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Die Tigerin

Die Tigerin

Titel: Die Tigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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das Geheimnis der falschen Leiche im offenen Grab lösen, sich
sofort geäußert hätte .«
    »Hm«, sagte ich dumpf.
»Vermutlich haben Sie recht . Jedenfalls vielen Dank
für Ihre Bemühungen.«
    »Keine Ursache«, sagte
Williams.
    Seine Finger zerrten wild an
dem kurzen grauen Haar, das rund um sein Genick sproßte .
»Ich wäre nur zu froh, wenn ich behilflich sein könnte, Lieutenant .«
    Damit war es nicht weither
gewesen, dachte ich, als ich zu meinem Wagen hinausging. Dann fuhr ich aus dem
Friedhof hinaus. Nur eines war mir entschieden klar — ich brauchte etwas zu
trinken. Ungefähr anderthalb Kilometer weiter fand ich eine Bar. Dort setzte
ich mich in eine dunkle Nische in der Ecke, ein Glas Whisky vor mir, und
brütete vor mich hin.
    Von Anfang an, als Jordan die
Leiche von Thorros Geliebter in dem für dessen Frau
vorbereiteten Grab entdeckt hatte, war das Ganze eine verrückte Angelegenheit
gewesen. Die Verdächtigen hatten sich als nichts anderes als eine Versammlung
von Irren heraus gestellt, die mich veranlaßten ,
fortgesetzt im Kreis herumzulaufen und zu keinem Ergebnis zu kommen. Alles, was
ich mir in zwei Tagen eingehandelt hatte, war ein weiterer Mord, der genauso
verblüffend war wie der erste.
    Ein weiteres Glas Whisky
verhalf mir zu weiterem Vor-mich-hin-Brüten. Sechsunddreißig Stunden hatte ich
Ermittlungen angestellt und hatte nicht eine einzige Tatsache — nicht eine
vernünftige Spur — , die auf den Mörder hinwies. Und
es sah nicht so aus, als ob ich demnächst irgendwelche Fortschritte machen
würde. Das dritte Glas bescherte mir die Erinnerung an etwas, das irgend jemand irgendwo irgendwann einmal gesagt hatte: »Wenn
du etwas haben willst, das nicht existiert, und du willst es wirklich dringend
haben, dann erfinde es !« Jedenfalls alles, was ich
brauchte, um darauf aufzubauen, war eine einfache kleine Tatsache — eine
entscheidende Spur. Und dafür gab es eine offensichtlich einfache Lösung — eine
erfinden. Ich trank noch ein Glas, um meine Entdeckung zu feiern, und verzog
mich dann aus der Bar, bereit und willens, die Probe aufs Exempel zu machen.
     
    Die Sonne ging eben hinter Cascada Canyon unter, und lange Schatten fielen über den
Eingang zu »Bakers Privat-Zoo und Menagerie«, als ich vor dem Tor hielt. Ich
drückte ein paarmal laut und lange auf die Hupe und wartete dann ein wenig.
Schließlich kam ein altertümlicher kleiner Lastwagen die ungeteerte Straße im Zoo entlanggesurrt und hielt mit einer Reihe eindrucksvoller
Fehlzündungen.
    Kozowsky , das Faktotum, stieg aus,
öffnete das Tor und sah mich teilnahmslos an.
    »Der Boss ist bei den großen
Raubkatzen«, brummte er. »Ich nehme an, Sie finden den Weg dorthin selber.
Was?«
    »Klar«, sagte ich.
    »Ist ’n langer Tag gewesen«,
sagte er, sich wieder auf den Lastwagen hievend. »Ich mach’, daß ich heimkomme,
bevor es dunkel wird — wenn dieser verdammte Karren nicht unter mir zusammenbricht!« Er ließ erneut den Motor an. Es gab eine weitere
Reihe donnernder Explosionen, dann sprang der Wagen mit einem wilden Ruck an
und quetschte sich an dem Healey vorbei hinaus auf die Straße.
    Am Ende der ungeteerten Straße, ungefähr vierhundert Meter innerhalb des Zoos parkte noch immer der
weiße Mercedes neben dem großen fahrbaren Käfig. Hinter ihm befand sich noch
ein dritter Wagen, den ich zuvor nicht gesehen hatte, ein nigelnagelneuer ,
makellos glänzender schwarzer Buick — neben dem mein
Austin Healey sich wie ein Zwerg ausnahm.
    Nach fünfzig Meter auf dem nach
rechts führenden Weg kam ich wieder auf den zementierten Fahrweg und damit in
eine andere ferne und wilde Welt, wo ein rasch und plötzlich zupackender Tod
leise auf vier Pfoten einherging. Links und rechts folgten bernsteinfarbene
Augen meinem Weg, während ich durch die wachsende Dunkelheit eilte, bis ich die
erste Abzweigung erreichte und nach links auf den Weg abbog, an dem sich der
Käfig des Tigers befand, den Baker heute vormittag beinahe zu Tode gepeitscht hatte.
    Zwei Gestalten standen vor dem
Käfig des schwarzen Panthers und unterhielten sich angeregt und so mit sich
beschäftigt, daß sie nicht einmal meine Schritte hörten, als ich mich ihnen
näherte. Baker trug noch immer das Khakihemd mit dem offenen Kragen und die
Hose aus glänzender Baumwolle, die er am Vormittag getragen hatte. Seine
Kleidung stand in scharfem Gegensatz zu dem eleganten olivfarbenen Gaberdineanzug , den sein Gesprächspartner trug.
    »Ich weiß nicht,

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