Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
Vom Netzwerk:
dich ist im Ballsaal kein Platz mehr. Vielleicht in der Küche oder zum Servieren von Dum-sum im Teehaus.« Er beugte sich in dem Lichtkreis vor, um sich Rubins Gesicht näher anzusehen, und blickte sie eher belustigt als freundlich an. »Das letzte Mal, als ich dir die Schale gefüllt habe, hast du nichts als Schwierigkeiten gemacht. Warum sollte ich sie dir jetzt füllen?«
    »Wegen meiner Gefährtin, die ich Ihnen bringe. Im Vergleich zu ihr bin ich bloß ein Schatten. Sie heißt Siu-Sing, Tamiko-sans Pfeifenmacherin Nummer Eins. Ich bin hier, um mich um sie zu kümmern. Sie werden die Arbeit von zweien für die Kosten von einer bekommen, weil wir uns alles teilen. Zusammen werden wir Ihnen viel Geld einbringen.«
    Rubin trat zurück, um Siu-Sing Platz zu machen. Drei-Daumen-Poon verstellte den Lampenschirm, um das ziemlich große Mädchen mit bronzefarbenem Haar anzusehen. Als er sie mit hervortretenden Augen durch seine randlose Brille musterte, erinnerte er sie an einen Frosch auf einem Lotusblatt. »Sagt die chi-chi die Wahrheit … warst du Ah-Jins Pfeifenmacherin?«
    Auf der zweistündigen Überfahrt mit der Fähre von Macao nach Hongkong hatte Rubin Siu-Sing vorbereitet. »Die beiden sind Rivalen. Es würde ihn riesig freuen, eine Pfeifenmacherin aus Macaos berühmtem Opiumhaus einzustellen.«
    »Ja, aber Rubin war meine Lehrerin. Sie hat mir gesagt, das Teehaus und der Ballsaal ›Neun Drachen‹ sei das berühmteste Etablissement in Wan-Chai und sein Besitzer ein reicher und erfolgreicher Mann, der ›Herrscher des Vergnügens‹ genannt wird. Seinem Ruf nach gibt es nichts, was er nicht weiß oder auf der Insel Hongkong zu tun vermag.«
    Die Froschaugen musterten sie argwöhnisch von Kopf bis Fuß.
»Woher weiß ich, dass du nicht von Ah-Jin geschickt worden bist, um in meinem Geschäft herumzuspionieren?«
    Siu-Sing fuhr eilig fort. »Ich spreche Englisch, Kantonesisch und mehrere Dialekte. Ich bin Tänzerin und beherrsche das Spiel auf der er-hu . Ich kenne mich in der Volksmedizin aus und kann Kopfschmerzen heilen und Schmerzen lindern … ich kann einen Mann glücklich machen und ihn innerhalb von Sekunden zum Einschlafen bringen. Ich bin eine fachkundige Pfeifenmacherin, wenn man das von mir verlangt. Jungfrau bin ich auch, aber meine Jungfernschaft ist unverkäuflich.«
    Siu-Sing spielte ihren letzten Trumpf aus. »Und schließlich bin ich auch wegen der großen Bedeutung Ihrer angesehenen Stellung hier. Ich bin die Tochter eines englischen Taipans, der bei unseren Leuten als Di-Fo-Lo und bei den Briten als Devereaux bekannt ist … Captain Ben Devereaux. Wenn man durch Ihre unvergleichlichen Beziehungen etwas über ihn in Erfahrung brächte, wäre seine Dankbarkeit grenzenlos. Darauf haben Sie mein Wort.«
    » Gwai-los sind hier nicht willkommen. Wenn sie kommen, verschwinden sie bald wieder und kehren nicht zurück. Bei diesem Hirngespinst kann ich dir überhaupt nicht helfen.« Einen Augenblick herrschte Stille, während der Zigarrenstumpen unter Glühen zum Leben erwachte. »Aber wenn du so bist, wie du dich beschreibst, was verlangst du dann für deine Fertigkeiten?«
    »Ich bitte nur um das, was jeder Neun-Drachen-Hostess gegeben wird - einen Platz zum Schlafen, das zu essen, was sie essen, gekleidet zu werden wie sie und bezahlt zu werden wie sie.«
    Nach einer ganz kurzen Pause nickte er. »Dir gehört das Zimmer Nummer Zwölf, und so heißt du auch. Ich kenne niemanden namens Siu-Sing, nur Nummer Zwölf und ihre chi-chi -Bedienstete.« Seine Daumen lösten sich gerade so lange, dass er einen Schlüssel von einem Haken an einem übervollen Bord hinter ihm nehmen konnte. »Aber ich warne dich. Ich weiß nichts von fremden Teufeln, seien sie reich oder arm. Wenn es das ist, worauf du aus bist, dann geh in die Bars und lass dich für einen Dollar von einem gwai-lo
vögeln. Wenn du eine Neun-Drachen-Hostess sein willst, vergiss diese Hirngespinste und rede nicht mehr davon.«
    Er schob den Schlüssel über den Tisch und entließ sie dann mit einem Schnippen seines glitzernden Daumens. »Nummer Fünf ist die mama-san . Wenn du die Regeln brichst, wenn du Geld versteckst oder über dein Geschäft lügst, wird sie davon erfahren und es mir berichten.«

    Siu-Sing fand das Vergnügungsviertel Wang-Chais aufregend. Wenn sie durch die belebten Straßen ging oder - Wunder über Wunder - in einem Taxi fuhr, trug sie Cheongsams, die ihr der Hausschneider von Neun Drachen in verschiedenen Violetttönen,

Weitere Kostenlose Bücher