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Die Teufelssonate

Die Teufelssonate

Titel: Die Teufelssonate Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex van Galen
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paarmal ins Gesicht, damit sie munterer wurde. Dann drehte er ihren Arm in einen Haltegriff. »Erzähl es ihm!«
    »Er … Er hat recht, Mischa. Man hat sie wirklich hier gefunden.«
    »Der Leichnam lag da unten, vier Etagen unter uns«, erklärte Valdin.
    »Das muß doch nichts heißen. Vielleicht ist sie gefallen?«
    »Das glaubst du doch selbst nicht. Nein, es kann nicht anders sein: Du hast es getan.«
    »Du nutzt meinen Gedächtnisverlust aus, um deine Wut abzureagieren, Valdin. Du hast keinerlei Beweis.«
    »Ach nein?! Und das Blut? Das Blut!«
    Er neigte sich ein Stück vor, zum Schacht hin, so daß Vivien mit einem Schrei über der Tiefe hing.
    Notovich konnte sich nicht rühren. Er hatte keine Kraft mehr, die Kopfschmerzen waren zu heftig, seine Augen brannten. Aber in seinem Inneren drängten sich die Bilder nun mit zerstörerischer Wucht auf.
    »Laß die Finger von ihr!« schrie Notovich unbeherrscht, während er unsicher auf Valdin zulief. »Du tust ihr weh!«
    »Meinst du? Ach Gottchen …« Valdin zog sie wieder an sich und begann, sie zu liebkosen. Dann glitt er mit der Hand unter ihr Kleid.
    »Was fühlst du, wenn du das siehst, Notovich? Du bist ihr hierher gefolgt, und dann hast du sie zur Rede gestellt. Sie hat sich bestimmt gewehrt, denn du warst an diesem Abend voller Blut, erinnerst du dich, Notovich? Müssen wir die Wut wieder wachrufen, die du damals empfunden hast? Was hast du getan? Hast du sie auch noch mal vergewaltigt?«
    Valdin steckte eine Hand zwischen Viviens Schenkel, die andere zwängte er zwischen ihre Brüste. Er stöhnte vor Erregung.
    Notovichs ganzes Wesen sträubte sich gegen diese Version der Vergangenheit. Die Fakten schienen ihm alle verdreht, wie Puzzleteile, die in eine falsche Form gepreßt werden. So war es nicht gewesen. So war es mit Senna nicht zu Ende gegangen. Er durfte sich nicht provozieren lassen, er durfte Valdin nicht geben, was er wollte. Aber warum tat sie nichts? Warum ließ sie ihn gewähren?
    »Na los, Notovich. Du willst es, du willst sie bestrafen. Dann tu es doch …«
    Warum tat sie denn nichts? Warum ließ sie das alles geschehen? Es hatte fast den Anschein, als ob sie es genießen würde. Hatte er sich so in ihr getäuscht? Liebte sie Valdin wirklich mehr als …?
    »Warum tust du mir das an?« heulte Notovich. »Warum hast du mich verlassen, Senna?«
    Valdin hatte ihr Kleid nun ganz hochgestreift, und seine Hände schoben sich in ihren Slip. Notovich fühlte, wie Wut in ihm aufstieg. Er fühlte, wie die Schleuse sich langsam öffnete und die Bilder aus der Vergangenheit unaufhaltsam über ihn hereinströmten. Ein sickerndes Rinnsal, das sich schnell in eine Wand aus Wasser verwandelte. Er ertrank in dem grellen Licht und dem Schmerz, der aus den alten Tiefen nach oben kam wie aufgewühlter Sand in einem strudelnden Fluß.
    »Senna!« rief er und wollte eingreifen. Aber Valdin holte aus. Notovich hörte sie schreien. Durch einen Schleier sah er, daß sie reglos liegenblieb. Er fuhr auf Valdin zu, doch der war zu flink und gab Notovich einen Tritt in die Seite. Ein heftiger Schmerz schoß durch seinen Körper.
    Reflexartig krümmte er sich zusammen und rollte sich herum. Dabei kam er dem Fahrstuhlschacht gefährlich nahe. Es war offensichtlich, was Valdin vorhatte. Er hörte dessen Atem vor Anspannung pfeifen. Wieder durchzuckte ihn ein Schmerz. Er rollte sich abermals herum.
    Und noch einmal.
    Und noch einmal.
    Plötzlich schwebten seine Beine über dem Fahrstuhlschacht, doch sein Oberkörper lag noch auf der Erde.
    »Vielleicht fällt es dir ja wieder ein, wenn du selbst da runterknallst«, sagte Valdin.
    Notovich wollte von dem Schacht wegkriechen, da traf ihn erneut ein kräftiger Schlag ins Gesicht, der ein sengendes Gefühl hinterließ. Sein Körper geriet aus dem Gleichgewicht und hing nun fast vollständig über dem Rand der schwarzen Leere. Mit den Armen und Ellenbogen versuchte er, sich zu halten, um nicht in der Finsternis zu verschwinden, aber es gelang ihm nicht. Die Schwerkraft zog ihn in die Tiefe, er konnte sich gerade noch an der Leiste der Fahrstuhltüren festklammern. Ein scharfer Schmerz stach ihm wie Stahlspitzen in die Fingerkuppen. Die Muskeln seiner Hand fühlten sich an, als ob sie reißen würden.
    Er versuchte hochzuschauen, als die schwarzen Lackschuhe von Valdin vor ihm auftauchten.
    »Das Gebäude wird morgen abgerissen«, hörte er den Franzosen sagen. »Ich glaube nicht, daß sie dich hier finden.«
    Valdin setzte

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