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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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Tee in durchscheinende Tässchen. »Topas, ich habe viel Geld für dich ausgegeben, weil ich einem Taipan eine Freude machen möchte, der mir sehr wichtig ist. Er hat ein Auge für die seltensten Edelsteine, hat bislang aber jede, die ich ihm vorgesetzt habe, abgelehnt. Du bist wie keine andere. Vielleicht wird er dich am Ende deines Lehrjahres auserwählen. Falls dem so wäre, würde ich eine hübsche Belohnung erhalten, und deine Zukunft wäre gesichert. Aber das liegt an dir. Ich kann dich die Geheimnisse deines Körpers lehren, sogar die Geheimnisse deiner Gedanken. Über dein Herz kannst nur du verfügen, und nur dein Herz kann über dein Schicksal entscheiden.«
    Sie hielt inne, die honigfarbenen Augen fest auf Siu-Sing gerichtet, und ergriff ihre Tasse. »Du wirst gut, aber mit Bedacht essen. Sollte ein Arzt nötig sein, lasse ich einen kommen. Man sieht, dass dir körperliche Ertüchtigung nicht fremd ist, und du kannst dir ruhig weiterhin Zeit dafür nehmen. Ich bitte lediglich darum, dass du zuhörst und lernst. Denke immer daran, dass ich dich gekauft habe. Du gehörst mir und diesem Haus, bis über deine Zukunft entschieden ist. Ist dir das klar?«
    Sofort verbeugte Siu-Sing sich zum Zeichen, dass sie verstanden hatte. »Ich habe großes Glück, dass ich erwählt wurde, Gütige Mutter. Ich werde mein Möglichstes tun, um Ihr Vertrauen zu gewinnen und Ihre Freundlichkeit zu verdienen.« In ihrem Herzen
wusste Sing, dass die Täuschung damit begann. Fortan würde sie aus zwei Personen bestehen: Topas, die sich zur perfekten Silberschwester entwickeln würde, und Siu-Sing, der Kriegerin, Tochter einer tapferen und noblen Chinesin, die eines Tages vor ihrem berühmten Vater stehen würde.
    Tamiko-san suchte sorgfältig eine Persimone aus. Die goldene Kugel ruhte in ihrer Handfläche, und ihre glitzernden Fingernägel bildeten einen Käfig darum. »Schau, wie köstlich sie ist«, murmelte sie nachdenklich. »Ich importiere sie aus Japan. Wusstest du, dass die chinesische Persimone gegenüber der japanischen etwas minderwertiger ist? Und dass die, die in Amerika angebaut werden, zu schnell reifen und zu weich sind?« Sie warf die Persimone hoch, als wolle sie ihr Gewicht schätzen. »Sie ist handgepflückt und von einem Experten sachgemäß verpackt worden, der genau weiß, unter welchen Verhältnissen und wohin die Frucht reisen wird und wie lang das Fruchtfleisch fest, frisch und süß bleibt.« Sie lachte. »Natürlich erfordert eine solche Perfektion sorgfältige Handhabung durch absolute Spezialisten. Nur so erzielt man Höchstpreise.«
    Plötzlich warf sie die Frucht hoch in die Luft und spannte den Fächer mit einer anmutigen Bewegung weit auf. Es klang, als schlüge eine Schlange zu. Die Persimone fiel auf den Boden und zerbrach sauber in zwei Teile. Ihr sirupartiger Saft sickerte langsam auf die polierten Fliesen. »Schau nur, wie diese herrliche, sorgfältig gehegte Frucht im Handumdrehen wertlos ist, die lange Reise verschwendet, nicht mehr wert als eine verwelkte Blume. Sie wird weggeworfen, mit Füßen getreten und verrottet dann ungekostet.«
    Tamiko-san blickte Sing so unverwandt an wie eine Katze und liebkoste ihren Oberarm mit ihren goldenen Fingerspitzen so sachte wie ein krabbelndes Insekt. »Eines vor allem: Während du dich unter diesem Dach befindest, wirst du keinen anderen Mann kennen als den, um den du dich kümmern sollst. Du wirst dieses Haus nicht ohne Begleitung oder ohne meine Erlaubnis verlassen. Hier gibt es alles, was du brauchst.«
    Sie deutete auf die übervollen Bücherregale. »All das wurde im
Laufe vieler Leben angesammelt und ist das Werk weiser und abenteuerlustiger Köpfe und begabter Künstler, sowohl guter wie auch böser. Und doch beschäftigen sie sich alle nur mit der Lust. Über die Liebe wirst du auf diesen Abertausenden von Seiten wenig finden.«
    Tamiko-san erhob sich zum Gehen, und die goldenen Ziergegenstände in ihrem Haar erzitterten bei der kleinsten Kopfbewegung. »Topas, Liebe ist ein Luxus, den sich die wenigsten leisten können. Damit füllst du weder deinen Bauch mit Reis, noch kannst du dich damit kleiden. Lust dagegen ist in allen Sprachen, an allen Orten und zu jeder Zeit eine rechtsgültige Währung. Sie wird dich kleiden und ernähren wie eine Kaiserin, und ich werde dir beibringen, sie weise auszugeben.«
    Die mama-san ging über die Brücke und öffnete dabei einen Sonnenschirm aus derselben sanft schimmernden Seide wie ihr Kimono. »Aber

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