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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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war, so dass er auch noch tags darauf viele Stunden lang nicht aus dem kaiserlichen Garten zurückkehren würde.
    Siu-Sing wechselte in ihren allerbescheidensten sam-foo . Um keine Aufmerksamkeit zu erregen, schrubbte sie die Schminke von ihrem Gesicht und flocht ihre Haare zu einem einzigen Zopf, so wie jede gewöhnliche mooi-jai ihn tragen mochte.
    Das Tanka-Tragetuch auf dem Rücken befestigt, die er-hu über der Schulter, legte sie den Topas neben sein Bett auf den Nachttisch und verließ leise die Hütte. Sie hielt sich im Schatten, bis sie das Fenster von Rubins Zimmer erreicht hatte.

28. KAPITEL
    Neun Drachen
    Das Teehaus Neun Drachen mitsamt seinem Ballsaal war das größte und prächtigste seiner Art in der Hongkonger Innenstadt. Im Neon-Dschungel von Wan-Chai gelegen, dem berühmten Rotlichtviertel, lockte es seine Gäste mit einer riesigen rosafarbenen und blauen Leuchtreklame, auf der neun herumtollende Drachen einander in elektrisch knisterndem Lichterglanz auf einer Seite des Gebäudes hoch - und auf der anderen wieder hinunterjagten.
    Im größten und prunkvollsten Gebäude der Lockhart Road untergebracht, war es Restaurant, Ballsaal, Bordell und Kasino unter einem Dach. Im Erdgeschoss befand sich das traditionelle Teehaus, das diejenigen besuchten, die ihre Käfigvögel allmorgendlich spazierenführten und sich im Victoria Park Bewegung verschafften und sich dann auf einen yom-cha trafen. Zur Mittagszeit liefen Dum-sum-Mädchen mit Tabletts und Rollwagen, die mit dampfenden Köstlichkeiten in Bambusbehältern beladen waren, zwischen den Tischen umher und priesen ihre Waren in lautem Singsang an.
    Darüber befand sich - von völlig anderem Niveau - das protzige und extravagante Neun-Drachen-Restaurant, in dem Hongkongs beste Küchenchefs denen, die es sich leisten konnten, ein festliches Mahl kredenzten. Im zweiten Stock verwandelte sich der Neun-Drachen-Ballsaal allabendlich von neun bis vier Uhr in der Früh in Wan-Chais luxuriösesten Nachtklub. Hier konnte die männliche Elite der Shanghaier Oberschicht trinken, tanzen und die fachkundigen Aufmerksamkeiten einer Neun-Drachen-Hostess genießen.
    Auf dessen zentraler Bühne, unter einer sich drehenden Kugel
mit Kristallspiegeln, die Licht auf die kerzenbeschienenen Tische warfen, spielte ein Orchester abwechselnd die Wan-Chai-Version der neuesten westlichen Musik und beliebte chinesische Lieder. Eine endlose Folge von Unterhaltungskünstlern, Sängern, Zauberern, Akrobaten und nachmitternächtlichen Stripteasekünstlerinnen überschritten zur Unterhaltung der Gäste jede Grenze der Ausschweifung.
    Für diejenigen, die mehr wollten, führte ein Aufzug in das Stockwerk darüber, wo man Vereinbarungen, die man zuvor mit der Hostess seiner Wahl getroffen hatte, in Komfort und in absoluter Privatheit in die Tat umsetzen konnte. Es herrschten strenge Regeln, die von als Ober gekleideten Leibwächtern hart durchgesetzt wurden. War alles geklärt, konnte der Kunde die Hostess nach Zahlung der ausgemachten Summe in ihren Raum begleiten.
    Der Besitzer von Neun Drachen, Drei-Daumen-Poon, brüstete sich damit, dass es nichts gab, worum ein Mann bitten konnte, das nicht erfüllt wurde, wenn er den Aufzug vom Ballsaal nach oben nahm. Aus diesem Grund wurden die Hostessen sorgfältig nach Aussehen und Stil ausgesucht, vor allem aber nach ihrem Vermögen, aus den Stammkunden den Maximalpreis herauszuschinden und in ihnen den Wunsch zu wecken wiederzukommen.

    Der gelbe Lampenschirm über dem Schreibtisch von Drei-Daumen-Poon hing so niedrig, dass sein Licht zwar die Geschäftsbücher und Reihen von Essstäbchen aus Speckstein beleuchtete, das Gesicht jedoch im Schatten blieb. Seine Hände waren jedoch gut zu sehen, da seine Hemdsärmel hochgerollt waren, wie eigens angestrahlt, um die Missbildung, die ihm seinen Namen gegeben hatte, zur Schau zu stellen. An seiner linken Hand hatte irgendein boshafter Gott einen zweiten Daumen von fast perfekter Form angebracht, der vom unteren Glied seines normalen Fingers herauswuchs, als hätte eine Laune der Natur ihn in letzter Minute dort hingesteckt. Um den Unterschied hervorzuheben, trug er auf dem zusätzlichen Daumen einen mit vielen Diamanten besetzten Ring.
Eine gut durchgekaute Zigarre glomm zwischen seinen tabakfleckigen Fingern, als er Rubin näher heranwinkte.
    »Ich erinnere mich an dich, Rubin, die chi-chi , wenngleich du älter geworden bist und im Gesicht das Zeichen der japanischen Hure Tamiko-san trägst. Für

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