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Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition)

Titel: Die Teythion Chroniken: Vorboten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Constanze Schwarz
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sich auf den Arzt, und kurz darauf manifestierte sich die Schiffsmesse vor seinem geistigen Auge wie ein flirrendes Hologramm. Eine bläulich-weiß zuckende Blitzkugel erhob sich vor einer schwarzen, am Boden kriechenden Nebelbank. Die Blitze mussten Ibanas Energie sein. Fargo konzentrierte sich auf sie, ließ den Nebel das Gewitter einhüllen und schmetterte es der hinter den Blitzen befindlichen Wand entgegen.
    Ein gleichermaßen überraschter wie schockierter Aufschrei erklang und erstarb abrupt, als ein schwerer Körper gegen Stahl donnerte. Augenblicklich schwand der Druck auf Fargos Rücken. Er richtete sich auf und sah sich nach dem Arzt um. Ibana lag bäuchlings auf den kalten Metallplatten des Bodens und begann, sich langsam aufzurappeln.
    »Sie lernen erstaunlich schnell«, sagte er und nahm einmal mehr seine Kampfhaltung ein. Doch anstatt Fargo Wellen telekinetischer Energie oder irgendwelche Gegenstände entgegenzuwerfen, schnellte er auf seine Knie hinab, presste die Handflächen mit gespreizten Fingern auf die Bodenplatten und jagte einen Schwall Blitze durch sie hindurch. Sie zuckten über die Platten wie bläulich-weiße Schlangen im Stroboskoplicht, rasten in Sekundenschnelle auf den Delaarianer zu und wanden sich schließlich beißend um seinen Körper. Einen endlos erscheinenden Augenblick lang durchzuckte die Elektrizität Fargos Muskeln. Die Luft knisterte und ein dumpfes, schmerzvolles Grunzen presste sich durch seine fest zusammengebissenen Kiefer. Dann versiegte die Blitzkaskade genauso schnell, wie sie erschienen war, und Ibana richtete sich wieder auf. Fargo hingegen brach auf die Knie zusammen. Seine Haut dampfte, die Muskeln schmerzten, als wäre er auf Entzug.
    »Jede Manifestation des Ctar besitzt eine unverwechselbare Fähigkeit«, erklärte der Arzt. »Bei meiner, dem sogenannten Na-ir'Ctar, ist es Elektrizität. Blitze, wie Sie es soeben erleben durften.« Fargo meinte, ein schadenfrohes Grinsen in Ibanas Ton zu hören.
    »Sie genießen das viel zu sehr«, meinte der Delaarianer, während er leicht wankend aufstand.
    »Um ehrlich zu sein, ich habe diesen Sport vermisst«, sagte Ibana. »Ich sollte mich bei Ihnen für diese Gelegenheit bedanken.« Er nickte Fargo zu. »Und jetzt finden wir heraus, welche Fähigkeit Ihnen innewohnt. Kanalisieren Sie all Ihre Kraft und bündeln Sie sie zwischen Ihren Händen. Dann wird sich offenbaren, welche Ctar-Form die Ihre ist.«
    Fargo nahm eine ausgeglichene Haltung ein, hielt dieHände vor der Brust, als würden sie einen unsichtbaren Ball umfassen, und konzentrierte sich auf dessen Zentrum. Die Härchen auf seiner Haut richteten sich auf, als die Kälte aus seinem Innersten in dunkle Nebelfetzen gehüllt über seine Arme hinab zu den Händen kroch und schmalen Bächen gleich zwischen den Fingern hindurchfloss. Die Ströme sammelten sich zwischen seinen Handflächen und wuchsen zu einer Kugel aus schwarzem Nebel heran. Fargos Kräfte schwanden währenddessen rapide. Er zwang sich jedoch, die Konzentration aufrechtzuerhalten, und mobilisierte seine letzten Reserven. Die Kälte schwoll an und kroch in seine Fingerspitzen. Die Oberfläche der Nebelkugel begann zu vibrieren, schlug konzentrische Wellen, fiel plötzlich in sich zusammen und wandelte sich, von einem dumpfen Knall begleitet, zu einem tosenden Strudel. Violette Blitze donnerten daraus hervor, und ein stürmischer Sog heulte mit einem Mal durch die Schiffsmesse und zog sämtliche losen Gegenstände zu dem sich ausdehnenden Mahlstrom schwarzer Energie. Die Scherben der Keramikbecher wirbelten durch den Raum; ebenso das Jackett des Arztes.
    »Hören Sie auf!«, rief Ibana gegen den zunehmenden Donner.
    Fargo schaute zu ihm auf. Der Arzt hielt die Arme dicht am Kopf, um ihn vor dem Scherbensturm zu schützen und starrte mit aufgerissenen Augen auf den anschwellenden Strudel. Sein Blick spiegelte Todesangst wieder. Irgendetwas stimmte nicht. Fargo versuchte, die gewaltige Macht zwischen seinen Handflächen zu bändigen, indem er die Hände voneinander entfernte, doch der wachsende Sog hinderte ihn daran. Nicht einmal die verlorene Konzentration ließ den Strom des schwarzen Nebels versiegen oder den Strudel zusammenbrechen.
    »Aufhören!«, schrie der Arzt.
    »Glauben Sie mir, ich versuch's!«, rief Fargo zurück. Jeder Muskel spannte sich an, seine Finger begannen zu zittern, als er sich mit aller verbliebener Kraft darauf konzentrierte, den machtvollen dunklen Wirbel

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