Die Teufelsrose
zurückzuziehen. Ich werde auch nicht jünger, alter Knabe.« Ein lastendes Schweigen. Dann fuhr er fort: »Glauben Sie mir, Nikolaj, ich habe das Ding. Selbst wenn die Briten Sicherheitsstufe eins gegeben haben, sollten Ihre Kontaktleute in der Bundesrepublik bestätigen können, was passiert ist.«
»Das stimmt.« Romanoff nickte. »Mit dem Geld kann ich mich nicht festlegen. Ich muß Moskau fragen. Ich gebe Ihnen Bescheid.«
»Bis morgen früh«, sagte Barry. »Ich will hier nicht länger herumhängen.«
Romanoff sagte verdrossen: »Sie sind durch und durch ein Halunke. Ich war immer fair zu Ihnen, und jetzt behandeln Sie mich so. Aber ich hätte es wissen sollen.«
Barry schenkte sich noch einen Whisky ein. »Man lernt nie aus.«
Romanoff ging ins Wohnzimmer und kam mit der Transkrip tion der Nachricht aus London zurück. »Trotzdem will ich Ihnen das nicht vorenthalten.«
Barry las und hörte auf zu lächeln. »Das ist das letzte, was ich erwartet hätte«, sagte er dann auffallend leise.
Romanoff fragte: »Haben Sie schon die Pariser Zeitungen von heute gelesen?«
»Nein, hätte ich das tun sollen?«
Romanoff schob ihm eine Zeitung hin. »Die Mittagsausgabe. Es steht etwas sehr Interessantes drin.«
In dieser Ausgabe war ein ausführlicher Bericht abgedruckt, mit Fotos von Savary und Brosnan. Barry las ihn schnell durch. »Brosnan tot? Scheint kaum glaublich.«
»Irgendwann erwischt es uns alle.«
»Nicht Martin Brosnan. Sie haben ihn nicht so gekannt wie ich. Hat einmal versucht, mich zu töten.«
»Warum?«
»Oh, sagen wir, er hatte etwas gegen die Art und Weise, wie ich damals unseren Krieg führte.«
Romanoff zuckte mit den Schultern. »Alte Geschichten. Aber jetzt, wo er tot ist, spielt das sowieso keine Rolle mehr.«
»Aber Devlin lebt noch«, sagte Barry.
Romanoff runzelte die Stirn. »Halten Sie ihn denn für gefähr
lich?« sagte er.
»Der kann selbst dem Teufel einheizen«, antwortete Barry und stand auf, um an das Geländer zu treten. »Ich möchte wissen, was er jetzt ausheckt … oder, was für uns wichtiger ist, wo er gerade steckt.«
»Gestern war er bestimmt irgendwo bei St. Denis und hat darauf gewartet, Brosnan in Empfang zu nehmen«, sagte Romanoff.
»Ja, und diese Audin war bei ihm. Wo sind sie also jetzt?«
»Vielleicht wieder in Paris.«
»Das läßt sich schnell feststellen. Sie muß schließlich im Telefonbuch stehen.«
Fünf Minuten später klingelte in Anne-Maries Pariser Woh nung das Telefon. Ihr Mädchen, das in der Küche arbeitete, trocknete sich die Hände und ging an den Apparat.
Die Stimme am anderen Ende der Leitung sprach ausge zeichnet französisch, wenn auch mit einem schwachen auslän
dischen Akzent. »Mademoiselle Audin?«
»Non, Monsieur, sie ist nicht da. Wer spricht dort?«
»Paris-Match«, log Barry ohne Zögern. »Es ist wichtig. Wis
sen Sie, wo ich sie erreichen kann?«
»Aber natürlich, Monsieur. Sie hat erst vor einer Stunde angerufen und gesagt, sie würde ein paar Tage auf ihrem Bauernhof bleiben.«
»Bauernhof?« Barry lachte herzlich. »Klingt aber gar nicht nach Anne-Marie.«
»Oh, es ist nur ein kleiner Hof bei Vence in den Bergen über Nizza. In einem Dorf, das St. Martin heißt. Ein alter Schäfer, ein paar Schafe. Mademoiselle Audin fährt oft hin, wenn sie Ruhe braucht. Deshalb hat sie dort auch kein Telefon.«
Das Mädchen gehörte offensichtlich zu den Leuten, die nicht aufhören können zu reden, und Barry unterbrach sie. »Macht nichts«, sagte er. »Dann warten wir eben, bis sie zurück kommt.« Er legte auf.
»Was haben Sie nun vor?« fragte Romanoff.
»Ich denke, ich fliege runter nach Nizza. Es dauert ja nur eine Stunde. Suche ihr Bauernhaus. Sehe nach, ob Devlin bei ihr ist.«
»Warum vergessen Sie es nicht, Frank? Sobald Moskau das Geld bestätigt, können Sie weg. Warum wollen Sie sich mit diesem Devlin anlegen?«
»Alte Rechnungen«, sagte Barry. »Und außerdem bin ich schon immer sehr neugierig gewesen. Sie können sagen, ein zwanghafter Impuls herauszufinden, was der Kerl im Schilde führt.«
»Tun Sie, was Sie wollen«, sagte Romanoff erschöpft.
»Das tue ich doch meist, oder? Ist es Ihnen noch nicht aufge
fallen? Eins können Sie noch für mich machen – geben Sie mir eine Adresse in Nizza, wo ich ein bißchen Unterstützung bekommen kann. Nichts Besonderes,
Weitere Kostenlose Bücher