Die Tiefen deines Herzens
orientieren.«
»Kennst du dich gut mit Sternen aus?«
»Nicht wirklich. Mein Vater ist der Astronomie-Experte in unserer Familie. Er hat mir Sirius gezeigt.«
Marc schaute noch einmal nach oben, dann hakte er mich unter und wir schlenderten nebeneinander zur Haustür.
Beim Reingehen sagte er leise: »Danke für den schönen Abend, Leni – und für den Stern.«
Vor unseren Zimmertüren winkten wir uns lächelnd zu, bevor jeder hinter seiner verschwand.
Ich lag noch lange wach und starrte in die Dunkelheit. Wie einen Film ließ ich den Abend vor mir Revue passieren. Hörte Marc singen. Spürte seine Küsse und Hände auf meiner Haut. Versank in seinen dunklen Augen, die mich ansahen, voller Begehren.
Da war ein ungewohntes, ein sehr zärtliches Gefühl, wenn ich nun an Marc dachte.
Aber eigentlich sollte ich doch für jemand ganz anderen so empfinden, schoss es mir durch den Kopf und die Erkenntnis traf mich wie ein Schlag in die Magengrube. War ich die ganze Zeit über wie in Trance durch den Abend gewandelt und hatte mich von der romantischen Stimmung und Marcs Worten verzaubern lassen, so wurde mir nun, wo ich langsam wieder zu Verstand kam, die ganze Tragweite meines Handelns bewusst.
Felix, ich war doch in Felix verliebt! Wir waren füreinander bestimmt. Schon immer!
Wie konnte ich ihm das nur antun?
W elcher Stern ist wohl der richtige?
Finde ihn und du wirst glücklich sein.
12
Der nächste Morgen war sonnig warm und machte es mir leicht, aus den Federn zu kommen. Obwohl ich nur wenig geschlafen hatte, fühlte ich mich frisch und ausgeruht. Außerdem hatte ich einen Entschluss gefasst und diesen wollte ich gleich in die Tat umsetzen. Dieses Gefühlschaos musste ein Ende haben. Auf der Stelle!
Tick mal wieder klar, Leni, du dummes Huhn, sagte ich mir.
Ich nahm mein Handy vom Nachtschränkchen und wählte Felix’ Nummer.
Wieder einmal sprang sofort seine Mailbox an. Aber ich war nicht enttäuscht, schließlich hatte ich nichts anderes erwartet. Ein kleines bisschen war ich sogar erleichtert, ihn nicht persönlich an die Strippe zu bekommen.
»Hi, Felix. Ich hoffe jetzt mal, dass du dein Handy nicht irgendwo verloren oder es dir vielleicht sogar klauen lassen hast. Es wäre mir nämlich ziemlich peinlich, wenn meine Nachricht für dich von irgend so einem miesen Handyabzocker abgehört würde. Aber das Risiko gehe ich jetzt mal ein, denn ich muss dir unbedingt etwas sagen: Ich … ich, ja verdammt, ich glaube, ich bin in dich verliebt. Und nicht erst seit neulich am See, sondern schon lange Zeit davor. Nur irgendwie habe ich das nicht geschnallt. Aber was ich dir eigentlich sagen wollte, ist, egal, was auch passiert, ob du nun tatsächlich beim HSV unterschrieben hast oder sonst wo, es wird nichts daran ändern, dass ich mit dir zusammen sein möchte. Und ich bin mir ganz sicher, dass wir einen Weg finden werden. Ich vertraue dir. Und dass du mich nicht zurückrufst und überhaupt gerade alles ganz komisch ist, dafür gibt es bestimmt einen guten Grund.« Ich machte eine kurze Pause. Suchte nach den richtigen zuversichtlichen Worten. »Noch ein paar Tage, dann bin ich wieder in Berlin und wir werden alles klären können, davon bin ich fest überzeugt. Und wenn du vorher diese Nachricht abhörst, weil eben doch keiner dein Handy geklaut hat, sondern du nur dein Aufladekabel mal wieder nicht findest – was ja nicht das erste Mal wäre«, unwillkürlich musste ich schmunzeln, »dann wäre es toll, wenn du dich bei mir meldest. Ansonsten bis ganz bald – und na ja, vergiss mich nicht. Ach so, wenn Geena dich anruft oder bei dir aufkreuzt, sie weiß von uns. Ich habe es ihr gesagt.«
Ich beendete das Gespräch. Trotz der enormen Gewissensbisse, die tief in mir nagten, war ich einigermaßen zufrieden mit dem, was ich Felix auf die Mailbox gesprochen hatte. Nun war ich mir wirklich sicher, dass die gestrige Knutscherei mit Marc keine Bedeutung gehabt hatte, dass ich nur aus lauter Sehnsucht nach Felix schwach geworden war. Ich war verwirrt gewesen, hatte zu dem Zeitpunkt nicht gewusst, was mit Felix los war, was aus uns werden würde. Und in der ganzen Verwirrung hatte Marc einfach die richtigen Knöpfe gedrückt. Es war ein einmaliger Ausrutscher, von dem Felix niemals erfahren durfte.
Natürlich bohrte und rumorte es in mir. Schließlich hatte ich Felix noch nie etwas verheimlicht.
Aber eigentlich sind wir bis jetzt nicht wirklich zusammen, versuchte ich, mich selbst zu rechtfertigen, und Felix
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