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Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Therapie: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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Anna Spiegel wurde vergiftet.«
    Viktor ließ den Hörer fallen und sah aus dem Fenster auf die See. Alles wurde von Minute zu Minute verworrener und verdunkelte sich immer mehr.
    So wie der regenverhangene Himmel über Parkum.

29. Kapitel
    A ls Übelkeit, Durchfall und später noch Sehstörungen hinzukamen, hätte Viktor erkennen müssen, dass es sich hier nicht um eine normale Grippe handelte. Weder Aspirin plus C noch Kamillosan-Halsspray zeigten ihre sonst so wohltuende Wirkung. Und auch der Assam-Tee, der früher immer seine Kehle besänftigt hatte, schien jetzt genau das Gegenteil zu bewirken. Mit jeder Tasse schmeckte er etwas bitterer, so als ob Viktor die Teeblätter viel zu spät der Teekanne entnommen hätte.

    Der Anfang vom Ende begann mit dem vorletzten Besuch von Anna in seinem Haus. Sie kam unangemeldet und hatte ihn aus einem fiebrigen Mittagsschlaf gerissen.
    »Geht es Ihnen immer noch nicht besser?«, war die erste Frage, die sie ihm stellte, als er sich im Bademantel zur Tür schleppte. Er wusste nicht, wie lange sie schon geklopft hatte. Irgendwann hatte er gemerkt, dass der Presslufthammer in seinem Traum in Wirklichkeit das laute Hämmern an der Tür des Strandhauses war.
    »Es geht schon. Hatten wir uns nicht für heute Abend telefonisch verabredet?«
    »Ja, es tut mir Leid. Und ich will auch gar nicht reinkommen, sondern Ihnen nur das hier geben.«
    Viktor sah, dass sie etwas in den Händen hielt, und öffnete die Tür einen weiteren Spaltbreit. Ihr Anblick erschreckte ihn etwas. Sie hatte sich stark verändert und sah lange nicht mehr so blendend aus wie bei den vorangegangenen Treffen. Ihr Haar war nicht mehr ordentlich gekämmt, ihre Bluse wirkte leicht zerknittert. Und die Augen blickten fahrig umher, während ihre langen, schlanken Finger nervös auf einem braunen Papierumschlag trommelten, den sie mit beiden Händen festhielt.
    »Was ist das?«
    »Das Ende der Geschichte. Die letzten zehn Kapitel, so wie ich sie mit Charlotte erlebt habe. Ich habe sie heute Morgen für Sie aus dem Gedächtnis niedergeschrieben, als ich nicht zur Ruhe kommen konnte.«
    Wann? Bevor wir gesprochen haben? Nachdem du bei mir eingebrochen hast?
    Sie strich mit ihren Fingern den Umschlag glatt, so als ob es sich um ein eingewickeltes Geschenk handelte.
    Viktor zögerte. Die Stimme der Vernunft riet ihm, Anna nicht ins Haus zu lassen.
    Die Frau ist gefährlich.
    Alle Informationen deuteten darauf hin, dass diese Frau nicht die war, für die sie sich ausgab. Immerhin hatte sie sich den Namen einer ermordeten Austauschstudentin zugelegt. Auf der anderen Seite hielt er jetzt den Schlüssel zu Josys Schicksal in seinen Händen. Er könnte sie hereinbitten und ihr endlich all die Fragen stellen, die ihm nahezu den Verstand raubten.
    Wie sie wirklich hieß. Was es für eine offene Rechnung zwischen ihnen gab.
    Und das ohne Gefahr zu laufen, das Ende ihrer Geschichte von Charlotte nicht mehr erfahren zu können.
    »Moment!«
    Viktor hatte eine Entscheidung gefällt und öffnete die Tür. »Kommen Sie wenigstens kurz rein, um sich aufzuwärmen.«
    »Danke!« Anna schüttelte sich die Nässe aus ihren blonden Haaren und trat zögernd ins Warme.
    Auf dem Weg ins Wohnzimmer ließ er sie vorgehen und blieb an der Kommode stehen. Er öffnete die Schublade mit dem Päckchen von Halberstaedt, fuhr mit seinen Fingern über das zerknitterte Papier und löste den hellbraunen, dicken Bindfaden vom Karton.
    »Könnte ich einen Tee bekommen?«
    Viktor zuckte zusammen und ließ sofort das Päckchen wieder los, als er Anna in der Tür stehen sah. Sie hatte ihren Mantel bereits abgelegt und trug einen schwarzen Hosenrock zu einer durchsichtigen, graublauen Bluse, bei der sie sich verknöpft hatte.
    »Ja, sicher.« Er nahm ein Taschentuch aus der Schublade und schloss die Kommode. Wenn sie das Päckchen gesehen hatte, so ließ sie sich jedenfalls nichts anmerken.
    Viktor bat sie wieder ins Wohnzimmer und folgte ihr nur wenige Minuten später mit einer halb gefüllten Teekanne. Er war körperlich so erschöpft, dass es ihn vor eine unüberwindbare Hürde gestellt hätte, eine volle Kanne über den Flur ins Wohnzimmer zu tragen.
    »Danke.«
    Anna nahm von Viktor keine Notiz und wunderte sich auch nicht über die Schweißtropfen, die er mit seinem Taschentuch von der Stirn tupfen musste, bevor er sich langsam zu seinem Schreibtisch schleppte.
    »Ich werde wohl wieder gehen«, sagte sie, kaum dass er sich gesetzt hatte.
    »Aber Sie haben

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