Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Teufelssonate

Die Teufelssonate

Titel: Die Teufelssonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex van Galen
Vom Netzwerk:
Ich bot an, mit dir zu reden, damit du dich in Behandlung begibst. Aber davon wollte sie nichts wissen. Sie wollte an diesem Abend nur bei mir unterkriechen und mit mir schlafen. Unsere Beziehung hatte nun mal einen stark körperlichen Charakter. Der Sex war gut.«
    »Du klingst ja wie ein angeberischer Teenager.«
    Valdin schaute ihn wütend an.
    »Ich sage die Wahrheit. Und du wirst zuhören. Du hattest natürlich nicht vor, uns in Ruhe zu lassen. Du hast sie ständig verfolgt. Ich wollte zur Polizei, aber das wollte sie dir nicht antun. Eines Tages hast du sie auf der Straße angegriffen, als sie mit ihrem Pferd unterwegs war. Du weißt, was damals passiert ist. Sie hat nach diesem Zusammenstoß wochenlang im Krankenhaus gelegen. Doch Senna wollte keine Anzeige erstatten.«
    »Sie liebte mich immer noch.«
    »Sie hatte Angst. Wir ließen sie in ein anderes Zimmer verlegen, aus Furcht, daß du sie belästigen würdest, aber sie wagte nicht, dort zu bleiben, bis sie ganz wiederhergestellt war. Bis zu dem Tag, an dem sie starb, hatte sie Mühe zu laufen. Wir erfuhren, daß du überall nach ihr gesucht hast. Ich ging zur Polizei, doch die konnten nichts machen. Nach dem Unfall war Senna völlig verschreckt. Sie hatte Alpträume; dann wachte sie schreiend auf. Einmal standst du vor meiner Tür. Sie war zufällig gerade allein zu Hause. Sie rief mich in Todesangst an und traute sich nicht zu öffnen.
    Zwischen mir und Senna lief es immer besser. Du hast uns sozusagen wieder enger zusammengebracht, Notovich. Und irgendwann schien es, als ob du uns nicht mehr suchen würdest. Wir dachten, daß du dich endlich mit dem Verlust abgefunden hättest. Senna begann sogar, wieder Zukunftspläne zu schmieden. Ich hoffte natürlich, daß ich darin auch vorkommen würde, aber die emotionale Wunde, die du ihr zugefügt hattest, war noch nicht verheilt.«
    »Du meinst, sie hat sich nie wirklich für dich interessiert.«
    Valdin lächelte gefaßt.
    »Sie war einfach noch nicht soweit. Sie beschloß, die Stadt für ein paar Monate zu verlassen, und erzählte, daß das Haus, in dem sie wohnte, abgerissen werden solle. Das war dieser Raum hier. Sie müsse sich also etwas anderes suchen. Ich bot ihr an, zu mir zu ziehen, aber das war ihr noch zu früh. Ich hatte Geduld, denn ich wußte, daß sie die Richtige für mich war. Ihre Bilder hat sie anscheinend irgendwo eingelagert, die sind alle verschwunden. Ansonsten hatte sie nicht viel, wie du siehst. Eine Woche vor ihrem geplanten Umzug überredete ich sie, mit mir ein Wochenende nach Rom zu fahren. Sie sagte ja. Ich spürte, daß sie zweifelte, spürte, daß sie vielleicht doch zu mir ziehen würde. Sie wollte nur schnell ihre Sachen holen, während ich schon mal die Tickets buchen sollte. Ich hätte mir gern angeschaut, wo sie wohnte, aber das erlaubte sie nicht. Offenbar durfte niemand diese Malereien sehen.«
    »Du durftest nicht sehen, daß sie mich überall gemalt hatte.«
    »Nein, sie fürchtete, kein Talent zu haben. Sie versprach, mich irgendwann herzubringen, wenn alles vorbei sei. Doch an diesem Tag ging sie aus der Tür und verschwand für immer. Du bist ihr hierher gefolgt und hast diesen Ort entdeckt. Erst viel später bin ich dahintergekommen, daß ihr Leichnam hier gefunden wurde, aber da war sie sie schon eingeäschert. Du hast mir alles genommen, Notovich. Du hast mein Herz in Finsternis verwandelt.«
    »Du bist doch verrückt.«
    »Vielleicht gehe ich ja daran kaputt, aber dann nehme ich dich mit.«
    »Nur zu. Tu, was du nicht lassen kannst.«
    »Ich will dir helfen, Notovich. Betrachte mich einfach als fürsorglichen Therapeuten, der das Trauma mit dir gemeinsam heraufholen wird. Und dann werden wir alles zusammen verarbeiten. Fühlt sich das nicht gut für dich an?«
    Er ging zum Flügel und löste den Strick, mit dem Vivien festgebunden war. Sie kam langsam zu sich.
    »Mischa, hilf mir …«, flehte sie mit schläfriger Stimme.
    Sie begann, mit kleinen, ängstlichen Stößen zu atmen. Valdin streichelte flüchtig ihr Gesicht. Dann zog er sie roh am Arm, so daß ihr Körper vom Flügel glitt und unsanft in seinen Armen landete. Er lief zum Lifteingang; ihre Beine schleiften über den Boden. Dort setzte er sie gefährlich nah an die Öffnung, an den Rand der gähnenden Tiefe.
    »Was machst du da?!« rief Notovich.
    »Unten in diesem Fahrstuhlschacht hat man sie gefunden.«
    »Wovon redest du?«
    »Hier hast du sie hinuntergestoßen«, sagte Valdin. Er schlug Vivien ein

Weitere Kostenlose Bücher