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Die Tiere in meiner Arche

Die Tiere in meiner Arche

Titel: Die Tiere in meiner Arche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerald Malcolm Durrell
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zwar besonders unter dem Aspekt der Erhaltung der betreffenden Art in ihrer natürlichen Umwelt; das zweite Ziel sollte sein, gefährdeten Arten dadurch zu helfen, daß man unter idealen Bedingungen geschützte Zuchtgruppen aufbaut, um später durch ein Rückführungsprogramm ihr Überleben in der Zukunft zu sichern; das dritte Ziel sollte sein, der Öffentlichkeit diese Arbeit verständlich zu machen, um die Menschen von der existenziellen Notwendigkeit des allgemeinen Naturschutzes zu überzeugen.
    Ziel eins — das sorgfältige und umfassende Studium einer Sammlung lebender Tiere — sollte Material ergeben, das für den Naturschutz von großem Wert ist, sowohl für den Aufbau geschützter Zuchtprogramme als auch für die Arterhaltung in freier Wildbahn; es müßte außerdem eine Vielfalt an Informationen vermitteln, die einen biologischen und bildungsmäßigen Wert haben. Daher sollte das wissenschaftliche Studium am lebenden Tier Hauptziel jedes Zoologischen Gartens oder anderer Tierhaltungsbetriebe sein. Die Daten, die zusammengetragen werden, sollten so weitreichend und genau wie möglich sein; sie sollten dann verglichen, auf ihre Korrelation geprüft und ausgewertet werden. Die Ergebnisse müßten veröffentlicht werden, andere Organisationen aus dieser Sammlung von Beobachtungen und Schlußfolgerungen Nutzen ziehen können. Wird das nicht getan, dann gibt es für die Haltung einer Sammlung von Wildtieren keine Rechtfertigung; wenn ein Zoo nicht die genannten drei Ziele anstrebt, dann ist er nichts anderes als eine völlig archaische und nutzlose Einrichtung, so erbärmlich wie die Menagerien des neunzehnten Jahrhunderts.
    Man sollte meinen, es wäre völlig überflüssig, auf diese simplen, grundlegenden Tatsachen einzugehen, es ist aber so, daß in der ganzen Welt eine unverhältnismäßig große Anzahl von Zoologischen Gärten in der Vergangenheit — und auch heute noch — versäumt haben, sich auf ihre Daseinsberechtigung zu besinnen. Bei viel zu vielen Tierparks gibt es ein Datensammlungssystem überhaupt nicht, sie leiden durchweg an einem Mangel an Informationen. In einem Zirkus, auf einem Rummelplatz erwartet man keine wissenschaftliche Arbeit; von einem Zoo aber, der auf sich hält und vorgibt, etwas anderes zu sein als ein Amüsierbetrieb, kann man wenigstens ein Mindestmaß davon erwarten.
    Ich glaube, man kann gar nicht nachdrücklich genug betonen, daß man in einem richtig geführten Zoo weit mehr lernen kann als im besten Fachmuseum. Der Grund ist einfach: Hier öffnet sich einem dank der lebenden Tiere ein unbegrenztes Spektrum, während das Studium im Museum, das einem nur die sterblichen Überreste des Tieres bieten kann, doch recht begrenzt ist. Dennoch ist es eine traurige Tatsache, daß nur eine Handvoll Zoologischer Gärten auf diese Art zu wissenschaftlicher Forschung genutzt werden kann.
    1963, als der Trust ins Leben gerufen wurde, war ich entschlossen, von Anfang an ein wissenschaftliches Datensammelsystem einzuführen, das, wie ich hoffte, mit zunehmender Aktivität des Trusts an Umfang und Bedeutung wachsen würde. Im Laufe der Jahre hatte ich mit vielen Zoos in allen Teilen der Welt über ihre Datensammlungen korrespondiert bzw. gesprochen und bekam sie in vielen Fällen mit eigenen Augen zu sehen. Wo überhaupt eine solche Datensammlung existierte — und in den meisten Fällen existierte keine — , war sie, abgesehen von einigen wenigen Ausnahmen, völlig unbrauchbar. Wir mußten also mit Null anfangen, und das war wahrscheinlich gut so.
    Das Planungsstadium zum Aufbau einer solchen Datensammlung steckt voller Schwierigkeiten. Das, was oberflächlich betrachtet so einfach und harmlos aussieht, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als äußerst verzwickt. Schließlich jedoch nach gründlichem Experimentieren und langer harter Arbeit des Verwaltungsausschusses und des Personals, das die Kartei später führen sollte, haben wir eine Grundstruktur entwickelt. Wir ließen uns dabei von der Überlegung leiten, daß sie weder allzu einfach noch zu kompliziert sein dürfe. Ein übermäßig kompliziertes Registriersystem ist nutzlos, ganz gleich, welche Informationsschätze im Labyrinth seiner Karten und Notizen enthalten sind. Die Kartei muß ein Instrument sein, mit dem jeder umgehen kann; deshalb hielten wir es für besser, nur ein umfassendes System zu haben als zehn verschiedene Systeme. Dennoch waren wir uns darüber im klaren, daß eines Tages doch zehn verschiedene Systeme

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