Die Tochter der Dirne
ein Kleidungsstück, das sie ablegen konnte.
Sie bückte sich, um nach dem Saum ihres Hemdes zu greifen.
„Solay, halt!“ Zorn und Verlangen, beides lag in seiner Stimme.
Sie ließ den Saum los und drehte sich um. Er saß am Feuer, ein Bein über die Lehne seines Stuhls gelegt, die Beine so weit gespreizt, dass sie sehen konnte, wie erregt er war.
Ihre Blicke begegneten sich, und einen Moment lang atmeten sie im selben Rhythmus.
Dann blinzelte er und brach den Bann.
„Eine nette Vorstellung, Solay. Zweifellos habt Ihr sie erfolgreich bei vielen anderen Männern angewendet. Vielleicht sogar bei dem Vater des Kindes, das Ihr erwartet.“
Sie verschränkte die Arme vor den Brüsten und fröstelte. Davor also hatte er Angst. Sie hätte es wissen müssen.
„Es gibt kein Kind. Holt mich in Euer Bett, und Ihr werdet feststellen, dass ich noch Jungfrau bin.“
„Wenn ich Euch in mein Bett hole, wird es keine Rolle mehr spielen, ob Ihr eine Jungfrau seid.“
„Würde ich so dringend einen Gemahl brauchen, hätte ich den König darum gebeten. Ihr wart es, der eine Heirat vorgeschlagen hat, nicht ich.“
Trotz seiner finsteren Miene konnte er sich gewiss nicht mehr lange beherrschen. Sie lächelte, kniete vor ihm nieder und griff zwischen seine Schenkel. Vielleicht würde es ihm gefallen, wenn sie ihn in den Mund nahm. Männer mochten so etwas, hatte Agnes gesagt.
Er packte ihre Handgelenke, ehe sie ihn berühren konnte, und hielt sie auseinander. Jetzt war er der Bestimmende, und er betrachtete alles, womit sie ihn zu verführen versucht hatte, vom Scheitel bis zur Sohle, kaum verhüllt von ihrem Leinenhemd.
Sie fühlte, wie sie nachgab, sich danach sehnte, dass er sie in die Arme nahm.
Nein, nein. Dies ist nicht der richtige Zeitpunkt für deine Wünsche. Du sollst seine Träume erfüllen.
Als er ihren Bauch betrachtete, presste sie die Schenkel zusammen. Sie wusste, dass ihr Anblick ihm gefiel. Wenn sie sich näher beugte, würde er bestimmt …
Er blickte auf. „Ihr seid so entschlossen, Euch zur Schau zu stellen. Lasst mich Euch ansehen.“
Als er sie betrachtete, wurde ihr Mund trocken und eine Welle der Begierde erfasste sie. „Was meint Ihr?“
„Spielt nicht die Unschuldige. Ihr wisst, wie Ihr einen Mann verführt.“ Sein Blick fiel wieder auf die Stelle zwischen ihren Schenkeln. „Ich werde ein aufmerksamer Zuschauer sein.“
Glühendheißes Verlangen stieg in ihr auf. Mit einem verführerischen Lächeln hob sie den Kopf. Ihre Blicke begegneten sich, und sie fühlte, wie die Hitze bis in ihre Brüste stieg. Das Verlangen verwirrte ihre Gedanken. „Was soll ich tun?“
Er verschränkte seine Finger mit ihren und drückte ihre Hand, sodass sein Ring ihr in die Haut schnitt. „Bisher brauchtet Ihr von mir keine Anweisungen.“
„Ich weiß nicht, was Ihr wollt“, flüsterte sie, neigte den Kopf zur Seite und wartete sehnsüchtig auf den Kuss, den er ihr geben würde. „Zeigt es mir.“
Sein rauer Atem streifte ihre Wange. Gleich würde sie den Kuss bekommen – und was immer darauf folgen sollte.
Sie presste ihren Mund auf seine Lippen.
Er ließ ihre Hand los, stieß sie von sich und sprang auf. Ohne den Halt, den er ihr gegeben hatte, fiel sie hin. Der kalte Boden verursachte ihr eine Gänsehaut.
Die Nähe, nach der sie sich so sehnte, war weit entfernt. Unerreichbar.
Taumelnd richtete sie sich auf und umklammerte den weichen Wollstoff seiner Tunika. Sie war so nahe davor, sie durfte ihn jetzt nicht gehen lassen. „Wollt Ihr mich denn nicht?“
Er packte ihre Hand, zog sie auf die Füße und presste sie fest an sich, sodass ihre Brüste warm und voll an seinem Oberkörper lagen.
„Euch wollen? Ich will Euch nehmen, ich will hören, wie Ihr meinen Namen ruft und will Euren Körper spüren, bis das Feuer heruntergebrannt ist und die Morgendämmerung den Himmel erhellt.“ Er ließ sie los und trat zurück. Dabei zitterte er, als könnte er sich nur mühsam unter Kontrolle halten. „Aber ich werde es nicht tun.“
„Warum nicht?“Verzweiflung lag in ihrer Stimme.
„Weil ich nicht möchte, dass die Falle der Ehe zuschnappt.“
„Es ist keine Falle. Wir waren einverstanden. Wir beide.“
„Ich sagte Euch, Ihr solltet Euch von niemandem zwingen lassen. Ich werde mich auch nicht zwingen lassen.“
„Liebe ist ein Vergnügen, kein Zwang.“
„Nicht, wenn Euer Körper allein bestimmt.“
„Aber Ihr sagtet, ich müsste Euch von meiner Liebe überzeugen. Das versuche
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