Die Titanic und Herr Berg
aneinander, jetzt ist er wirklich da. Ich begrüße ihn gerade am Bahnhof, er steigt nackt aus dem Zug und ich stehe nackt auf dem Bahnsteig, beide nackt, und wir pressen uns aneinander. Dann küssen wir uns. Da ist die Aufregung. Da ist das Flattern ums Herz, als hätte es Segel, und da ist die Sonne im Bauch. Unsere Lippen puzzeln sich zusammen, die Zungenspitzen messen den Mund ab, das schmatzt. Wenn ich gutes Essen esse, schmatze ich, und wenn ich gut küsse, schmatze ich. Wir fressen uns aneinander hungrig. Er zieht meinen Schlüpfer aus, pfeffert ihn in eine Zimmerecke, und wenn ich eine Katze hätte, würde sie hinlaufen und daran riechen, erkennen, dass das mein Geruch ist, dass ich fruchtbar bin, dass ich rollig bin und dass ich glücklich bin. Das würde sie alles riechen, Peter riecht es auch, aber unbewusst, er weiß es nicht, er fühlt sich nur angezogen und will säen, weil ich brachliege. Ich liege, und er zieht seinen Handrücken schnell über die Wange, den Hals, zwischen den Brüsten, über den Bauch, ran an den Speck. Er ist da. Er legt die ganze Hand auf meine Möse, auf Millionen von empfindlichen Stellen, die er jetzt zudeckt, wie eine abgedunkelte Taschenlampe, dunkel. Er verschwendet Massen von meiner Erregung. Ich kann nicht mehr jedem Näherkommen entgegenbeben. Ich kann nicht mehr hoffen, dass er bald die wirklich glühenden Stellen antippt. Er hat alles angetatscht, und wer was antatscht, der muss es kaufen, schon ist er mit einem Finger drin im Geschenkeladen. Er klopft nicht an, und ich bin so überfallen, dass von unten hoch ein Flammenwerfer schießt, meine Wangen platzen und meine Luft knapp wird kurz vorm Gipfel. Ich bin schon kurz vor dem Gipfel, bis dahin ging es schnell, da war eine Schwebebahn. Ich verweile kurz bei dem schönen Ausblick: Peter ist über meinen Schritt gebeugt, seine Schulterblätter stechen aus seinem Rücken heraus, die Haare drauf wie aufgeklebt, als ob er zu Fasching als Werwolf gehen will. Er fingert mit rechts, fix und stark. Ich werde verrückt. Mit dem Daumen fängt er an unter meinem Kitzler zu locken. Ich werde noch verrückter. Dann beugt er sich weiter nach unten, und es ist verrückt, ich denke, verrückter kann ich nicht werden, aber ich kann, kann ich, verrückt. Er beugt sich immer weiter nach unten, sein Rücken ist ein Triumphbogen und sein Arsch hebt sich vor dem Hintergrund meiner Stubentür. Ich schließe die Augen und warte darauf, wie gleich seine Lippen küssen und saugen und seine Zunge leckt und flattert. Er ist da. Er spuckt auf meinen Kitzler.
Ich will davon nicht enttäuscht sein, bin ich nicht, nein. Mir ist die Unterdrückung der Frau einerlei, beim Sex sowieso, gehört dazu, manchmal. Er verteilt seine Spucke und schiebt einen zweiten Finger rein, ja. Ich atme mit jedem Stoß. Ich kann ihm das Tempo sagen. Er versteht. Wir klatschen zusammen einen Takt, seine Hand gegen mich, und ich schlage mit dem Becken zurück. Das ist schön, schön, nur schön, sehr schön. Gleich kommt das Ufo und holt mich ab.
«Kommst du?»
«Wieso?»
«Es klingt immer als ob, wenn du so schreist.»
«Nein, aber du musst nicht weitermachen.»
Wenn er den Satz gesagt hätte, würde ich wieder denken, er wolle mich nicht stark genug. Wie kann man sagen, du musst nicht? Ich atme rasend.
Er zieht seine Finger raus und hält sie mir zum Ablecken hin. Wir knutschen wieder, liegen beide auf der Seite und knutschen. Ich kann nicht ausatmen, ohne zu seufzen, und ich kann ihn nicht küssen, ohne zu kucken. Ich kann die Augen nicht schließen. Ich sehe sein Ohr. Er ist da.
«Warum kommst du denn nicht?»
«Das macht doch nichts.»
«Doch.»
«Is nicht schlimm.»
«Doch.» Er sagt dieses Doch gar nicht hart wie sein Schwanz, sondern weich wie mein Bett.
Er will, dass ich mich befriedige, damit ich komme. Er sieht auf meine Hände, aufmerksam, und dann fängt er an, dasselbe bei sich zu machen. Wir gieren uns an, aber berühren uns nicht. Ich werd verrückt. Ich habe schon mal Geistesgestörte gesehen, oft. Ich werd verrückt und komme dabei. Er bearbeitet sich. Er stöhnt. Sein Mund ist weinerlich, dann fies. Ich kann nicht sein Gesicht und seinen Schwanz gleichzeitig anstarren. Das ist genau, ganz genau, genauso habe ich es mir vorgestellt und es ist sogar besser. Dann hört er auf, seinen Schwanz zu reiben. Ich höre auch auf, meine Hände zu bewegen.
«Weiter!», sagt er.
«Ich bin fertig», sage ich und lache, weil ich völlig fertig bin, darum.
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