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Die Tochter der Hexe

Die Tochter der Hexe

Titel: Die Tochter der Hexe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Fritz
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große Aufgabe, die ich in den letzten Monaten glanzvoll erfüllt habe. Dreizehn Weiber habe ich dazu gebracht, ihre schändlichen Verbrechen zu gestehen, dreizehn! Mit meiner Hilfe konnte Freiburg von einer erneuten Hexenverschwörung befreit werden. Und glaub mir, es war harte Arbeit. Denn manche sind zäh wie Schweineleder. Wie die Dürlerin und die Sprengerin, die trotz Beinschrauben und Streckbank nicht auf Hexerei gestanden hatten. Die dummen Richter haben sie laufen lassen und aus der Stadt gewiesen – jetzt werden diese Unholdinnen ihre Satanskünste andernorts ausüben.
    Doch dann haben wir ein ganzes Nest ausheben können. Angefangen mit der Mennin, der Seilerswitwe, bis zur Weißlemlerin, der Rebmannsfrau. Selbst eine heimliche Ärztin und die reiche Herrenmüllerin waren darunter. Und was ihnen alles an Widerwärtigkeiten aus dem Maul troff, nachdem ich ihnen die Glieder ausgerenkt hatte! Mal ist ihnen ihr Satansgemahl mit nacktem Hintern und Bocksfuß erschienen, mal vornehm ganz in Schwarz, und sie gaben sich ihm hin in schamloser Buhlschaft, verleugneten bereitwillig Gott und alle Heiligen und erhielten dafür einen Stecken mit Salbe aus dem Fleisch ungetaufter Kinder und Geld, viel Geld. Das hat sich tags darauf freilich in Rossbollen oder Haferstroh verwandelt. Ausgefahren waren sie nächtens, zum Pfaffenkreuz am Bromberg oder hinter die Burghalden, um dort zu tanzen, zu saufen und zu huren.
    Alle hab ich sie zum Reden gebracht, selbst die verstockte Gatterin. Ich verstehe mich auf meine Kunst. Die Namen der anderen bei diesen Zusammenkünften herauszukitzeln war mir ein Kinderspiel. Ebenso die Verbrechen, die die Hexenweiber mit ihren Schwarzkünsten vollbracht haben. Etliche Stück Vieh haben sie umgebracht, böse Unwetter gebraut und Krankheiten verbreitet. Die Kellerin hat sogar auf Geheiß ihres Buhlen ihr eigenes Balg erwürgt. Leider besaß keines der
Weiber deine Schönheit, deinen weißen Hals, deine schlanken Fesseln, diese zarten Brüste. Aber du wirst es erleben: Deinen Leib bewahre ich mir als Krönung meiner Lust auf.
     
    Ich weiß Bescheid über die Verderbtheit und Bösartigkeit von euch Unholdinnen. Und ich weiß auch, dass Hexen mit Vorliebe ihre eigenen Kinder und Kindeskinder dem Satan übergeben. Dich habe ich möglicherweise unterschätzt, Hexentochter. Unterschätzt, dass Satan selbst die Hand über dich hält, indem er dir widernatürliche Kraft verleiht und dir ergebene Gefolgsleute und Beschützer zur Seite stellt. Aber denk nicht, das würde mich schrecken. Ich bin der Spürhund und du das Wild. Ich bin dir unerbittlich auf der Fährte. Ich habe den längeren Atem und werde zuschlagen, wenn du am wenigsten damit rechnest.
    Such ihn nur, such Benedikt Hofer, jenen gottlosen Sünder, von dem deine Mutter sich in Schande hat schwängern lassen. Er ist weggezogen aus Offenburg, auch das weiß ich, und mit einiger Mühe habe ich sogar herausgefunden, wohin. Und dort werde ich dich eines Tages erwarten. Du siehst, die Fäden sind bereits gesponnen, und ich werde auf dich lauern wie die Spinne im Netz.
    Dann endlich werde ich Hartmann Siferlins Rache an deiner Sippe vollenden, wie ich es ihm in seinen letzten Stunden geschworen habe. Denn schließlich war es deine Mutter, deretwegen der Meister vom Rat der Stadt verurteilt und ohne Gnade hingerichtet wurde. Deine Mutter hat meinen Meister in den Tod getrieben, den einzigen Menschen, der je zu mir gehalten hat. Wie sehr habe ich ihn bewundert, wie inbrünstig seinen Warnungen gelauscht vor dem bösen Feind und seinen Ränken, seinen Mahnungen zu mannhafter Standhaftigkeit gegen die Verlockungen und das Teuflische im Weib.
    Keiner deiner Buhlen wird dich schützen können, denn diesmal werde ich es klüger anstellen: Ich werde dich dort treffen, wo jedes Weib verwundbar ist: bei deinem Balg. Jetzt bin ich am Zuge.
    Wenn ich die Augen schließe, mich ganz der Finsternis überlasse, dann kann ich alles sehen. Dann weiß ich, was ich zu tun habe, wohin ich zu gehen habe. Ich spüre, dass es dich zu deinem Beschützer zieht, eben so wie zu deinem unseligen Vater – und so werde ich die eine wie die andere Richtung verfolgen.

25 
    «Wie schön, unsere beiden Forellen kehren heim.»
    Diego zog die Nase kraus und schnupperte an Marthe-Maries Hals. Seitdem sie und Marusch für einen Sämisch-Gerber arbeiteten, wo die Ziegen- und Wildhäute mit Dorschtran gegerbt wurden und sie von früh bis spät die Blößen von Hand im Tranfass

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