Die Tiere in meiner Arche
höchstem Nutzen sein kann.
Nehmen wir nur diese drei Beispiele:
In England war die Grafschaft Sussex berühmt für ihren Weißklee. Das Auskommen vieler Menschen hing vom Gedeihen dieser Futterpflanze ab. Plötzlich jedoch gedieh der Klee aus unerfindlichen Gründen nicht mehr. Die Bauern konnten tun, was sie wollten, es half nichts. In ihrer Verzweiflung baten sie schließlich einen Biologen um Hilfe. Daß sie zufällig einen Mann namens Charles Darwin wählten, war reines Glück. Nachdem Darwin sich mit dem Problem befaßt hatte, teilte er den besorgten Bauern mit, daß nur eines vonnöten war — mehr Katzen. Die bodenständigen Söhne der Erde glaubten natürlich, der alte Knabe hätte den Verstand verloren.
Es schien, daß es nur eine Art von Hummeln gab, deren Rüssel lang genug waren, für die Befruchtung der Kleeblüten zu sorgen. Diese Hummeln bauen ihre Nester an den Böschungen in den Straßenhecken. Dort aber lebte eine Feldmausart, die offenbar eine Leidenschaft für Süßigkeiten hatte; die Feldmäuse gruben die Nester der Hummeln aus und fraßen die Jungen und den Honig. Vermutlich gab es unter den Feldmäusen eine Bevölkerungsexplosion, und die Zahl der wilden Mäusejäger reichte nicht aus, um damit fertigzuwerden. Die Plünderungen der Hummelnester nahmen so überhand, daß sie sich verheerend auf die Klee-Ernte auswirkten.
In Brasilien überlegte man sich, daß es unökonomisch sei, eine so edle Frucht wie die Paranuß im Wald aufzusammeln, wo die Natur sie so unordentlich und ganz ohne System verstreute. Da war es doch viel vernünftiger, die Nußbäume in Reih und Glied in Plantagen anzubauen, wie das auch mit anderen Fruchtpflanzen getan wurde. Man ging also ans Werk, die Bäume wuchsen und blühten, aber Nüsse trugen sie zur Verblüffung aller Beteiligten nicht. Untersuchungen zeigten eine ähnliche Situation auf wie bei dem Klee und den Hummeln. Die Blüte des Paranußbaumes ist offenbar so gestaltet, daß sie nur von einer bestimmten Bienenart befruchtet werden kann, die ausreichend Kraft besitzt, eine Art Falltür aufzustoßen, um in die Blüte einzudringen. Diese Insekten aber stellten fest, daß es auf der Plantage, wenn die Blütezeit der Paranußbäume vorbei war, keinen Nektar mehr gab, von dem sie sich nähren konnten. Da ist es nicht verwunderlich, daß sie die unnatürliche Plantage links liegen ließen und im Wald blieben, wo sie das ganze Jahr hindurch ausreichend Nahrung fanden.
Dann wäre da noch der Fall des Gürteltieres, eines wahrhaft obskuren Wesens, von dem man meinen sollte, daß es dem Menschen kaum von Nutzen sein kann. Allenfalls könnte man sein Fleisch essen oder — wie es die Leute in Paraguay tun — aus seiner gepanzerten Haut Gitarren anfertigen. Nun liegt es jedoch nach neuesten Forschungen durchaus im Bereich des Möglichen, daß sich dieses Tier für die Menschheit von ungeheurem Nutzen erweisen kann. Versuche lassen vermuten, daß sich der menschliche Leprabazillus in seinem Körper durch seine ungewöhnlich niedrige Körpertemperatur in ausreichender Menge vermehren kann, so daß die Entwicklung eines Impfstoffes gegen Lepra möglich wird. Ferner sind Krebsforscher der Auffassung, daß das Studium an Leprapatienten darüber Aufschluß geben wird, warum Menschen, die an Krebs leiden, ihre Tumoren nicht abstoßen können.
Diese drei Beispiele sollten deutlich machen, daß das, was wir am dringendsten brauchen, das Wissen um die biologischen Zusammenhänge in unserer Welt ist.
Der Durchschnittsmensch wird auf die Frage, wozu seiner Meinung nach ein Zoo gut ist, fast immer die Antwort geben: »Zum Vergnügen.« Nur wenige Leute werden vielleicht sagen: »Damit wir die Tiere studieren können.« Wenn die Zoologischen Gärten vom Publikum heute als Vergnügungsstätten abgewertet werden, so haben sie diese falsche Einschätzung selbst verursacht, weil sie in der Vergangenheit zuviel Zeit darauf verwandten, Attraktionen wie ein Zirkus zu bieten. Mit den Tieren hingegen, die ihnen anvertraut waren, haben sie sich viel zu wenig befaßt. Wenn die Museen mit ihren Kostbarkeiten so verantwortungslos und verschwenderisch umgegangen wären wie die Zoos, dann wären sie schon längst geschlossen worden.
Die Haltung von Wildtieren sollte von drei Zielen bestimmt werden. Das erste Ziel sollte auf ein möglichst umfassendes biologisches Studium jeder einzelnen Tierart gerichtet sein, die in freier Wildbahn zu studieren zu schwierig oder zu kostspielig wäre, und
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