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Die Tochter der Dirne

Die Tochter der Dirne

Titel: Die Tochter der Dirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLYTHE GIFFORD
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könnte.
    Wenn er sich aber von seiner Lust regieren ließ, dann würden sie nicht nur das Bett miteinander teilen, sondern das ganze Leben, und er würde sich abermals verheiratet sehen mit einer unaufrichtigen Frau.
    Doch nichts von alledem schien eine Rolle zu spielen, wenn er sie berührte. Einen Moment lang hatte er sogar gehofft, dass ihre Worte und ihr Kuss ehrlich gemeint waren.
    Ich liebe Euch. So bedeutungslos wie: Ich sehe gern dem Schnee zu.
    Ihr Verhalten weckte in ihm einen bösen Verdacht. Was, wenn ihr Drängen mit einem Kind zu tun hatte? Daran hätte er schon vorher denken sollen. So waren Frauen, das wusste er nur zu gut.
    Wieder blickte er auf das Dokument, überrascht, dass seine Feder sich nicht bewegt hatte, und verwirrt, weil er sie nicht aus seinen Gedanken verbannen konnte. Es schien, als röche er den Duft von Rosen, wenn er nur an sie dachte.
    Ein Klopfen unterbrach seine Gedanken. „Herein!“, rief er, froh über die Ablenkung.
    Auf der Schwelle stand Solay. Der Schnee, den sie so hasste, bedeckte den fließenden roten Samtumhang. Sie hatte die Kapuze zurückgeschoben, und das dunkle Haar fiel ihr bis über die Schultern. Und trotz seines Misstrauens schien es ihm, als würde die Luft im Raum zu vibrieren beginnen und seine Zunge wie gelähmt sein, sobald er ihr in die Augen sah.
    „Warum seid Ihr hier?“, fragte er endlich.
    Trotz seiner Unhöflichkeit lächelte sie. „Darf ich mich am Feuer aufwärmen?“
    „Wenn Ihr wollt.“ Er schüttelte das Unbehagen ab, das er in ihrer Nähe empfand, und sah zu, wie sie das Zimmer durchquerte, ganz und gar verhüllt von ihrem Umhang.
    Dieser Umhang würde sogar eine Veränderung an ihrem Bauch verbergen.
    Er betrachtete das fast fertige Schriftstück, das vor ihm lag, und die Worte darauf erschienen ihm jetzt unsinnig. Das Feuer wärmte seine Brust, doch er empfand noch eine andere, innere Glut, als sie näher kam. Sie trat hinter ihn und berührte seine schmerzenden Schultern. Ihr Duft stieg ihm in die Nase.
    Er wollte sie nicht ansehen und schüttelte ihre sanfte Berührung ab. „Es wäre besser gewesen, Ihr wäret in Windsor geblieben. Ich habe keine Zeit für Vergnügungen.“
    „Der Tag ist beinahe vorüber. Ist es nicht Zeit zum Ausruhen?“
    Bei diesem Gedanken ließ er die Schultern sinken. Er hatte sich seit Jahren nicht ausgeruht.
    Immerzu hatte sein Vater eine Aufgabe mehr von ihm verlangt, ihm ein weiteres Ziel gesetzt, das er nicht erreichen konnte. Er war innerhalb von dreizehn Jahren anstelle von sechzehn ein Sergeant-at-law geworden und hatte sich dann dem Duke of Gloucester angeschlossen, ehe er zum Dienst im Rat selbst aufgestiegen war. Doch nach dem Tod seiner Mutter gab es niemanden mehr, der ihm half, die Kritik zu ertragen, oder mit ihm die Erfolge feierte.
    Jetzt lag das Jahr, in dem der Rat die Kontrollinstanz war, endlos lang vor ihm. „Es wird genug Zeit zum Ausruhen sein, wenn die Arbeit des Rats erledigt ist.“
    Sie strich mit den Händen über seine verspannten Muskeln und beugte sich tiefer. „Was kann so wichtig sein?“
    Die Arbeit schien ihm ein unverfänglicheres Thema als der Duft ihrer Haut. „Eine Vorladung.“
    „Eine Vorladung? Was bedeutet das?“
    Unter ihren Händen entspannten sich seine Schultern. Wenn er sich zurücklehnte, würde er den Kopf an ihre Brüste schmiegen …
    Er erwachte aus seinen Träumen und setzte sich auf, um ihrer Berührung zu entkommen. Auch ihr Interesse an den Gesetzen war zweifellos geheuchelt. „Ich habe nicht das Recht, über Angelegenheiten des Rates zu sprechen.“
    Sie setzte sich neben ihn auf eine Bank. „Aber ich bin gekommen, um Euch etwas zu sagen, das der Rat wissen sollte.“
    Misstrauisch rückte er von ihr ab. „Was?“
    „In der Woche nach Mariä Lichtmess will der König Windsor verlassen und nicht vor Ostern zurückkehren.“
    Fern von Windsor oder Westminster wäre der König fern von der Aufsicht des Rates und frei, zu tun, was er wollte. „Wohin geht er?“
    „Er hat es nicht gesagt, es ist aber die Rede von Nottingham und Lincoln.“
    Wenn Hibernia nach Norden entkam, würde eine Armee nötig sein, ihn zurückzubringen, nicht nur ein Stück Pergament. „Er versucht, unsere Arbeit zu sabotieren“, sagte Justin, und fragte sich, ob der König bereits etwas von ihrem Plan ahnte.
    „Und wenn Ihr mit dem Hof reist? Ihr könntet als Verbindung zwischen dem König und dem Rat auftreten.“
    „Der Rat muss in Westminster arbeiten.“ Das hatte

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