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Die Teufelsrose

Die Teufelsrose

Titel: Die Teufelsrose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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sonnenverbrannte Gras zogen und friedlich weideten.
      Anne-Marie hielt in einer kleinen Senke neben einem weiß getünchten Häuschen mit Ziegeldach, das von Olivenbäumen umgeben war. An der einen Seite fiel die Wiese steil in eine wilde, unberührte Schlucht ab.
      »Louis benutzt die Hütte als Lager, wenn er hier ist. Er bleibt manchmal wochenlang. Er ist nicht gern unten.« Sie nickte zum Tal hinunter, wo die Dächer von St. Martin in der Nach mittagshitze flimmerten.
    »Kann ich verstehen«, sagte Brosnan.
      Sie probierte, ob die Tür abgeschlossen war; sie war es nicht, und sie gingen hinein. Es gab einen Wohnraum mit Kochnische und ein Schlafzimmer. Die Fußböden waren aus Steinplatten, die Wände roh verputzt, aber es herrschte eine angenehme Kühle, und genau das hatten die Erbauer gewollt.
      »Er muß weiter oben sein«, sagte sie.
      Sie nahm den Holzdeckel eines Wasserkühlers ab, holte eine Flasche Weißwein heraus und nahm zwei Gläser von einem Regal. Sie gingen wieder hinaus und setzten sich auf eine Bank an der Hausmauer. Von unten, aus weiter Ferne, drang das dünne Bimmeln einer Glocke herauf.
      »Das ist Hercules, der älteste Bock«, sagte sie. »Das Leittier – oder sollte ich sagen der Häuptling?«
      Sie stand auf, füllte sein Glas und schaute ins Tal hinunter. »Diese Tageszeit mag ich am liebsten. Alles scheint in Flam men zu stehen.«
      Sie wandte sich kurz zu ihm und lächelte, und mit dem Ge fühl, es erst jetzt entdeckt zu haben, wurde ihm bewußt, wie schön sie war.
      »Hier haben früher mal Menschen gelebt«, sagte er. »In einer anderen Welt. Heute sind sie fort, aber irgend etwas von ihnen ist geblieben. Ich nehme an, dein Louis möchte das Rad der Zeit zurückdrehen.«
      Sie setzte sich im Schneidersitz vor ihm ins Gras. »Was pas siert nun, Martin?«
      »Du meinst, mit uns?«
      Sie schüttelte beinahe ungeduldig den Kopf. »Nein, mit dir.«
      »Nun, als erstes muß ich mich um Frank Barry kümmern. Das ist schließlich der Zweck der Übung.«
      Sie schüttelte wieder den Kopf. »Laß ihn in Ruhe, Martin. Es wird dich nicht weiterbringen. Er ist sowieso ein toter Mann. Nächste Woche oder nächstes Jahr.« Sie zuckte mit den Schul tern. »Irgendwo wartet jemand auf ihn. Er weiß es sicher selbst.«
      »Wahrscheinlich. Aber es ist nun mal so, daß ich gern dieser Jemand wäre.« Brosnan war ganz ruhig, und sein Gesicht spiegelte keine Regung. »Es hat persönliche Gründe, aber das hast du bestimmt gewußt.«
      »Norah?« Sie schüttelte den Kopf. »Du hast viel von ihr gesprochen, erinnerst du dich? Nach allem, was du mir erzählt hast, wäre sie die letzte, die nach Rache dürstet.«
      »Vielleicht«, sagte Brosnan. »Aber Norah war immer zu gut für diese Welt. Sie hat nie die wichtigste aller Entdeckungen gemacht.«
      »Und das wäre?«
      »Daß es nicht nur um Halunken wie Frank Barry geht. Die meisten Leute lassen einen letzten Endes irgendwie im Stich. Eine unveränderliche Tatsache.« Bei den letzten Worten bekam seine Stimme einen bitteren Unterton.
      Sie antwortete: »Wie ich, willst du sagen, oder wie Liam oder Jean-Paul?« Sie stellte ihr Glas vorsichtig hin und gab sich Mühe, ihren Zorn zu zügeln. »Und was ist mit Martin Brosnan, der einen alten Mann von Belle-Ile mitgenommen hat, obgleich es viel leichter gewesen wäre, allein zu fliehen?«
      »Ich schuldete es ihm«, sagte Brosnan. »Wir saßen vier Jahre in einer Zelle. Er gab mir die Kraft auszuhalten – mit seinem gesunden Menschenverstand, seinem Humor und seiner Le benserfahrung.« Er lachte rauh. »Das klingt ironisch, nicht wahr? Ein Gangster, der den größten Teil seines Lebens auf der anderen Seite des Gesetzes gestanden hat und trotzdem wahre Tugenden besitzt …«
      Sie stand auf und ging an den Rand der Schlucht und sah wieder ins Tal hinunter. Als sie sich umdrehte, war sie ruhiger. »Na gut, und was kommt nach Frank Barry?«
      »Ich weiß es nicht«, sagte er. »Ich nehme an, Irland. Der
    einzige Platz, wo ich noch sicher bin.«
      »Zurück in diesen Krieg, der für dich so wichtig war? ›Mein Leben für Irland‹. Bomben in der Nacht und kein Ende mit dem Blutvergießen?«
      »Das einzige Spiel, das wir spielen können, meinst du wohl. Als ich damals, in jener ersten Nacht in Belfast, ein Gewehr nahm, wollte ich die Leute daran hindern, andere Leute zu töten. Dann stellte ich fest, daß ich auf einem Weg war, von dem es

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