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Die Tiefen deines Herzens

Die Tiefen deines Herzens

Titel: Die Tiefen deines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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Augen. »Ich möchte, dass du mich sofort nach London bringst oder zum nächstgelegenen Bahnhof«, erklärte ich ruhig. »Und dann fahre ich nach Hause. Ich wäre überglücklich, wenn du mitkommst, aber zur Not fahre ich auch allein.«
    »Nein«, erwiderte er ebenso bestimmt wie ich, »ich werde weder das eine noch das andere tun.«
    »Dann gehe ich eben zu Fuß«, beschloss ich.
    Er wischte sich mit der Hand über die Augen. Plötzlich wirkte er müde. »Leni, bitte. Ich möchte nicht diskutieren. Wir bleiben hier – beide!«
    Nun war es mit meiner Fassung endgültig vorbei. »Das kann nicht dein Ernst sein! Das … Du … Marc, verdammt, du brauchst Hilfe!«, schrie ich ihn an. »Ich bleibe nicht hier. Ich gehe. Jetzt sofort!«
    Marc streckte die Hand nach mir aus. Ein kleines bedauerndes Lächeln huschte über sein Gesicht. »Sieh es doch ein, Leni, ich kann dich nicht gehen lassen.«
    »Dann komm mit. Oder lass uns Jamie anrufen. Bitte, Marc. Wenn du mich wirklich liebst, dann rufst du ihn auf der Stelle an und sagst ihm, wo wir sind.«
    »Nein.«
    Ich schloss für einen Moment die Augen, um mich zu sammeln, wollte kapieren, was hier gerade vor sich ging, was mit Marc geschehen war, was mit mir geschah. Als ich sie wieder öffnete, da blickte er mich so tieftraurig an und wirkte so verletzlich, dass ich ihn am liebsten in den Arm genommen hätte, weil ich plötzlich das Gefühl hatte, dass ich ihn anders nicht mehr erreichen konnte. Ich konnte machen, was ich wollte – bitten, betteln, ihn anschreien und auch beschimpfen –, ich spürte, ich würde sein Innerstes nicht berühren.
    Ich ergriff seine Hand, strich langsam mit dem Daumen darüber. »Ich kann nicht hierbl…«, setzte ich an, aber er entriss mir seine Hand und rückte von mir ab.
    »Es ist das erste Mal, dass ich zu einer Frau gesagt habe, dass ich sie liebe. Es ist das erste Mal, dass ich das überhaupt für eine Frau empfinde. Ich kenne das nicht. Ich kenne diese ganze Situation nicht. Ich habe es noch nie erlebt, dass mich eine Frau verlassen wollte. Leni, ich bitte dich, egal, was dir jetzt durch den Kopf geht und wie sehr ich dich gestern auch verletzt haben mag, wirf mir meine Gefühle für dich nicht so einfach vor die Füße.«
    Wir sahen einander an.
    Nach einer Weile sagte ich leise: »Ich will dir nicht wehtun, Marc, und ich will dich auch nicht verlassen, aber ich kann nicht hierbleiben, und ich kann dir auch nicht wirklich glauben, dass du mich liebst. Jemanden, den man liebt, Marc, den behandelt man nicht so.«
    Er zuckte kaum merklich zusammen. »Scheiße. Verdammt. Okay. Es tut mir leid. Das war falsch. Ich war so unglaublich sauer, als ich dich beim Telefonieren erwischt habe. Ich wollte es dir nicht aus der Hand schlagen … es tut mir leid, ich wollte dir nicht wehtun.«
    Ich wusste nicht, was ich darauf erwidern sollte. Ich wollte ihm so gern glauben, doch etwas in mir war kaputtgegangen, und ich hatte Angst, dass es unwiederbringlich zerstört war.
    Überwältigt und völlig überrascht von dieser Furcht, die plötzlich in mir anschwoll und sich anfühlte, als wollte sie sich zur Unerträglichkeit steigern, versuchte ich noch einmal, ihn umzustimmen. »Gibt es irgendetwas, das ich tun oder sagen könnte, damit du mit mir von hier fortkommst? Nach Berlin oder von mir aus auch nach Usedom zu Clara und Jamie?«
    Er wandte den Blick von mir ab.
    »Nein«, sagte er leise.

H at der Abend auch keine Sonne, so hat er doch Sterne.
(Aus Persien)
21
    »Da bist du ja endlich«, sagte Marc, als ich etwas später zum Frühstück herunterkam. Meine verheulten Augen schien er gar nicht zu bemerken. Er wirkte vergnügt und unbekümmert, so als sei nichts geschehen.
    Frischer dampfender Kaffee stand für mich auf dem Tisch, außerdem ein Teller mit zwei Toastscheiben, Butter und etwas Marmelade.
    »Eine magere Ausbeute, ich weiß«, meinte er. »Ich fahre gleich zum Supermarkt und kaufe einen Vorrat für uns ein.«
    Er kam auf mich zu und schloss mich in die Arme. Als er merkte, wie ich mich versteifte, seufzte er schwer.
    »Ich weiß, dass das gerade eine harte Zeit für uns ist«, sagte er. »Aber wir kriegen das schon hin, Leni. Auch wenn du jetzt nicht verstehen kannst, warum ich mich so verhalte, es kommt der Zeitpunkt, da begreifst du es. Hab ich dir nicht schon oft genug gezeigt, dass ich alles für dich tun würde? Können wir uns nicht einfach ein paar schöne Tage in dem Haus machen und dann weitersehen?« Er gab mir einen sanften

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