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Die Tochter der Konkubine

Die Tochter der Konkubine

Titel: Die Tochter der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pai Kit Fai
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uns. Es hat nie stattgefunden.«
    Mit der sanften Führung und dem wachen Verstand von Fisch
an ihrer Seite gewöhnte Li sich in ein paar spannenden Wochen an ihre neue Umgebung. Die Welt, die sich um sie herum entfaltete, war dergestalt, dass jedes Erwachen wie ein Traum begrüßt wurde, der einem gewiss entrissen werden würde.
    Dank des chinesischen Arztes Yap-Lau und seiner übelriechenden Breiumschläge war sie bald in der Lage, ohne Schmerzen zum Fenster zu gehen und sich ohne Hilfe zu pflegen. Vom Balkon ihres Zimmers aus blickte man auf die gewundene Promenade Praia Grande, auf die Bucht mit ihrer Flotte ankernder Dschunken und den geschäftigen Sampans und auf die blaue Weite des Meeres.
    Niemand hatte sie aufgefordert, den Raum zu verlassen, den sie mit seinem bequemen Bett, einem Frisiertisch mit Stuhl und dem Wunder eines Spiegels so herrlich fand. Sie brauchte viele Stunden, um bei verriegelter Tür die Wunder des Spiegels zu erforschen. Er ließ sich vor - und zurückneigen, und mit ein bisschen Übung konnte Li sich betrachten wie nie zuvor. Zuerst hatte sie den Blick rasch wieder von ihrem übel geschwollenen Gesicht, den noch immer heilenden Schnitten und den Blutergüssen abgewandt. Ihr hastig geschnittenes Haar spross in ungleichmäßigen Büscheln, die ihre hübschen kleinen Ohren freiließen.
    Doch nun musterte sie sich jeden Abend in völliger Privatheit gründlicher, neigte den ovalen Spiegel, um jeden Zentimeter ihres Körpers zu begutachten und die Heilung zu beobachten. Stundenlang saß sie im sanften Licht der mit einem orangenfarbenen Schirm ausgestatteten Gaslampe und musterte sich. Mit dem Verschwinden der Verunstaltungen verblassten auch die Erinnerungen an den entsetzlichen Schweinekorb, bis sie imstande war, sich mit neuen Augen zu betrachten. Sie sah die Einzelheiten ihrer großen, mandelförmigen Augen und feinen Brauen, die dichten, geschwungenen Wimpern ihrer schönen Mutter. Im Süden waren diese ungewöhnlich, informierte Fisch sie, wo kantonesische Augen wachsam verengt wurden, die Wimpern spärlich und gerade wuchsen und die Brauen auf Grund der Armut meistens sorgenvoll gerunzelt waren.

    Jeden Tag brachte Fisch zuverlässig ihr Essen, das sie selbst zubereitet hatte, sowie einen Eimer heißes Wasser, um ihr die Füße zu waschen und die Verbände zu wechseln. Die lebhafte alte Dame hatte die Angewohnheit, nach links und rechts zu sehen, wann immer sie etwas Vertrauliches sagen wollte, was sehr oft der Fall zu sein schien. »Der Tag wird kommen, an dem du wie eine Prinzessin in der schneeweißen Badewanne des Herrn baden wirst.« Sie breitete die Arme weit auseinander und ließ die Jadearmreife klirren. »Die ist groß genug, um einen Büffel und sein Kalb darin zu waschen.« Sie senkte die Stimme. »Ich weiß, was Ah-Ho gesagt hat. Im Sky House geschieht nichts, wovon ich nichts weiß. Wenn der Herr auf See ist oder Hongkong besucht, bin ich seine Augen und seine Ohren.« Sie kicherte. »Es war klug, so zu antworten, wie du es getan hast.«
    Sie, Fisch, erklärte sie mit stolzgeschwellter Brust, genieße unter den anderen Bediensteten eine Sonderstellung und sei die Einzige, die Ben selbst eingestellt habe. Er sei es gewesen, erzählte sie stolz, der ihr den Namen Fisch gegeben habe. »Als er jung war und am Schlickwatt seine erste lorcha baute, wollte ihm niemand etwas zu essen verkaufen oder ihm Wasser holen. Bekanntlich fressen ja alle verrückten gwai-los chinesische Kinder, wenn sie können, aber ich hatte keine Angst. Ich erkenne einen guten Menschen, wenn ich ihm in die Augen sehe, und ich weiß, dass es unter unsereins Narren gibt, die viel reden, aber nichts wissen. Also habe ich ihm jeden Tag frischen Fisch verkauft, ihm direkt vom Markt Gemüse besorgt und zugesehen, dass sein Wasserfass immer gefüllt war. Mein Clanname ist Kwai-Tzing-Tze, und egal, wie oft er ihn zu sagen versuchte, er brachte ihn nicht heraus. Also taufte er mich nach dem Fisch, den ich ihm in meinem Sampan fing und dann kochte. Am liebsten aß er Macao-Seezunge, und ich wusste genau, wo man bei Ebbe welche auf dem Sand finden konnte.
    Wir haben auf den Schlickwatts im Licht einer Fackel so manches schöne Mahl zusammen gegessen. Ich brachte ihm die Sprache der Tanka bei und lernte im Gegenzug Ausdrücke der Barbaren. Wir lachten oft und sangen manchmal, es machte uns also
niemand Probleme. Er erzählte mir Geschichten vom Meer und von dem großen Vermögen, das er in der Zukunft machen würde.

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