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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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zunächst werde ich dich jemandem vorstellen, den du sehr interessant finden wirst …« Sie lächelte geheimnisvoll und bedeutete Siu-Sing mit dem geschlossenen Fächer, ihr zu folgen. »Einen Mann, mit dem du vielleicht bekannt wirst und den du nie mehr vergisst.
    In Schlafzimmerangelegenheiten sind Männer oft sehr dumm. Frauen halten sie nur für eine Spielerei, ein teures Spielzeug, das man genießt, wann immer einem danach ist. Die meisten, die hierherkommen, sind verheiratet und haben eigene Konkubinen … oft zu viele, aber nie genug. Sie nehmen sich eine Geliebte und bringen sie in einem schönen Haus unter, kaufen ihr, was immer sie sich wünscht … und werfen sie dann hinaus, um Platz für eine jüngere und hübschere zu machen. So läuft das mit den Taipans, wenn wir es zulassen.« Sie lachte, ein wenig wehmütig, wie es Sing schien. »Diese Dummheit hat mich reich gemacht und mir Macht beschert. Wenn du so klug und umsichtig bist, wie ich glaube, wird solch ein Mann auch dich reich machen und dir zu Macht verhelfen.«
    Siu-Sing wollte laut herausschreien, dass sie das Vermögen und die Berühmtheit eines solchen Mannes nicht interessiere. Mir wurde
vom weisesten aller Lehrer gelehrt, dass man sich seinen eigenen Berg aussuchen soll und ihn auch allein besteigen. Von ihm, vom Geist meiner Mutter und dem Vater, der mich erwartet, habe ich gelernt, was es heißt, allein, aber nicht einsam zu sein … großer Gefahr entgegenzutreten und doch frei von Angst zu sein . Solcherart waren die Gedanken von Siu-Sing, Schülerin des Weißen Kranichs, doch das, was sie sagte, kam von Topas, der Silberschwester: »Ich werde alles tun, was in meiner Macht steht, um mir solches Vertrauen zu verdienen.«
    Sie gingen über die Brücke zu einem anderen kleinen Pavillon. Auch dieser war mit Regalen mit Schriftrollen und Büchern gesäumt, dazu befanden sich viele Skulpturen aus wertvollem Stein darin. In der Mitte stand eine erhöhte Bank, die mit einem Laken aus kunstvoll bestickter Seide bedeckt war. Die Goldene zog das Laken fort. »Erblicke den vollkommenen Mann«, sagte sie theatralisch. »Der Großherzog der Heiligen Persimone. Er wurde vor dreitausend Jahren von Chen-Lao geschnitzt, dem besten Bildhauer, den China je hervorgebracht hat, und zwar aus der seltensten, wertvollsten aller Holzarten … Ebenholz, dem heiligen Herz des Persimonenbaums.«
    Die nackte Figur, die sie enthüllt hatte, war das perfekte lebensgroße Bildnis eines wunderschönen jungen Mannes, dessen glänzender Farbton anders als alles war, was Siu-Sing bislang gesehen hatte - stellenweise ins Purpur spielendes Schwarz wie eine reife Pflaume, anderswo von dem tiefen Glanz blank geriebener Bronze, durchzogen von hellgelben Adern. Er lag auf dem Rücken, völlig entspannt, die Augen geschlossen, die Hände an den Seiten, als wäre er in tiefe Meditation versunken. In der linken Hand hielt er die schimmernde Kugel einer saftigen Persimone, die aus solidem Gold zu bestehen schien.
    »Du darfst ihn anfassen«, sagte die Goldene. Siu-Sing berührte ihn mit den Fingerspitzen an der glatten Brust. Seine Patina fühlte sich so echt an, dass sie die Hand rasch wieder zurückzog. Tamiko-san lachte. »Keine Angst. Ehe wir auseinandergehen, kennst du
jeden Zentimeter von ihm.« Sie nahm Siu-Sings Hand und legte sie fest auf seinen wohlgeformten Oberschenkel, führte sie sanft abwärts über die Konturen gut ausgebildeter Muskeln bis zu seinem Knie und wieder zurück.
    »Erforsche ihn. Erfühle seine Schönheit.« Sie kicherte boshaft, erfreut und amüsiert über die Vorsicht ihrer Schülerin. »Er wacht schon nicht auf. Aber er verzaubert einen, nicht wahr?«
    Sie beobachtete, wie Siu-Sing mit ihrer schmalen Hand die edlen Gesichtszüge der Figur nachfuhr, über die Flächen und Kuhlen seiner Brust und Schultern glitt, über Arme und Schultern zum Unterleib und zurück zu den Oberschenkeln, die Unterschenkel und Füße. Die Figur fühlte sich wie kühler Marmor an und war so glatt wie Seide. Tamiko-sans Belustigung wuchs, als Siu-Sing vorsichtig um die leere Fassung über dem bis in die kleinste Einzelheit modellierten Skrotum herumfuhr.
    »Unser Herzog birgt viele Geheimnisse.« Die Goldene lächelte. »Nimm seine Hand.« Siu-Sing tat, wie geheißen. »Und nun spreize seine Finger.« Jedes Glied bewegte sich so, als wäre die Hand lebendig. Als sie genauer hinsah, sah Siu-Sing, dass die Fingerknöchel und Gelenke aufwändig gefertigt waren, so dass sie sich

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