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Die Teufelshure

Die Teufelshure

Titel: Die Teufelshure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina André
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rufen Dich an!«
     
    Danach war wieder nur die dunkle Stimme eines Einzelnen zu hören.
    Irgendwie kam John diese Stimme bekannt vor.
    »Bevor wir Deine Werke sehen,
    lass uns durch zwölf Tore gehen,
    Feuer, Wasser, Luft und Erde,
    zu einem Elemente werde,
    Schwefel, Salz, Mercurius
    bringen uns den Lebensfluss,
    O Herr der Geister komm ganz leis’
    und gib uns dein Geheimnis preis,
    vom dunklen Norden aus der Nacht,
    hast du ein Licht in uns entfacht,
    ohn des Feuers, Stein der Weisen,
    Lass uns Deine Mächte preisen!«
     
    Der Raum verdüsterte sich, und ein eisiger Wind fegte durch das Zimmer. John fror plötzlich erbärmlich in seinem Adamskostüm. Ein Chor aus mehreren Kehlen stimmte von neuem einen sonoren lateinischen Gesang an. Als das Licht wieder heller wurde, versuchte John vorsichtig zu blinzeln.
    »Er kommt zu sich«, sagte eine heisere Stimme. Jemand betastete respektlos sein Geschlecht und wog es prüfend in der Hand. »Ein prächtiger Kerl. Auf dem Sklavenmarkt von Marokko wäre er reines Gold wert. Nicht nur als Leibwächter, sondern als Bettgefährte für zahlungskräftige Sodomiten.« Gelächter brandete auf, und ein weiterer zwickte ihm in den Hoden.
    John stieß einen tierischen Laut aus. »Ihr Scheißkerle, fasst mich nicht an und bindet mich augenblicklich los!«
    Verblüfft und zugleich voller Panik, sah John, wie sich einer der Männer mit einem Dolch an ihm zu schaffen machte und ihm einen tiefen Schnitt in den Oberschenkel beibrachte.
    Ein dumpfer, brennender Schmerz durchzuckte Johns Lenden.
    Interessiert beäugten die sechs kapuzenverhüllte Köpfe die Wunde.
    »Es ist vollbracht!«, frohlockte eine eunuchenhafte Männerstimme. »Das Elixier des Lapis Philosophorum hat ihn mit Hilfe des großen Geistes verwandelt!«
    Als sich ein weiterer Mann mit hellblauen Augen und weißem Bart über John beugte und mit einer Kerze und einem Spiegel und unter Zuhilfenahme einer riesigen Lupe in seine Augen leuchtete, hatte John abermals das Gefühl, als würde man ihn mit einem spitzen Gegenstand blenden. Er stieß einen schmerzverzerrten Laut aus und kniff für einen Moment die Lider zusammen.
    Nach einer Weile öffnete er sie wieder, weil er sehen wollte, wer ihn da peinigte. Zu seiner Überraschung konnte er in dem kleinen Spiegel, den der Kerl vor seine Augen hielt, die rückwärtige Umgebung erkennen. Überall tauchten bauchige Flaschen auf, aus denen merkwürdiger weißer Rauch aufstieg. John hatte schon viel von den Hexenküchen der Alchimisten gehört, aber noch nie eine gesehen. Über sich bemerkte er ein Deckengewölbe mit bunten Malereien. Im Feuerschein der Fackeln konnte man die zwölf Sternzeichen erkennen, jedes versehen mit einem fremdartigen Symbol. Befand er sich in einer Kirche? Ruaraidh hatte ihm gesagt, auf der Insel gebe es eine alte Abtei. Aber das konnte nicht sein! Nirgendwo sah man Statuen von Heiligen, und die schemenhaften Gestalten, die sich um ihn herum bewegten, waren zwar gekleidet wie Priester, aber auf ihren ungebleichten Kapuzenumhängen befanden sich keine Kreuze, sondern blutrote spiegelverkehrte Sechsen.
    »Seine Pupillen reagieren nur spärlich auf das einfallende Licht«, stellte sein Peiniger ungerührt fest.
    »Dann ist doch alles in bester Ordnung«, gab ein Dritter zurück. »Es ist der Beweis dafür, dass er von nun an die Sehfähigkeit einer Katze besitzt.« Ein Lachen aus mehreren Kehlen folgte.
    »Vergesst nicht, dass er noch gezeichnet werden muss, bevor ihr ihn in die Zelle zurückbringt«, mahnte eine andere Stimme.
    John stieß mit zusammengebissenen Zähnen einen Fluch aus, nachdem ein Mann aufgetaucht war, der mit einer Nadel und einem Hämmerchen seine massige Schulter bearbeitete. Die schnell aufeinander folgenden Stiche erschienen ihm wie hackende Krähenschnäbel. Ohne Rücksicht auf Johns schmerzverzerrtes Gesicht fuhr der Kerl fort.
    »Bevor er die zweite Dosis des Elixiers erhält, müssen wir ihn mit Belladonna und Opium behandeln, damit seine Schmerzempfindlichkeit abnimmt«, gab ein dunkelhäutiger Kapuzenträger zu bedenken. »Ansonsten ist er hinterher nicht zu gebrauchen.«
    »Bevor er schmerzfrei wird, muss er noch lernen, uns zu gehorchen.«
    Ehe John sich versah, beugte sich das Gesicht Chester Cuninghames zu ihm hinab und bestätigte seine schlimmsten Befürchtungen.
    »Na, wen haben wir denn da?« Nicht nur die überlaute Stimme des schwarzen Lords fuhr John bis in die Tiefe seiner Eingeweide, das satanische Grinsen erschien

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