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Die Tochter der Dirne

Die Tochter der Dirne

Titel: Die Tochter der Dirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLYTHE GIFFORD
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das Verlangen, das sie in Justins Gegenwart fühlte, verwirrte ihre Gedanken. Immer wieder dachte sie an seine breiten Schultern und daran, wie sich sein muskulöser Rücken unter ihren Händen angefühlt hatte.
    Hör auf zu grübeln, befahl sie sich, während sie die herzhafte Kohlsuppe aß, die der Kammerherr ihr hatte bringen lassen. Wenn mein Verlangen nach ihm eine Schwäche ist, dann gilt dasselbe für ihn.
    Sie spürte es bei jedem Atemzug, den er in ihrer Nähe tat. Sie sah es in seinen Augen, wenn er sie musterte. Justin mochte ihren Küssen widerstehen, aber wenn sie sich vor ihm auszog, würde er gewiss aufgeben. Und danach würde er ihr seine Geheimnisse verraten.
    Sie legte den Löffel hin und stand auf.
    Du musst deine Jungfräulichkeit für deinen Gemahl aufheben, hatte ihre Mutter ihr eingeschärft. Das könnte deine einzige Mitgift sein.
    Sie achtete nicht auf diese Stimme in ihrem Kopf. Das Aufgebot war bestellt. Wenn sie seine Leidenschaft weckte, würde er ihr Gemahl werden, und niemand würde mehr von Bedingungen reden.
    Jetzt. Heute Nacht. Sie durfte nicht mit leeren Händen zum König zurückkehren.

10. KAPITEL
    Als alles im Schloss schlief, schlich sie durch die leeren Gänge. Justins Gemach, das hatte der Kammerherr ihr gesagt, lag abseits des Geruchs, der vom Fluss heraufdrang, im Schatten der Abteitürme. Schwacher Feuerschein drang durch den Türspalt in den dämmrigen Korridor.
    Mit pochendem Herzen ließ sie die Fingerspitzen über das raue Holz gleiten und wagte nicht anzuklopfen.
    Sorg dafür, dass er deinen Körper begehrt, dann kannst du ihn von allem überzeugen.
    Die Tür knarrte, als sie sie öffnete.
    Justin stand mit dem Rücken zu ihr am Fenster und blickte hinaus in den fallenden Schnee. Sie schlich hinter ihn, schlang die Arme verführerisch – wie sie hoffte – um seine Taille und legte die Wange an seinen breiten Rücken. „Mein Gemahl.“
    Er warf die Läden zu und stieß sie von sich weg. „Ich bin nicht Euer Gemahl.“
    Trotz der groben Worte sah sie in seinen Augen etwas blitzen, und das war nicht nur ein Lichtschein des Feuers. An seiner Wange zuckte ein Muskel.
    Er kämpfte also gegen sein Verlangen.
    Sie bemühte sich um eine sanfte Miene. „Kann ich mit Euch reden?“
    „Sprecht.“
    Sie wandte sich ab, um sich zu sammeln. Vor ihr stand sein Bett, ganz weich mit einer federgefüllten Matratze und tiefblauen Vorhängen, um die Wärme des Feuers zu bewahren. Hinter ihr hörte sie, wie ein Holzscheit nachgelegt wurde. Zischend erfasste ihn das Feuer, dann begann er zu brennen.
    Was sollte sie jetzt tun?
    Denk daran, hatte ihre Mutter gesagt, ein Mann begehrt mit den Augen. Gegen das, was er sieht, ist er machtlos.
    Sie verstand nicht, wie das sein konnte, aber sie wusste, dass sie hilflos war, wenn er sie berührte. Wenn ihr Anblick ihn ebenso schwächte, dann würde er sie gewiss noch vor Tagesanbruch zu sich ins Bett holen.
    Den Rücken noch immer ihm zugewandt, öffnete sie zögernd den Umhang und legte ihn aufs Bett. Sie war froh über die Wärme des Feuers.
    Hinter sich hörte sie nichts.
    Sie streifte das ärmellose Überkleid ab und ließ es zu Boden gleiten, sodass ihr Cotehardie sichtbar wurde.
    Abgesehen von dem knisternden Feuer hörte sie nichts. Spürte sie seine Blicke auf sich, oder war das nur Wunschdenken? Sie hatte erwartet, dass er sie jetzt berühren würde. Konnte sie sich getäuscht haben? Vielleicht begehrte er sie nicht.
    Nein, das stimmte nicht.
    Sie löste die vorderen Bänder.
    Hinter sich hörte sie ein scharfes Einatmen.
    Also sah er ihr zu. Der Gedanke entzündete einen Funken in ihr. Langsam fuhr sie sich mit den Fingern durchs Haar, dann ließ sie es offen über den Rücken fallen.
    Sie vernahm ein leises Stöhnen und atmete schneller, als auch in ihr Verlangen aufstieg.
    Um es zu unterdrücken, presste sie die Schenkel zusammen und wartete auf seine Berührung.
    Doch die kam nicht.
    Was machte sie falsch? Sie hatte geglaubt, genug zu wissen, um seine Lust zu wecken. Es hatte immer so einfach geklungen. In dieser Beziehung waren alle Männer schwach, sie wurden von ihren Lenden zu einer Frau geführt wie ein Durstender an einen Brunnen. Es war die natürlichste Sache der Welt.
    Sie zog an dem letzten Band und streifte das Kleid ab. Jetzt trug sie nur noch das Leinenhemd. Noch immer wärmte ihr das Feuer den Rücken, doch die Kälte stieg vom Boden hoch zu ihren Beinen.
    Was machte er? Wann würde er sie berühren?
    Es gab nur noch

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