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Die Tigerin

Die Tigerin

Titel: Die Tigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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»Aber das Ganze spielt keine Rolle mehr. Es ist vorbei und erledigt.
Ich muß mich lediglich noch damit abfinden. Ich fürchte bloß, es wird noch
einige Zeit dauern, bevor es mir gelingt .«
    Ich trank mein Glas aus und sah
ihn bewundernd an. »Sie haben ohne Zweifel Talent, Doktor«, sagte ich voller
Respekt. »Beinahe hätten Sie es geschafft, daß mir die Tränen in den Whisky
rinnen .«
    Sein asketisches Gesicht
blickte plötzlich ausdruckslos, und seine Finger hörten auf, komplizierte
Muster auf die Bartheke zu malen, waren jedoch
bereit, in dieser Beschäftigung fortzufahren, falls das Alarmsignal sich als
bedeutungslos erwies.
    »Entschuldigung !« , sagte er kalt.
    »Wie wäre es mit einer Analyse,
Doktor? Einer kostenlosen natürlich«, sagte ich höflich. »Ich schildere Ihnen
meine Probleme, und Sie erzählen mir, an welchen Punkten ich auf dem Holzweg
bin .«
    »Soll das ein Witz sein,
Lieutenant«, fuhr er auf.
    »Nein, Sir«, sagte ich
entrüstet. »Es ist mir völlig ernst. Meiner Meinung nach schulden Sie mir das,
nachdem ich mir die Mühe genommen habe, zu Ihnen zu kommen und Ihnen zu
erzählen, was Baker heute nacht zugestoßen ist .«
    »Na schön«, sagte er unwirsch.
»Ich bin bereit, Wheeler, wenn Sie unbedingt darauf bestehen .«
    »Ich bedanke mich tausendmal«,
sagte ich. »Sie entsinnen sich, die ganze Geschichte begann, nachdem Bernice Kains ’ Leiche im Grabe Ihrer Frau gefunden worden war .«
    »Ich entsinne mich .« Er bestätigte es mit finsterem Blick.
    »Ich habe Sie dann später an
diesem Vormittag in Ihrer Praxis vernommen«, sagte ich. »Sie hatten keine
Vorstellung, wer derartig von Haß gegen Sie erfüllt sein könne, aber Sie
schlugen mir vor, mich vielleicht mit Tania Stroud zu
unterhalten, möglicherweise würde mich das weiterbringen. Also sprach ich mit
ihr — und sie schickte mich zu Frank Corben , wo ich
Betty, das Hausmädchen, und Hal Baker kennenlernte. Ich erfuhr alles über den
Klub, daß Ihre Frau dort Mitglied gewesen war, daß sie bei einem Autounfall ums
Leben gekommen war, daß Tania nicht glaubte, daß es sich um einen reinen Unfall
handelte — und daß sie überzeugt war, Sie hätten Ihre Frau umgebracht.«
    »Ist das ein Teil Ihres
Problems ?« fragte er mit steinerner Miene.
    »Haben Sie Nachsicht mit mir,
Doktor«, bat ich.
    »Es kommt noch schlimmer.
Später an diesem Nachmittag kam ich hierher und erzählte Ihnen von dem Klub.
Dann erwähnten Sie, daß Corben einer Ihrer Patienten
gewesen sei — ebenso wie Tania Stroud . Sie hatten es
gewaltig mit dem ärztlichen Ethos, als ich Einzelheiten über Corbens psychische Verfassung wissen wollte, aber dann gaben
Sie recht schnell klein bei und schilderten mir seine Krankheitsgeschichte.
Mann !« Ich schüttelte bewundernd den Kopf. »Was Sie
alles aus dem alten Frankie machten! Neigung zu Gewalttätigkeit — Befriedigung
durch Schlüssellochgucken — total übergeschnappt — so schilderten Sie ihn. Und
auf diese Art machten Sie aus ihm zugleich einen in jeder Hinsicht der Tat
Verdächtigen .«
    »Ich sehe keinen Grund, warum
Sie das alles noch einmal aufwärmen, Wheeler«, sagte er verdrossen. »Oder haben
Sie einen besonderen Grund ?«
    »Ich erkundigte mich bei Ihnen
über Baker«, sagte ich, ohne auf seine Frage einzugehen. »Sie hatten ihn nie
getroffen. Dann gab ich Ihnen eine Beschreibung, und plötzlich erinnerten Sie
sich, daß er einmal in Ihrer Praxis gewesen war — vor ungefähr drei Monaten — als
er auf Corben gewartet hatte.«
    Ich blickte ihn mit offener
Bewunderung an. »Ich muß sagen, Sie haben ein kolossales Gedächtnis für Namen
und Gesichter .«
    »Sie sind entweder betrunken
oder hysterisch«, sagte er steif. »Ich glaube, Sie sollten auf der Stelle nach
Hause gehen und sich etwas Ruhe gönnen — viel Ruhe .«
    »Dann, als wir uns das letztemal in der Praxis unterhielten«, fuhr ich munter
fort, »fragte ich, ob es möglich gewesen sei, daß Bernice Sie hintergangen
habe. — Erinnern Sie sich? Nein, sagten Sie, es sei absolut unmöglich, und fünf
Minuten später hatten Sie mich davon überzeugt, daß es nicht nur möglich,
sondern auch im höchsten Maß wahrscheinlich gewesen sei. Dann kam der ganze
Schmus über die Migränen und wie es möglich gewesen war, daß Sie ihr immer
geglaubt hatten; aber als wir zum Kern der Sache kamen, mußten Sie mit großem
Bedauern zugeben, daß Sie ihr wahrscheinlich doch nicht geglaubt hatten.«
    Er stellte ein sauberes Glas
neben meines

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