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Die Tochter der Dirne

Die Tochter der Dirne

Titel: Die Tochter der Dirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLYTHE GIFFORD
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verstummte und suchte nach dem richtigen Ausdruck, „… eine begehrenswerte Frau darstellte.“
    Solay fragte sich plötzlich, ob es ihre Schwester und sie nur gab, um zu beweisen, dass der König mit ihrer Mutter das Bett geteilt hatte. „Was wolltest du?“
    Ihre Mutter richtete den Blick wieder auf Solay. „Ich habe bekommen, was ich wollte. Er machte mich zur Lady der Sonne.“
    Und was will ich?, fragte sich Solay, während sie ihre Schwester und ihre Mutter zum Abschied umarmte.
    Als der Wagen anfuhr, beladen mit der Truhe, die ihre gesamte Habe enthielt, hatte sie noch keine Antwort gefunden. Es zählte nicht. Was sie für sich selbst wünschte, war nicht wichtig. Sie musste für ihre Familie sorgen.
    Doch einen Moment lang fragte sie sich, was die Sterne wohl für ihr Leben vorhersahen. Sie ließ ihren Wunsch mit dem Wind davonwehen. Der Himmel hielt Antworten für Länder und Könige bereit. Astrologen studierten die Muster der Sterne, um Hinweise auf Christus und das Jüngste Gericht zu finden, auf Kometen und Kriege, nicht, um einzelne Lebewesen zu trösten.
    Jetzt jedenfalls war ihr Schicksal, zumindest bis Ostern, eng mit dem von Justin Lamont verknüpft. Mehr musste sie nicht wissen.

7. KAPITEL
    Mit angespannter Miene hörte Justin zu, wie an einem heiteren Sonntag Ende Januar nach dem Gottesdienst in der Kapelle von Windsor Castle das erste Aufgebot verlesen wurde.
    Obwohl er dem Geistlichen seine Bedingung genannt hatte, durchzuckte ihn ein Anflug von Unsicherheit, als der Hilfspfarrer seinen Namen und seine Herkunft verlas.
    Als das letzte Mal sein Name zusammen mit dem einer Frau in einer Kirche verlesen wurde, hatte seine Familie neben ihm gestanden. Diesmal war seine Familie nicht bei ihm, nicht einmal in Gedanken.
    Auf Drängen des Königs waren die familiären Verhandlungen, die gewöhnlich Monate in Anspruch nahmen, innerhalb von Wochen abgeschlossen worden. Die Schulden ihrer Mutter würde er nicht begleichen. Sie würde keine Mitgift mitbringen und keinen Anspruch auf die Ländereien seiner Familie erheben. Es war beinahe, als hätten die Sterne, das Schicksal, an das sie so glaubte, ihn hierhergeführt.
    Fasziniert schaute er auf ihr schimmerndes Haar neben ihm. Wenn er es ihr aus dem Nacken schob, würde er ihre Haut küssen können …
    Er wandte sich ab von dem gefährlichen Anblick. Ihr so nahe zu sein, weckte in ihm Träume von einem Heim und einer Familie – Dinge, die er niemals verdiente.
    Warum habt Ihr nicht abgelehnt, hatte sie gefragt.
    Ich hätte es tun sollen.
    Mit ernster Miene stand Solay neben ihm, den Rücken kerzengerade aufgerichtet, und mied seinen Blick, als der Priester über den Namen Lady Alys Weston und den des angeblichen Ehemannes ihrer Mutter stolperte. Die Gemeinde hüstelte.
    Als sie zusammen die Kirche verließen, schien die Glocke wie die Tür eines Verlieses zu klingen. Solay war bis zum Kinn in Samt und Hermelin gehüllt. Ihr Umhang war ein extravagantes Geschenk des Königs, das Justin zweifellos als offizielles Staatsgeschenk in den Haushaltsausgaben gelistet finden würde.
    Beim Mittagessen saßen sie nebeneinander und teilten sich eine Schüssel mit Hühnerbrühe, während der Rest des Hofes versuchte, sie zu beobachten, ohne allzu offensichtlich zu starren.
    „Wann sollen wir Eure Familie besuchen?“, fragte sie endlich.
    Der hoffnungsvolle Klang ihrer Stimme weckte in ihm den Wunsch, er könnte ihr etwas vorspielen. Genau wie sie war er in der vergangenen Woche nach Hause gefahren. Wie die meisten am Hofe hatten sein Bruder und dessen Frau hinter seinem Rücken gespottet und waren nicht sicher, ob sie beleidigt sein sollten, weil Solay die Tochter einer Dirne war, oder sich geehrt fühlen, weil ihr Vater ein König war. „Das ist nicht nötig.“
    „Aber ich habe mich darauf gefreut, Eure Eltern kennenzulernen.“
    „Meine Mutter ist tot“, sagte er.
    „Oh, verzeiht mir. Das wusste ich nicht. Es tut mir so leid.“ Sie berührte ihn am Arm und sah ihn voll falschen Mitleids an.
    Er entzog sich ihr, wollte weder ihre Berührung noch ihre geheuchelte Anteilnahme. „Es ist Jahre her.“ Sein halbes Leben.
    „Das muss schwer gewesen sein. Ich kann mir nicht vorstellen, meine Mutter jetzt zu verlieren, aber als Kind …“
    Erstaunt sah er, dass sie mit den Tränen kämpfte. Konnte sie wirklich eine Frau lieben, die von der ganzen Welt geschmäht wurde?
    „Wie war sie?“, fuhr sie fort.
    Ganz anders als Ihr, wollte er sagen, aber er war

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