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Die Tiefen deines Herzens

Die Tiefen deines Herzens

Titel: Die Tiefen deines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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Kuss unter mein Ohrläppchen, und ich konnte nicht verhindern, dass mir ein Kribbeln durch den Körper fuhr.
    Hat er recht?, fragte ich mich verunsichert. Hab ich das alles etwas überdramatisiert?
    Ich wusste nicht, was ich sagen sollte, und setzte mich deshalb schweigend an den Tisch.
    Nach dem Frühstück, bei dem ich lustlos auf einem Marmeladentoast rumgekaut und Marc mich nicht eine Sekunde aus den Augen gelassen hatte, suchte er seine Sachen zusammen, um einkaufen zu fahren.
    Bevor er das Haus verließ, ging er von Fenster zu Fenster und hantierte an den Griffen herum.
    Ich runzelte die Stirn. »Was machst du da?«
    »Das ist nur zu deiner Sicherheit«, erklärte er und begann nun auch, die Küchenfenster von innen zu verriegeln.
    Denkt er etwa, jemand könnte in dieser Einsamkeit vorbeispaziert kommen und in das Haus einbrechen?, fragte ich mich beinahe belustigt. Wenn er mich einsperren wollte, wäre es auf jeden Fall ziemlich dumm von ihm, die Fenster von innen zu verschließen.
    »Ich bin in einer Stunde zurück«, sagte Marc und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Im nächsten Moment war er zur Tür hinaus, und ich war allein in diesem Haus, allein mit meinen wirren Gedanken, allein mit meinen Gefühlen, die ich nicht einordnen konnte.
    Ich schob alles weit von mir, atmete tief durch und begann, den Frühstückstisch abzuräumen und das schmutzige Geschirr zu spülen. Marc würde sich schon wieder einkriegen, und bis dahin war es das Beste, wenn ich mich normal verhielt. Er musste endlich begreifen, dass ich nicht ihn verlassen wollte, sondern dieses Haus in der Einöde. Und bestimmt würde auch ihm bald die Decke auf den Kopf fallen. Es war nur eine Frage der Zeit, bis wir wieder nach London fahren würden.
    Als ich mit dem Abwasch fertig war, stand ich eine Weile tatenlos in der Küche herum. Ich entriegelte das Küchenfenster, um etwas frische Luft hereinzulassen, doch als ich es aufdrücken wollte, spürte ich einen Widerstand. Ich ruckelte mehrmals daran. Dann gab ich es auf und versuchte es an einem der Wohnzimmerfenster.
    Wieder hatte ich keinen Erfolg. In einem Anflug von Panik lief ich durch das gesamte Erdgeschoss, hastete von Fenster zu Fenster und musste schließlich einsehen, dass sich keines von ihnen öffnen ließ. Marc musste sie auch von außen verriegelt haben.
    Keuchend stand ich da, meine Kehle war wie zugeschnürt, und ich hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen. Mit einem allerletzten Fünkchen Hoffnung steuerte ich auf die Haustür zu.
    Das konnte alles nur ein Missverständnis sein. Sicher hatte Marc die Fenster nicht mit Absicht zugesperrt.
    Gleich drehe ich die Klinke und die Tür geht auf, machte ich mir selbst Mut.
    Als sich meine Hand um den kalten Knauf legte und ich erkennen musste, dass er sich nicht drehen ließ, war es, als würde jegliche Kraft aus meinem Körper fließen. Eine unglaubliche Schwere ergriff von mir Besitz. Ich ging ins Wohnzimmer und ließ mich aufs Sofa sinken.
    Mein Kopf war leer. Ich wollte nichts mehr denken, nichts mehr fühlen.
    Gar nichts mehr.
    Der Schlüssel drehte sich im Schloss.
    »Ich bin zurück!«, rief Marc und trat mit mehreren Einkaufstüten bepackt ins Wohnzimmer.
    Er erblickte mich, ließ die Tüten fallen und war mit wenigen Schritten bei mir.
    »Was ist los?«, fragte er mich bestürzt und wollte mich in den Arm nehmen, doch ich stieß ihn grob von mir.
    »Lass mich!«, zischte ich.
    Er runzelte die Stirn, hatte offensichtlich keinen Plan, was er falsch gemacht haben könnte.
    »Wie kannst du es wagen, mich hier einzusperren?!«, schrie ich ihn an.
    Nun begriff er und seufzte. »Ach, Leni, jetzt nimm es doch nicht so schwer«, erwiderte er. »Ich habe einfach das Gefühl, dass ich dir momentan nicht wirklich trauen kann. Und ich möchte nicht, dass du abhaust und dir am Ende noch etwas passiert!«
    Wieder wollte er mich in seine Arme ziehen und ich stieß ihn ein weiteres Mal weg.
    »Fass mich bloß nicht an! Nie wieder, hörst du?«
    Marc schüttelte den Kopf. »Du weißt ganz genau, dass ich das nicht kann.« Ein sanfter Ausdruck legte sich auf sein Gesicht und er fügte flüsternd hinzu: »Dafür bin ich viel zu verrückt nach dir.« Er wollte mir über die Wange streichen. Aber ich drehte mich weg und rückte von ihm ab.
    »Weißt du eigentlich, wie hübsch du aussiehst, wenn du wütend bist?« Marc rutschte dicht zu mir heran und umfasste meine Hüfte mit festem Griff.
    Ich stöhnte genervt und versuchte, mich aus seiner

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