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Die Tiefen deines Herzens

Die Tiefen deines Herzens

Titel: Die Tiefen deines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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ertönten. Marc ging langsam vor dem Schlafzimmer auf und ab.
    Angespannt blickte ich zur Tür.
    Dann herrschte wieder Stille. Aber ich spürte, dass er direkt vor dem Zimmer stand.
    »Marc?«, krächzte ich nach einigen quälend langen Minuten. Ich räusperte mich und sagte etwas lauter: »Marc? Bist du es?«
    Er schwieg. Es war, als hätte sich statt der Tür eine undurchdringliche Mauer zwischen uns geschoben. Marc war nur wenige Meter von mir entfernt und doch unerreichbar für mich.
    »Bitte, ich möchte nur …« Ein dumpfer Schlag gegen die Tür ließ mich innehalten.
    Bamm. Bamm. Bamm.
    Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen und ich presste die Faust an die Lippen. Tränen stiegen mir in die Augen.
    Bamm. Bamm. Bamm.
    »Marc«, wimmerte ich. »Bitte sag doch was!«
    Das Bummern verstummte.
    Und wieder war da diese Stille. Diese schreckliche Stille.
    Heiße Tränen rannen mir übers Gesicht, leise, ohne dass mir ein Schluchzen entwich.
    Und dann vernahm ich endlich Marcs gedämpfte Stimme. »Ich packe das nicht mehr, Leni.« Etwas in seinem Ton ließ mein Herz schwer werden. »Und ich hatte gedacht, mit dir würde es mir gelingen.«
    Ich sprang auf, rannte zur Tür und drückte meine Wange ganz fest gegen das kühle Holz. »Was packst du nicht mehr?«
    Er stöhnte verzweifelt auf. Dann wieder das Bummern.
    Bamm. Bamm. Bamm.
    »Hör auf damit, Marc«, flehte ich. »Du … Das macht mir Angst!«
    Stille.
    Dann glaubte ich, ein Schluchzen zu hören.
    Weinte er etwa?
    »Bitte, Marc«, beschwor ich ihn. »Lass mich raus … lass uns reden …«
    Seine Stimme zitterte, als er erwiderte: »Jetzt nicht, Leni, es … es ist zu gefährlich …«
    »Gefährlich?«, wiederholte ich und ein kalter Schauer lief mir über den Rücken. Schon einmal hatte er von Gefahr gesprochen, und als ich ihn danach gefragt hatte, hatte ich keine Antwort darauf bekommen.
    »Für dich …«
    Ein letzter lauter Schlag ließ mich zusammenzucken, mehr ein Krachen, als ob er den Kopf mit voller Wucht gegen die Tür schlug, dann vernahm ich schnelle Schritte, und kurz darauf war es wieder gespenstisch still.
    Ich wusste mir nicht mehr zu helfen. Schluchzend warf ich mich aufs Bett und wünschte mir, ich wäre nie aus Berlin abgehauen.
    Ich lag auf dem Bett und starrte abwechselnd zu dem Funkwecker auf dem Fensterbrett und zu der Zimmerdecke über mir, die ich seit Einbruch der Dunkelheit eigentlich kaum noch ausmachen konnte. Aber ich brauchte diese beiden Punkte, brauchte etwas, das mir Halt bot in dieser unendlichen Schwärze.
    Auch die schlimmste Nacht wird irgendwann ihren Schrecken verlieren, wenn erst der Morgen mit seiner Helligkeit die Schatten der Dunkelheit aufhebt, sie unwirklich erscheinen lässt, versuchte ich, meine aufgewühlten Nerven zu beruhigen. Irgendwann wird die Anspannung nachlassen, irgendwann wird es Tag sein. Und dann werde ich dankbar sein, dass ich diese Nacht Stunde um Stunde wach gelegen habe, über alles nachgedacht habe, in diesen zähen finsteren Augenblicken, die einfach nicht verstreichen wollen. Und ich werde stolz auf mich sein, wegen der Entschlossenheit, mit der ich meine Angst niedergekämpft habe, und der Entscheidung, die ich gefasst habe. Ja, so wird es sein … wenn … wenn diese Nacht, diese schreckliche Nacht erst einmal vorbei ist.
    Der Schlüssel wurde von außen im Schloss umgedreht und Marc trat ins Zimmer.
    »Guten Morgen, Leni.«
    Ich blickte ihn ernst an. »Hallo, Marc.«
    Er trat auf mich zu und wollte mir einen Kuss geben, aber ich drehte den Kopf weg, sodass seine Lippen nur meine Wange streiften.
    »Bist du mir noch böse?«
    Natürlich, du Arsch! Du hast mich die ganze Nacht hier oben eingesperrt, tobte alles in mir, doch ich verkniff mir den Kommentar, zuckte lediglich kurz mit den Schultern und drehte ihm den Rücken zu. Ich hatte einen Entschluss gefasst: Ich musste zurück nach Deutschland. Mit Marc so Hals über Kopf abzuhauen, war ein Fehler gewesen. Das hatte ich in dieser Nacht begriffen.
    Außerdem wollte ich mich nicht schon wieder mit ihm streiten. Ich wollte einfach nur nach Hause. Und Marc sollte mit mir kommen, sich helfen lassen, damit er diese Ausraster in den Griff bekam. Nur so konnte das mit uns funktionieren.
    »Was machst du da?«, fragte er erstaunt.
    »Packen«, sagte ich leise und versuchte, das Zittern meiner Hände vor ihm zu verbergen, als ich den Reißverschluss des Rucksacks zuzog.
    »Und warum?«
    Ich drehte mich zu ihm um und blickte ihm fest in die

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