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Die Tochter der Dirne

Die Tochter der Dirne

Titel: Die Tochter der Dirne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: BLYTHE GIFFORD
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das Parlament so im Gesetz festgelegt. „Das weiß der König besser als jeder andere.“ Zweifellos war das der Grund für diese Flucht aufs Land.
    „Der Zwang, in Westminster zu bleiben, erscheint mir etwas übertrieben.“
    Übertrieben. Als wäre das Gesetz nicht wichtiger als das Protokoll des Königs. „Wir können nicht nur jene Gesetze befolgen, die uns gefallen.“
    Sie verzog ihre Lippen zu einem Schmollen, was ihn an ihren Kuss erinnerte. Aber eine Ablenkung dieser Art konnte er nicht brauchen. „Ihr seid kein Mitglied des Rates. Gewiss hätte das Parlament nichts dagegen, wenn Ihr mit dem König reist. Die Angelegenheiten des Rates könnten dann besser durchgeführt werden.“
    Obwohl er zögerte, sie beim Wort zu nehmen, klangen ihre Argumente vernünftig. Er griff nach einem sauberen Pergament und tauchte die Feder ins Tintenfass. Wenn er Hibernia schon nicht als Zeugen berufen konnte, so konnte er zumindest beide im Auge behalten. „Am Morgen werde ich Gloucester informieren. Bringt morgen diese Aufforderung nach Windsor.“
    „Nein.“ Sie nahm seine Hand.
    Ihre kalten Finger brannten auf seiner Haut. Er starrte auf die Schatten, die das Feuer auf ihrer beider Hände warf.
    „Warum nicht?“ Mühsam nur brachte er die Worte heraus. Dann zwang er sich dazu, ihr wieder in die Augen zu sehen. „Ihr sagtet gerade …“
    „Meint Ihr nicht, es wäre besser, der König würde das für seine eigene Idee halten? Ein Erlass des Rates könnte schlecht aufgenommen werden.“
    Was eine Untertreibung war. „Aber nun, da ich von seiner Abreise weiß, muss ich handeln.“
    „Wenn Ihr das tut, wird er wissen, dass ich es Euch gesagt habe.“
    Und Solay würde die Missbilligung des Königs ertragen müssen. „Also habt Ihr einen anderen Plan.“
    Sie nickte. „Wenn jemand, dem er vertraut, ihm das vorschlägt, würde er gewiss zustimmen.“
    „Wer?“
    „Lasst mich mit einer Freundin sprechen.“
    Das hasste er am Hof. Alles wurde hinter verschlossenen Türen geflüstert. Vereinbarungen wurden im Geheimen getroffen, aus Gründen, die er nie ganz verstand. „Es ist eine einfache Angelegenheit, keine Hofintrige.“
    „Nicht so einfach, wie es bei Euch klingt.“
    Er wollte widersprechen, doch sie hatte recht. Wenn der König den Rat umgehen wollte, dann würde geschickte Überzeugungsarbeit nötig sein, damit er einen Vertreter des Rates mitreisen ließ. „Warum helft Ihr dem Rat? Eure Treue gilt dem König.“
    „Ihr habt von mir verlangt, Euch meine Liebe zu beweisen. Wenn wir für den Rest der Fastenzeit getrennt sind, wäre das unmöglich. Wollt Ihr, dass ich scheitere?“
    Mit großen Augen erwartete sie seine Antwort.
    Ein Gefühl von Schuld stieg in ihm auf. Immerhin hatte sie eine ehrliche Frage gestellt. „Na schön. Kehrt morgen nach Windsor zurück. Wenn ich innerhalb einer Woche keine Einladung des Königs erhalte, wird er eine förmliche Aufforderung vom Rat bekommen.“
    „Morgen?“ Wieder klang ihre Stimme verzweifelt. „Ich hatte gehofft, mehr Zeit mit Euch verbringen zu können.“
    Zuerst wollte sie mit dem König sprechen. Dann wollte sie bleiben. Wo war hier die Lüge?
    Das Kind.
    Er kämpfte gegen düstere Erinnerungen an.
    Wenn sie ein Kind erwartete, musste sie ihn schnell ins Bett ziehen. Das würde er nicht zulassen. Niemals wieder. „Unterwegs werden wir Zeit genug haben.“ Er erhob sich, um sie zu verabschieden. „Der Kammerherr wird Euch ein Gemach zuweisen.“
    Und je weiter das von ihm weg lag, desto sicherer würde er sein.
    Groß und bedrückend wirkte Westminster auf sie, während sie durch die Gänge wanderte und den Kammerherr suchte, damit er ihr Essen und ein Bett zuwies. Diesen höhlenartigen Palast, den der König mit dem Parlament teilte, hatte Solay immer gehasst. Wenn sie als Kind in der Kapelle gebetet hatte, hatten von den Wänden Porträts der Gemahlin des Königs und seiner neun legitimen Kinder auf sie herabgeblickt.
    Und hier war ihre Mutter dem Parlament gegenübergetreten und hatte verloren.
    Jetzt schien ihr langer Weg durch die Kälte zu diesem bedrückenden Ort umsonst gewesen zu sein.
    Agnes würde mit Hibernia sprechen, und dieser würde den König überreden, Justin auf seine Reise mitzunehmen, aber nur, damit Solay ihn überwachen und aushorchen konnte. Der König zweifelte bereits an ihr, sie musste mit ein paar Neuigkeiten aufwarten.
    Mehr Einzelheiten über das Dokument, an dem er schrieb.
    Sie versuchte, einen Plan zu entwickeln, doch

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