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Die Teufelssonate

Die Teufelssonate

Titel: Die Teufelssonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex van Galen
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Daß es bloß Freundschaft sei, weil ihr die gleichen Ansichten über die Kunst und das Leben hättet.«
    »Ich war kein ›Bekannter‹ von ihr, es war von Anfang an ernst zwischen uns.«
    »In deinem Kopf vielleicht.«
    »Wir schliefen in einem Bett.«
    »Es gab eine Zeit, in der es nicht so gut lief zwischen uns. Da brauchte sie mitunter einen Ort, um zu sich zu kommen oder zu übernachten, wenn wir uns gestritten hatten.«
    »Senna hat wirklich nicht nur bei mir übernachtet.«
    »Das hat sie mir erzählt«, sagte Valdin fast flüsternd. »Du hast sie vergewaltigt.« Darauf folgte ein Fluch in einem französischen Dialekt, den Notovich nicht vertand.
    »Sie kam an diesem Tag verstört zu mir. Sie wollte nicht sagen, was passiert war, doch aus ihren Worten konnte ich schließen, daß du ihr etwas angetan hattest. Sie ist vor dir geflüchtet, aber du hast sie manchmal verfolgt. Einmal ist sie stundenlang durch die Straßen gestreift, bis sie dich abgeschüttelt hatte. Sie hat sich nicht zu ihrer eigenen Wohnung getraut. Sie flehte mich an, nichts zu unternehmen. Sie dachte, sie sei selbst schuld. Sie konnte so unglaublich naiv sein. Und sie glaubte all deine stümperhaften Reuebekenntnisse. Vielleicht war es ihr Hang zur Selbstzerstörung. Dafür hat sie letzten Endes den höchsten Preis bezahlt.«
    Notovich sah Senna neben sich im Bett liegen, wie sie redete, lachte, ihm vorlas. Das waren seine Erinnerungen, echte Erinnerungen. Die konnte Valdin ihm nicht nehmen.
    »Als sie wieder bei dir war, habe ich sie eine ganze Weile nicht gesehen«, fuhr Valdin fort. »Ich dachte, daß es aus sei zwischen Senna und mir. Ich wurde fast verrückt vor Kummer. Ich traf sie nur noch selten. Dann wollte sie unbedingt, daß ich dich kennenlerne, weil wir soviel gemeinsam hätten. Aber ich spürte natürlich, daß sie dich benutzte, um sich von mir loszulösen. Ich war noch lange nicht imstande, mich über unsere Beziehung hinwegzusetzen.«
    »Du gibst also zu, daß es vorbei war?«
    »Ich bin noch nicht fertig. Du bist wieder aufgetreten, und du warst auf der Stelle berühmt.«
    »Und ich hatte ein Verhältnis mit ihr.«
    »Soweit das möglich war. Aber es gab immer Tage, an denen sie auf einmal weg war, genau wie bei mir. Hab ich recht oder nicht?«
    Notovich schwieg.
    »Dann steckte sie hier, in ihrem eigenen Kokon. Wo niemand an sie herankam.« Valdin blickte sich um.
    »Ich habe ihr ihre Freiheit gelassen«, sagte Notovich. »So läuft das unter Erwachsenen.«
    »Aber sie begann, an dir zu zweifeln«, entgegnete Valdin. »Eines Nachts rief sie mich an. Sie sagte, du würdest dich so merkwürdig verhalten. Erst seist du tagelang nicht ansprechbar, und dann würdest du nächtelang ununterbrochen reden, über Franz Liszt und Marie d'Agoult. Sie hatte Angst vor dir, weil du manchmal die ganze Nacht wie ein Besessener auf dem Klavier herumgehämmert und dabei singend Gedichte vorgetragen hast, während sie stundenlang zuhören mußte.«
    Notovich schüttelte den Kopf. Er konnte sich kaum daran erinnern, zumindest nicht an Einzelheiten.
    »Später habe ich ein paar Nachforschungen angestellt. Diese Verrücktheit tritt bei dir von Zeit zu Zeit auf. Es hat eine gewisse Regelmäßigkeit. Du hinterläßt eine Spur der Zerstörung: gescheiterte Beziehungen, Gewalt und Einschüchterung. Ex-Freundinnen, die Selbstmord begehen. Ich habe Senna gewarnt, aber sie wollte nicht hören. Und dann diese Wahnvorstellungen über Liszt und seine Muse …«
    »Das war alles Sennas Idee. Es war ihre Idee, daß ich Liszt spielen sollte. Ihre Idee, die Briefe von Marie d'Agoult zu lesen!«
    »Unsinn, das spielte sich alles in deinem Kopf ab. Sie hat höchstens mal eine Bemerkung gemacht, daß Liszt dir liege als Pianist. Darum ließ sie dich auch erst gewähren. Sie fand es ganz nett, sich dieser Phantasie hinzugeben, aber irgendwann wolltest du den ganzen Tag nichts anderes mehr, als ihr diese Briefe vorzulesen. Und als du wieder aufgetreten bist, haben sich die Symptome verschlimmert. Du fingst an zu glauben, Liszts Geist sei in dich gefahren. Und der Geist seiner ewigen Liebe, seiner Muse, sollte in Senna gefahren sein. Das ängstigte sie. Du wurdest immer besitzergreifender, und immer öfter besuchte sie mich, um sich auszuheulen. Als du davon Wind bekamst, mußtest du dich natürlich rächen. Darum hast du mir mein Debüt vermasselt.«
    »Wer bildet sich denn hier was ein?«
    »Eines Nachts stand sie vor meiner Tür. Sie war ängstlich und verwirrt.

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