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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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einen Höhepunkt zu erreichen, den man am besten noch hinauszögerte. Als Sing zögernd fragte, ob ihnen solche Vergnügen denn nicht verboten seien, antwortete sie jedoch bereitwillig.
    »O nein«, erwiderte Rubin überaus ehrlich. »Ich bin verpflichtet, dir diese Dinge beizubringen. Ich bin es, die entscheidet, wann du für die Freuden des Herzens und des Körpers bereit bist. Mein Bericht an die Gütige Mutter wird über deine Stellung in unserer kleinen Welt entscheiden.« Ihre Augen glitzerten schelmisch. »Meiner bescheidenen Meinung nach wird aus dir eine Göttin der Liebe werden.«
    Sie holte eine Flasche mit einem weinroten Öl aus dem bemalten Schrank. »Reines Rosenöl«, sagte sie und bat, Sing möge sich niederlegen. »Nun muss ich dich in die Kunst der indischen Massage einführen. Etwas, das du gut beherrschen solltest.« Sie kicherte, ein perlendes kleines Lachen in einem unbewachten Augenblick. »Kein Tiger brüllt, kein Drachen erhebt sich, der nicht von Rosenblütenhänden gebändigt werden könnte.«

    Am Vormittag des achten Tages begleitete Rubin Siu-Sing zu einem Pavillon in einem abgesonderten Teil des Anwesens. Erreichbar über eine anmutig gebogene Brücke stand er inmitten eines herrlichen Wassergartens, über den sich Zwergweiden neigten.
    Das fliederfarbene Gewand stand Sing gut, da es den Ton ihrer Augen reflektierte, und schmiegte sich angenehm kühl an ihren frisch gebadeten Körper. Sie fühlte sich ausgeglichen und zuversichtlich, als Rubin sie am Eingang des Pavillons verließ und eintrat, um sich vor der Goldenen zu verbeugen. »Mama-san, ich habe die Ehre, Ihnen die neue Pfeifenmacherin vorzustellen. Sie erfüllt sämtliche Voraussetzungen.«

    Rubin trat beiseite, und Sing kam herein. Sie sah, dass die Pavillonwände mit Büchern und Schriftrollen gesäumt waren und entlang seiner acht Wände Tische in der Form des heiligen Trigramms aufgestellt waren, auf denen jeweils Tuschesteine, Papier und Pinsel lagen. In jeder Ecke standen schöne Plastiken erotischer Figuren.
    Die Goldene ruhte auf einem Polsterstuhl neben einem Tisch, der in der Raummitte stand. Auf diesem lag ein großes, schön gebundenes Buch, neben dem eine Schale mit allerschönsten goldenen Persimonen stand. Sie trug einen Kimono in dezentem Orange, die Farbe - das kam Sing sofort in den Sinn - des Sonnenaufgangs über dem See. Das glänzend schwarze Haar war nach Geisha-Art kunstvoll geschlungen und mit goldenem Haarschmuck versehen.
    »Willkommen im Lesepavillon, Siu-Sing. Rubin hat erzählt, du hättest dich gut erholt und würdest dich in deiner neuen Umgebung wohlfühlen. Dass sie dich in den höchsten Tönen lobt, freut mich. In meinem Urteil täusche ich mich nur selten.«
    »Sie ist mir gegenüber äußerst geduldig und freundlich gewesen, Mama-san.«
    Die Goldene verbarg ihr Lächeln hinter dem schwarzen Lackfächer. »Das Gewand, das sie ausgesucht hat, steht dir gut … zieh es aus und lass mich dich sehen, wie sie dich gesehen hat.«
    Die Seide glitt von Sings Schultern und legte sich um ihre Füße. Seitdem sie den Spiegel mit Rubins leitenden Händen besucht hatte, betrachtete sie Nacktheit als etwas Natürliches, wie sie das auch am Ort klaren Wassers getan hatte.
    »Du sagst, du seist dreizehn. Du siehst älter aus, aber auf die richtige Art. Laut Rubin schreckst du vor der Berührung einer Frau nicht zurück, und der Geschmack der Persimone sagt dir zu.« Sie bedeutete Siu-Sing, sich wieder anzuziehen und sich ihr gegenüber hinzusetzen. »Mir wurde gesagt, du seist unberührt … und doch sei dir die männliche Anatomie vertraut. Wie das?«
    »Ein Meister des Tao hat mir den Weg der leeren Hand beigebracht und mich in die Pflanzenheilkunde eingeführt. Mein Wissen habe ich allein durch das erlangt, was auf den alten Schaubildern
zu sehen ist, aber ich weiß, was ihm Freude bereiten und was ihn töten wird.«
    Die Goldene lächelte angesichts dieses Vergleichs und nickte beifällig. »Von heute an gehörst du zu den Silberschwestern und erlernst die Künste einer Kurtisane und die Fertigkeiten eines Pfeifenmacherlehrlings. Ich habe beschlossen, dass du Topas heißen wirst, so wie der Edelstein, der wegen seiner verbotenen Eigenschaften bei Königen und Oberhäuptern so gefragt ist. Du wirst meinen Wünschen und denen der Älteren Schwestern grundsätzlich gehorchen. Bestrafungen sind in meinem Haus eine Seltenheit, aber sind sie berechtigt, fallen sie hart aus.«
    Sie goss einen bernsteinfarbenen

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