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Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Die Therapie: Psychothriller (German Edition)

Titel: Die Therapie: Psychothriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sebastian Fitzek
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kenne ich nicht. Ich kann Ihnen nur den Namen der Patientin sagen.«
    »In diesem Falle tut es mir Leid, mein Herr. Patientendaten sind, wie Sie selbst wissen, streng vertraulich und unterliegen der ärztlichen Schweigepflicht. Das umfasst auch den Namen des behandelnden Arztes. Aber wenn es Ihre Patientin ist, wieso fragen Sie die Dame nicht einfach selbst?«
    Weil ich nicht weiß, wo sie gerade steckt. Weil ich nicht will, dass sie von meinen Nachforschungen erfährt. Weil sie vielleicht meine tote Tochter entführt hat.
    Viktor entschied sich für eine unverdächtigere Antwort: »Weil sie wegen ihrer Krankheit nicht ansprechbar ist.«
    »Dann schauen Sie in die Überweisungsunterlagen, Dr. Larenz.«
    Ihr Flöten hatte bereits etwas nachgelassen.
    »Es gibt keine Überweisungsunterlagen, sie ist von sich aus auf mich zugekommen. Hören Sie, ich weiß es wirklich zu schätzen, dass Sie die Privatsphäre Ihrer Patienten schützen wollen. Und ich möchte Sie auch wirklich nicht von Ihrer Arbeit abhalten. Ich bitte Sie deshalb nur um einen kleinen Gefallen. Können Sie nicht einfach in Ihrem Computer nachsehen, ob Sie den Namen finden, den ich Ihnen nenne? Und wenn ja, dann verbinden Sie mich einfach mit der Abteilung, auf der sie gelegen hat. So verletzen Sie nicht Ihre Schweigepflicht, aber Sie helfen mir und der Patientin.«
    Viktor sah es beinahe bildlich vor sich, wie die Empfangssekretärin in der Privatklinik am anderen Ende der Telefonleitung unschlüssig ihren gut frisierten Kopf hin und her bewegte.
    »Bitte.« Er lächelte jetzt beim Sprechen. Offenbar hatte seine freundliche Ansprechhaltung den gewünschten Erfolg. Viktor hörte, wie die Frau auf ihre Computertastatur hämmerte.
    »Wie heißt sie?«
    »Spiegel«, antwortete er wie aus der Pistole geschossen. »Anna Spiegel.«
    Ihr Tippen hörte ruckartig auf, und das Flöten war jetzt völlig verstummt.
    »Das ist ein schlechter Scherz – oder?«
    »Warum?«
    »Und wen soll ich als Nächstes nachschlagen? Elvis Presley?«
    »Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht …«
    »Hören Sie …«, die Frau am anderen Ende seufzte wütend ins Telefon. »Wenn das ein Scherz sein soll, dann ist er sehr geschmacklos. Und ich darf Sie darauf hinweisen, dass es gesetzlich verboten ist, Anrufe ohne Einwilligung aufzunehmen.«
    Viktor war von der plötzlichen Wendung des Gesprächs völlig überrascht und beschloss, zum Gegenangriff überzugehen. »Jetzt passen Sie mal gut auf. Mein Name ist Dr. Viktor Larenz, und ich pflege keine Scherze am Telefon zu machen. Sollte ich nicht sofort eine vernünftige Auskunft von Ihnen bekommen, dann werde ich mich persönlich bei Professor Malzius über Ihr Verhalten beschweren, wenn ich das nächste Mal mit ihm Golf spiele.«
    Das war zwar gelogen, denn Viktor verabscheute sowohl den Klinikleiter wie auch den Golfsport, aber die Lüge verfehlte wenigstens nicht ihre Wirkung.
    »Okay, es tut mir Leid, wenn ich mich im Ton vergriffen habe, Dr. Larenz, aber Ihre Frage ist makaber. Jedenfalls für mich.«
    »Makaber? Was ist denn daran makaber, dass ich mich nach Frau Spiegel erkundige?«
    »Weil ich es war, die sie gefunden hat. Lesen Sie denn keine Zeitung?«
    Gefunden?
    »Wo war sie?«
    »Sie lag auf dem Fußboden. Es war grauenvoll. Bitte, ich muss jetzt wirklich aufhören. Es sind noch drei weitere Anrufer in der Leitung.«
    »Was meinen Sie mit: Es war grauenvoll?« Viktor versuchte krampfhaft, das Gehörte in einen sinnvollen Zusammenhang zu bringen, was ihm momentan noch nicht gelang.
    »Na, ja, wie würden Sie es beschreiben, wenn eine Frau an ihrem eigenen Blut erstickt?«
    Tot? Anna war tot? Aber wie konnte das sein?
    »Das ist unmöglich. Anna war doch gestern noch hier. Bei mir.«
    »Gestern? Völlig ausgeschlossen. Ich fand Anna vor einem Jahr, als ich sie ablösen sollte, im Schwesternzimmer. Da kam bereits jede Hilfe zu spät.«
    Vor einem halben Jahr? Ablösen? Im Schwesternzimmer?
    »Was macht denn eine Patientin im Schwesternzimmer?«
    Von all den Fragen, die Viktor gleichzeitig beantwortet wissen wollte, kam ihm diese als Erste über die Lippen.
    »Okay, auch auf die Gefahr hin, dass Sie mich veräppeln wollen: Anna war nie eine Patientin. Sie war eine Austauschstudentin, die hier bei uns hospitierte. Und jetzt ist sie tot. Und ich lebe noch, also muss ich jetzt weiterarbeiten. Alles klar?«
    »Ja.«
    Nein, ganz und gar nicht.
    »Nur noch eine Frage, bitte. Was war die Ursache? Wie ist sie gestorben?«
    »Vergiftet.

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