Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tiefen deines Herzens

Die Tiefen deines Herzens

Titel: Die Tiefen deines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
Vom Netzwerk:
solltest du dein erstes Mal erleben,
hatte sie gesagt und mir dabei einen auffordernden Knuff gegen den Oberarm verpasst.
    Und jetzt war es nicht Felix, sondern Marc. Ein Typ aus England, den ich erst wenige Tage kannte, der meistens total ätzend und arrogant war und der ganz klar über wesentlich mehr Erfahrungen verfügte als ich. – Und dem es mit einem Augenaufschlag gelang, mein Blut zum Kochen zu bringen.
    Ich hielt es nicht länger aus – auch wenn ich mich irgendwie dafür schämte, bestimmt hatte Marc es sowieso gespürt. Trotzdem musste ich es ihm sagen. Mit ihm über die Sache reden.
    »Marc, ich …«, versuchte ich es erneut. Doch er fiel mir wieder ins Wort. Mit so einer belanglosen Frage, dass ich erst dachte, mich verhört zu haben. »Wie sehen deine Pläne für die kommenden Tage aus?«
    »Wie … wie meinst du das?«, stammelte ich, während er sich von mir löste und sich anzuziehen begann.
    Er bückte sich nach meinem T-Shirt und reichte es mir. Dabei kam mir sein Gesichtsausdruck so unverbindlich vor. Keine Spur von Zärtlichkeit. Irgendetwas hatte sich verändert. Die Stimmung zwischen uns war gekippt. Keine Magie oder gar knisternde Erotik mehr. Etwas war geschehen – nur wusste ich absolut nicht, was, und schon gar nicht, warum.
    »Stehst du bitte auf? Ich brauche mein Shirt.«
    Mein Magen verkrampfte sich. Plötzlich schämte ich mich meiner Nacktheit, die mir gerade noch so selbstverständlich vorgekommen war. Hastig zog ich mein T-Shirt über und schlüpfte in das Bikinihöschen.
    Ich sollte etwas sagen. Scheiße. Keine Ahnung. Mir fehlten die Worte.
    »Bist du so weit?«, fragte er mich, noch immer in diesem unverbindlichen, ja beinahe abweisenden Tonfall.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte ich leise, während mein Magen sich zu einem noch schmerzhafteren Klumpen zusammenballte.
    Er stöhnte ungeduldig. »Was soll das heißen?«
    Ich kaute auf meiner Unterlippe herum. Suchte nach den richtigen Worten. Wollte etwas sagen, das sein Gesicht wieder weich und seine Stimme liebevoller werden ließ, und gestand schließlich: »Ich habe so etwas noch nie erlebt, Marc.«
    »Wovon redest du?«
    Er weiß es nicht, wurde mir klar. Verdammt, er hat keine Ahnung, dass es mein erstes Mal war.
    Ich wurde rot. Dunkelrot. Und Marc verdrehte die Augen.
    »Du hast es noch nie im Freien gemacht, oder was?«, beantwortete er sich seine Frage schließlich selbst, weil ich verlegen schwieg.
    Gemacht.
Wie sich das anhörte. So bedeutungslos.
Gemacht
traf doch nicht auf das zu, was Marc und ich gerade zusammen erlebt hatten.
    Ich sah ihn an, betrachtete sein wunderschönes Gesicht. Seine Miene war undurchdringlich, seine Augen dunkel, kalt. Meine Brust zog sich zusammen. Ich spürte Tränen aufsteigen.
    Bloß nicht heulen, Leni. Das wirst du nicht tun, du selten blödes Huhn.
    »Leni, du kannst es mir ruhig sagen. Ist doch alles kein Problem. Wir sollten schon offen zueinander sein, und dass du noch nicht allzu viel Erfahrung hast, habe ich natürlich geschnallt.« Ein überhebliches Lächeln umspielte seine Mundwinkel. Am liebsten hätte ich es ihm aus dem Gesicht geschlagen.
    Stattdessen wisperte ich: »Ich habe es noch nie
gemacht.
Weder im Wald, Gebüsch, am Strand noch sonst wo.« Meine Stimme war rau vor mühsam unterdrückten Tränen. Ich senkte den Blick auf meine ineinander verschlungenen Finger und schämte mich so sehr, dass ich kaum noch Luft bekam.
    Atme, Leni, atme, sagte ich mir. Bestimmt wird er sich gleich besinnen und bei dir entschuldigen. Vielleicht ist alles nur ein Missverständnis. Womöglich ist ihm gerade eingefallen, dass er ganz dringend fortmuss, und nur deshalb verhält er sich auf einmal so abweisend.
    Doch als ich vorsichtig den Blick wieder hob, sah ich, dass er leichenblass war und mich mit offenem Mund anstarrte.
    »Das … das war dein erstes Mal?«, flüsterte er.
    Ich nickte.
    »Du warst noch Jungfrau?«
    Erneut nickte ich.
    »Und nimmst auch nicht die Pille?«
    Als ich ein drittes Mal nickte, schloss er kurz die Augen, schien bis zehn zu zählen, um sich einigermaßen unter Kontrolle zu kriegen, und herrschte mich dann trotzdem an:
»Fuck!
Warum hast du mir das nicht gesagt?«
    Ich starrte wieder auf meine Hände. Plötzlich fühlte ich mich sehr einsam.
    Wie konnte ich nur so blöd sein? Geena hatte mich vor ihm gewarnt – er selbst hatte mich vor sich gewarnt. Ich hätte wissen müssen, dass er ein Arsch ist und es auch bleibt – egal, wie sehr er in der Lage war,

Weitere Kostenlose Bücher