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Die Tiere in meiner Arche

Die Tiere in meiner Arche

Titel: Die Tiere in meiner Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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nach Tierarten geordnet sind. Wenn man das so liest, entsteht sicher der Eindruck, als wäre das ganze System unglaublich umständlich; tatsächlich ist es aber sehr einfach zu benutzen. Eine Sekretärin braucht pro Tag nur eine Stunde, um die Eintragungen auf allen Karteien auf dem laufenden zu halten.
    Das Material für diese Datensammlung wird dem ungemein wichtigen Tagebuch entnommen, das im Büro von Jeremy Mallinson, unserem zoologischen Direktor geführt wird. In dieses Buch wird täglich jedes Detail eingetragen, das sich auf die Haltung und Pflege des Tieres bezieht: Verhaltensweisen, das Legen von Eiern, die Trächtigkeitszeiten und so weiter. Diese Eintragungen werden dann von der Sekretärin auf die jeweiligen Karten übertragen.
    Die Vergrößerung der Sammlung wird selbstverständlich weitere Karteien notwendig machen; im Augenblick jedoch ist nach unserer Meinung das gegenwärtige System, wenn auch vielleicht nicht vollkommen, so doch höchst brauchbar. Unsere Aufzeichnungen reichen zwölf Jahre zurück, und wir konnten bereits, wie unsere Jahresberichte zeigen, wertvolle Schlüsse aus ihnen ziehen.
    Wir haben uns zum Prinzip gemacht, lieber zuviel aufzuschreiben als zu wenig. Das heißt, daß praktisch alles notiert wird, wahrscheinlich auch eine Menge überflüssiger Informationen, die dann ausgeschieden werden müssen, wenn beispielsweise ein Artikel geschrieben wird. Doch wenn man sich auf dieser Basis mit Tieren befaßt, dann weiß man vorher nie, welche Beobachtungen nachher von Wert sein werden und welche nicht. Deshalb ist es besser, alles aufzuschreiben, um es dann in Ruhe auswerten zu können. Notiert man sich zu wenig, so stößt man später vielleicht auf Lücken, die man so schnell nicht wieder schließen kann.
    Die Gründlichkeit, mit der wir uns bemühen, selbst die kleinste Kleinigkeit nicht unbeachtet zu lassen, wird durch die Notizen auf unseren Karteikarten dokumentiert, die wir über den Umzug unserer beiden weiblichen Gorillas in ihr neues Quartier gemacht haben. Oberflächlich gesehen schien es sich nur darum zu handeln, zwei Tiere unter Narkose zu setzen und sie, während sie bewußtlos waren, von Punkt A zu Punkt B zu transportieren. Doch es steckte viel mehr dahinter als nur das. Einmal war mit diesem Unternehmen ein beträchtliches Risiko verbunden; denn eine Dosis an Betäubungsmittel, die den einen Gorilla nur bewußtlos macht, kann einen anderen, selbst wenn er das gleiche Alter und das gleiche Gewicht hat, vielleicht töten. Solange unsere Gorillas bewußtlos waren, bot sich uns eine ideale Gelegenheit, ihre Zähne zu untersuchen, Blutproben zu nehmen, sie zu messen und zu wiegen, kurz, alle jene Dinge zu tun, die wir normalerweise nicht tun konnten, obwohl die beiden relativ zahm waren. Doch das ganze Unternehmen mußte rasch und ohne Pannen vor sich gehen, damit uns die Gorillas nicht etwa aufwachten, während wir noch mitten in den Untersuchungen waren. Wir wollten unbedingt vermeiden, daß ihr Erwachen aus der Narkose unnötig verzögert wurde oder daß gar eine von ihnen sich eine Erkältung holte. Lungenentzündung nach Narkotisierung ist eine häufig vorkommende Komplikation, die zum Tode führen kann.
    Zunächst notierten wir die verschiedenen Gegenstände und Geräte, die erforderlich waren, das allgemeine Verfahren und die Personen, die anwesend sein würden.
    Umzug der Flachlandgorillas vom alten in den neuen Bau.
    29. Februar 1972, N’Pongo M.l + Nandi M.2 +
    Zum Umzug bereitgestelltes Hilfsmaterial und Geräte
    1. Zwei Bahren (Leihgabe vom St. John’s Rettungsdienst),
    2. zwei Decken,
    3. 10 m Seil zum Fesseln,
    4. Waage (vom Tierheim geliehen),
    5. Sauerstoffzylinder,
    6. Holzwolle (Betten aus Holzwolle wurden unter beiden Borden im neuen Käfig vorbereitet),
    7. Bandmaß.
    8. Der Schlafraum des neuen Käfigs wurde überprüft und in Ordnung befunden. Temperatur im Schlafraum 15-17 Grad. Beide Borde handwarm. Alle Klappen in Ordnung.
    Anwesende: Mr. T. B. Begg und ein Arzt für Allgemeinmedizin. Durchgeführt werden soll eine allgemeine Untersuchung beider Tiere, einschließlich einer Zahnuntersuchung.
    Blutproben von beiden Tieren.
    Beide Tiere werden gewogen und gemessen.
    Sergeant McLinton von der States Police und Fachmann in der Abnahme von Fingerabdrücken wird von der rechten Hand jedes der beiden Tiere drei Fingerabdrücke machen. Diese Unterlagen werden an den Redakteur des Internationalen Gorilla-Zuchtbuches in Frankfurt geschickt, der sie für

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