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Die Tiefen deines Herzens

Die Tiefen deines Herzens

Titel: Die Tiefen deines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Szillat
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Strand. Du hast gelacht und mit den Augen jede meiner Bewegungen verfolgt. Du hast dir das Haar hinter die Ohren gestrichen und warst dabei so unglaublich schön, wirktest so lebendig.« Er schluckte schwer, schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Ich habe mich in dich verliebt, damals am Strand, auf der Stelle. Aber Jamie sagte, du hättest einen Freund und überhaupt wärst du viel zu jung für mich …« Wieder brach er ab, und ich konnte ihm ansehen, dass ihn die Erinnerung quälte. »Ich wollte mich von dir fernhalten. Aber du … du … Ich konnte nicht anders.«
    In der Küche war es dunkel, weil Marc alle Fensterläden geschlossen hatte, nur das Licht an der Dunstabzugshaube spendete ein bisschen Helligkeit. Und es war still. So trügerisch still. Marc saß einfach nur da und starrte in seine Tasse.
    »Marc, ich weiß, dass auch ich nicht ganz unschuldig an dieser Situation bin«, durchbrach ich schließlich die Stille zwischen uns. »Ich habe dich ja quasi gezwungen, mit mir abzuhauen …«
    Er brachte mich mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Wie ist er?«
    »Wer?«
    »Dieser Felix.«
    Ich holte tief Luft, biss mir auf die Unterlippe und schaffte es nicht, seinem Blick standzuhalten.
    »Sag es mir.«
    »Marc, was hast du nur immer mit Felix? Er hat nichts mit uns zu tun. Ich habe mich für dich entschieden«, redete ich beschwörend auf ihn ein.
    »Ich möchte es trotzdem wissen«, beharrte er.
    Ich seufzte. »Er hat blaue Augen und blonde Haare, ist einsachtzig …«
    »Ich weiß, wie er aussieht, Leni«, fiel er mir ins Wort. »Ich will wissen, wie er ist … was du an ihm so magst.«
    Ich hob hilflos die Arme, machte den Mund auf und wieder zu. Was sollte ich ihm antworten? Alles, was ich sagte, würde falsch sein, da war ich mir sicher. »Er ist mein bester Freund.«
    Marc lachte leise auf, während er langsam nickte. »So, so, dein bester Freund.«
    »Ja«, sagte ich vorsichtig.
    »Und warum bist du dann hier bei mir, Leni?«
    »Weil ich dich liebe, Marc.«
    Er schaute auf. Sah mir in die Augen. »Nach all dem?«, fragte er überrascht.
    Ich nickte.
    »Dann verstehe ich noch weniger, warum du zurück nach Hause, nach Berlin willst. Erklär es mir!«
    »Weil das im Moment das Beste für uns ist. Für uns beide. Wir haben uns da irgendwie in etwas verrannt, das so nicht hinhaut.«
    »Und du glaubst, wenn wir das hier jetzt beenden und nach Berlin fahren, dann haut es wieder hin?«
    Ich blickte auf die schäbige weiße Tischplatte. »Ich hoffe es.«
    »Du hoffst es?« Marc starrte mich an, als hätte er einen Geist vor sich. Dann schüttelte er den Kopf und fuhr sich mit den Händen durch die Haare.
    Wie schön seine Hände sind, musste ich paradoxerweise denken, sie passen überhaupt nicht zu einem Boxer. Vielmehr zu einem Künstler. Einem Maler. Einem Schriftsteller …
    Marc ließ die Arme wieder sinken. »Das wird es aber nicht. Ich habe es verbockt«, stieß er schließlich bitter hervor und sprang so abrupt auf, dass sein Stuhl zu Boden fiel. Der Kaffee schwappte über den Tassenrand, und ehe ich es begriff, hatte er mich am Oberarm in die Höhe gezogen. Er umklammerte meinen Arm und zwang mich, ihm ins Gesicht zu schauen.
    »Du tust mir weh«, jammerte ich und hatte das Gefühl, in einer Falle zu sitzen, die unerbittlich zuschnappte.
    Er kam mir ganz nahe, sodass eine seiner Haarsträhnen über meine Stirn strich. Und plötzlich küsste er mich. Nicht brutal und fordernd, es war ein zärtlicher Kuss, voller Sehnsucht und mit einer Spur von Abschied. Er hörte nicht auf und ich ließ es zu. Ich wünschte mir, ich könnte die Zeit zurückdrehen, und ich wünschte mir noch mehr, ich könnte vieles, was zwischen uns passiert war, ungeschehen machen – aber diesen Kuss, den erwiderte ich.
    Marc löste sich von mir. Ich stöhnte leise auf, weil ich einen Schmerz verspürte, der tief, ganz tief saß.
    »Wie bin ich, Leni?«
    Ich sah ihn an. Sah seine feuchten Augen.
    »Wenn du willst, dann kannst du der wunderbarste Mensch sein, den ich jemals kennengelernt habe. Wenn du willst, dann lächelst du so zärtlich, dass es einem ganz warm ums Herz wird. Wenn du willst, dann möchte man dich küssen, dich spüren, dich ganz nahe bei sich haben.«
    Er lachte unter Tränen und mein Herz schlug hart gegen meine Rippen.
    »Und wenn ich nicht will?« Seine Stimme war nur noch ein brüchiges Krächzen. Ich ließ mich mit der Stirn gegen seine Brust sinken.
    »Dann habe ich Angst vor dir. Dann sperrst du

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