus, weil Paddy sich von seinem Bewacher losriss und sich auf Johns Peiniger stürzte, aber auch er wurde mit solcher Brutalität zu Boden geworfen, dass sich noch nicht einmal Randolf getraute einzugreifen. Als sich dann noch ein Schuss aus einer Pistole löste und vor ihren Füßen mit einem ohrenbetäubenden Knall Sand und Steine aufspritzen ließ, war keiner der Gefangenen mehr bereit, auch nur den geringsten Widerstand zu leisten.
    John richtete sich mühevoll auf. Während er sich mit der Zunge über die Unterlippe fuhr, schmeckte er Blut. Den Kopf stolz erhoben, trotzte er dem Blick seines Widersachers. Seine Wange brannte wie Feuer, und obwohl ihm durch den Schlag gehörig der Kopf schwirrte, biss er eisern die Zähne zusammen. Vor den Männern wollte er sich keinesfalls unterkriegen lassen.
    »Das sind Schergen des Teufels«, giftete Arne leise, als er plötzlich neben John auftauchte. »Sie bringen uns geradewegs in die Hölle. Von dort aus gibt es kein Zurück. Sie werden uns auf Spieße stecken und rösten. Du wirst es sehen.«
    John hob eine Braue und sah den klapperigen Holländer mitleidig an. »Hast du ein Rauschmittel eingenommen? Oder hat man dir als Kind zu viele Märchen erzählt.«
    »Das ist kein Märchen«, verkündete Arne mit unheilschwangerer Stimme. »Immerhin wollten sie dir den Kopf abschlagen. Nicht gerade märchenhaft, oder?«
    Unweit der Insel lag eine Dreimaster-Fregatte vor Anker – ein englisches Kriegsschiff, wie man an der Flagge erkennen konnte. Vielleicht brachte es Proviant oder Munition, um die beiden Festungen im Krieg gegen die Königstreuen zu unterstützen. Jedenfalls machte das Schiff einen verlassenen Eindruck. Bis auf zwei Männer, die sich an Deck bewegten, war niemand zu sehen.
    Die drei Ruderboote, die mit je vier Häftlingen und vier Aufpassern besetzt waren, wirkten dagegen wie Nussschalen in ihrem aussichtslos wirkenden Kampf gegen die schäumende See. Malcolm und Micheal hatte man von John getrennt und in eines der anderen Boote verfrachtet. Verzweifelt schauten sie zu ihm herüber. Wie Galeerensklaven hatte man die beiden Jungen und die übrigen Gefangenen an die Holzbänke angekettet, und nun verlangten ihre Peiniger von ihnen, dass sie sich bis zur Erschöpfung in die Ruder legten.
    Nachdem sie den kleinen, künstlich angelegten Hafen erreicht hatten, wurden die Gefangenen mit Stöcken und Fußtritten von Bord getrieben. Der Eingang zur Festung wurde mit schweren schmiedeeisernen Gittern gesichert. Auf den Festungsmauern patrouillierten Soldaten in den dunkelroten Uniformen des Parlamentes, ihre Gesichter waren nicht maskiert. Die maskierten Männer, die sie begleiteten, mussten somit Angehörige der Geheimpolizei sein. Anders war es nicht zu erklären, dass sie selbst hier draußen ihre Gesichter nicht zeigten.
    Die Söldner trieben die Gefangenen nach der Anmeldung in der örtlichen Kommandantur durch den dunklen, von hohen schwarzen Mauern umgebenen Innenhof. Es regnete in Strömen, und die Fußketten der Gefangenen rasselten über das nass glänzende Basaltpflaster, als die Männer in Reih und Glied in ihre unwirtlichen Unterkünfte getrieben wurden. Fackeln wurden entzündet. Noch immer von maskierten Schergen begleitet, ging es für John und seine Kameraden gut ein

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